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Verschiedene: Die Gartenlaube (1894)

Nr. 27.   1894.
      Die Gartenlaube.


Illustriertes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.

Abonnements-Preis: In Wochennummern vierteljährlich 1 M. 75 Pf. In Halbheften, jährlich 28 Halbhefte, je 25 Pf. In Heften, jährlich 14 Hefte, je 50 Pf.


Die Brüder.

Roman von Klaus Zehren.

Es ist am Abend des achtzehnten August 1870. Glutrot im Dunste des Pulverdampfs und des durch Menschenfüße und Pferdehufe aufgewühlten Staubes ist die Sonne zur Rüste gegangen auch über diesem Tag, und die Dämmerung sinkt nun wie eine riesige alles verhüllende Totenhand auf die Wahlstatt herab. Von fernher, ersterbend, in Pausen schwächer und schwächer werdend, Gewehrfeuer, das dumpfe Dröhnen eines Kanonenschusses, welches in langsamen Schallwellen über die sanft geneigte Landschaft zu kriechen scheint. Rings am Horizont züngelnde Flammen, brennende Dörfer, aus kohlendem Gebälk aufsteigender schwarzer Rauch. Ein Stöhnen und Aechzen schwebt durch die Luft, der Sterbeseufzer Gefallener vermischt mit den wimmernden Klagelauten der Verwundeten. Biwakfeuer glimmen auf; hier und da tönt der Klang deutscher Soldatenlieder hinein in den Blutdunst, der von der Erde sich erhebt. Einzelne Schüsse knattern bald nahe, bald fern, Schüsse, mit denen die Verwundeten die Aufmerksamkeit der Krankenträger auf sich zu lenken suchen.

Ein einzelner Ordonnanzoffizier reitet langsam über das Schlachtfeld von St. Privat.

Neros Gastmahl.
Nach einer Originalzeichnung von K. Fröschl.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1894). Leipzig: Ernst Keil, 1894, Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1894)_449.jpg&oldid=- (Version vom 26.7.2021)