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Verschiedene: Die Gartenlaube (1894)

einem aufstrebenden Bergorte, den wir nach achtstündiger Fahrt von Abrudbánya aus erreichen, finden wir gute Aufnahme und können von hier aus die nahegelegenen Gruben, vor allem aber die verschiedenen Anstalten besichtigen, welche zur Scheidung des Goldes von seinen ihm zähe anhangenden metallischen Gefährten dienen. Zum Abschied empfiehlt sich noch der Besuch des Bergwerkes von Nagyág, das vielleicht das ausgedehnteste im ganzen Erzgebirge ist und unter staatlicher Leitung steht. Schon die Lage des Ortes – Bernhard von Cotta erklärt sie für eine der schönsten, die ein Gebirgsdorf in Europa haben könne – ist überraschend, noch mehr aber eine Einfahrt in die Grube durch den über sechs Kilometer langen Josefsstollen, wo sich uns zahlreiche Wunder des Erdinnern enthüllen.

Der „Vulkan.“ 
Mühle von Sztanizsa.  
Marktplatz von Abrudbánya.  

Und nun geht es wieder bergab, dem Miereschthale zu, dem Ende unserer Fahrt. Im Hintergrunde tauchen die schneebedeckten Häupter der Südkarpathen auf und bald erkennen wir die an die Ausläufer des Csernagebirges geschmiegte Stadt Déva. Neben ihr steigt der Schloßberg auf, den altersgraues Gemäuer krönt. Dort in der stolzen Bergfeste ward im Jahre 1307 Herzog Otto von Niederbayern, der erste „teutsche Chunig“ von Ungarn, von treulosen Gegnern gefangen gesetzt, bis er seine Freiheit mit der Aufopferung von Krone und Reich erkaufte, und seither ist das Geschick der Burg mit dem des Landes enge verknüpft geblieben, bis sie der letzte Bürgerkrieg in eine Ruine verwandelte.

Der schrille Pfiff einer Lokomotive tönt an unser Ohr. Unwillkürlich wenden wir unsern Blick noch einmal zurück zum Erzgebirge, und seine wohlbekannten duftumflossenen zackigen Höhen winken uns freundlich den Scheidegruß zu.


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Verschiedene: Die Gartenlaube (1894). Leipzig: Ernst Keil, 1894, Seite 509. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1894)_509.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2023)