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verschiedene: Die Gartenlaube (1894)

welchen die Heizkörper unten und an den Seiten der metallenen Wände angebracht sind, und auch hier gleicht die Behandlung des Bratens oder der Backware durchaus der bisher üblichen.

Aber der elektrische Ofen bringt verschiedene Vorteile und manche Bequemlichkeiten. Wer über einen solchen Herd verfügt, der braucht kein Holz und keine Kohlen zu schleppen, auch kein Zündholz zum Anmachen der Glut; er rückt einfach ein Hebelchen und läßt den elektrischen Strom durch einen der Heizkörper kreisen, dadurch wird eine der Heizplatten erhitzt. Braucht er mehr Hitze, so rückt er mehr der Hebelchen und versetzt dementsprechend mehr Heizkörper in Glut. Und wenn er nicht mehr kochen will, so rückt er die Hebelchen zurück und in einem Augenblick ist der Strom abgestellt, der Ofen erkaltet. Da giebt es keine Asche, keinen Rauch und keinen Ruß im Zimmer. Diese Vorteile bietet ja auch schon die Gasfeuerung. Aber der elektrische Ofen ist vollkommener; er birgt nicht die Gefahren einer Leuchtgasexplosion oder Kohlenoxydvergiftung in sich.

Die Firma F. Schindler-Jenny hatte große und kleine elektrische Küchenherde und auch kleine Siedapparate ausgestellt, die in den Kochtopf gesteckt werden und 1 Liter Wasser in 5 Minuten zum Sieden bringen. Ja mit der Elektricität macht sie Bügeleisen heiß und behütet so die Plätterin vor den schädlichen Dünsten der Kohlenbügeleisen.

Aber – ja leider hängt an der sauberen, bequemen elektrischen Küche noch ein Aber: sie kann nur dort errichtet werden, wo der Anschluß an ein Elektricitätswerk möglich ist! Dadurch sind der elektrischen Küche in der Gegenwart noch Schranken gesetzt. Dann kommt der sehr wichtige Kostenpunkt in Betracht. Was diesen anbelangt, so hängt alles davon ab, wie der Strom berechnet werden muß. Wo Wasserkraft vorhanden ist, da stellt sich der Betrieb eines elektrischen Herdes billiger als der eines Kohlenherdes. Wo aber der Strom teuer kommt, da gestaltet sich das Verhältnis umgekehrt. Aber auch in diesem Falle dürfte sich die Anschaffung der kleinen Herdchen, der Sieder und Bügeleisen ihrer großen Vorzüge halber doch lohnen, zumal bei diesen der Stromverbrauch keine große Rolle spielt.

Gegenwärtig kann allerdings die Elektricität, selbst wo sie billig zu haben ist, die schwarze Kohle nicht gänzlich aus der Küche verdrängen. Wenn der Winter kommt, dann vermag der elektrische Herd, der nur gerade die zum Kochen und Braten nötige Wärme giebt und sie in wohlabgemessener Sparsamkeit auf bestimmte Heizplatten konzentriert, den Küchenranm nicht genügend zu erwärmen. Die Kochfrau ist alsdann genötigt, die Küche in der bisher üblichen Weise zu heizen. Aber man sagt, daß auch der elektrische Heizofen nur eine Frage der Zeit sei. Dann kann es ja wohl noch soweit kommen, daß Dienstmädchen und Köchinnen sich an Herrschaften nicht vermieten wollen, bei welchen ihnen die Zumutung gestellt würde, wie einst im 19. Jahrhundert Kohlen treppauf und Asche treppab zu tragen. Wenn aber auch dieses Goldene Zeitalter der Küche aufgegangen sein wird, so wird der Hausherr keine Wendung zum Besseren spüren; ebenso oft wie heute wird er mißmutig vor versalzener Suppe und elektrisch angebräuntem Braten sitzen und die uralte Wahrnehmung machen können, wie wenig durch alle Fortschritte und Erfindungen der Zeit die Natur des Menschen verändert und die Zerstreutheit der Köchinnen gemindert wird. *


Ein „Tischlein deck’ dich!“ im Walde.
Nach einer Originalzeichnung von H. Morin.

Ein „Tischlein deck’ dich!“ im Walde. Wenn der erfahrene Sammler die Titelblätter der Schmetterlings- und Käferbücher betrachtet, auf denen eine Menge der seltensten Tiere in buntem Gedränge durcheinanderschwirrt, so entlockt ihm das ein mitleidiges Lächeln, denn er weiß gar wohl, wie viel Mühe und Sorgfalt aufgewendet werden muß, um auch nur eine der begehrenswerten Raritäten, mit denen der Zeichner des Bildes so freigebig war, in seine Gewalt zu bekommen. Und doch hat auch er zuweilen an besonders glücklichen Tagen Gelegenheit zu einem reichen Fang, wie er ihn sonst oft während eines ganzen Sommers nicht zusammenzubringen vermag. Auch die Natur deckt den formenreichen, farbenprangenden Insekten zuweilen an lauschig stillen Plätzchen einen reichen Tisch und groß ist dann auch die Menge der bunten, schimmernden Tiere, welche sich zur leckeren Tafel drängen. Der bekannte Insektenforscher Professor Dr. Taschenberg sen. erzählt in Brehms „Tierleben“ von dem prächtigen Anblick, den eine große Anzahl von Goldkäfern an einem Eichenstamme bot, wo sie begierig den aus einer verletzten Stelle fließenden Baumsaft leckten, dabei weithin wie ein goldenes Pflaster leuchtend. Die gleiche, von Käfern vielbegehrte Süßigkeit hat auch auf unserem Bilde eine Anzahl Käfer am Strunk eines frischgeschnittenen Baumes vereinigt. Die große, goldgrüne Cetonia speciosissima, der Stolz aller Sammler, leuchtet wie ein breiter Edelstein hervor, an Glanz und Größe die gemeinen Goldkäfer, ihre Vettern, weit übertreffend, von denen einer, vom süßen Nektar berauscht, bereits unten auf dem Rücken liegt und von einigen neugierigen Ameisen in Bezug auf seine Eßbarkeit eindringlich untersucht wird. Neben der Cetonie sitzt ein länglicher Schmalbock (Strangalia armata), welcher mit dem schwarz und rot gebänderten Bienenwolf gleichfalls am Mahle teilnimmt. Sie alle überragt der Riese unserer Käferwelt, der mächtige Hirschkäfer, der, im Genuß gestört, einem heranschwirrenden Bienenwolf drohend seine Zangen entgegenstreckt. Das Getümmel hat auch ein paar Laufkäfer herbeigelockt, den rotgrün glänzenden Puppenräuber (Calosoma sycophanta), der im Begriff ist, eine Eulenraupe zu überfallen, und den schwarzen, rot oder violett gerandeten Carabus violaceus, der mit dem vorigen als Raupenvertilger zu unseren nützlichsten Käfern gehört. Haben die Käfer sich gütlich gethan, so werden der gebänderte Eisfalter und die schwarze blutfleckige Jacobaea sich einstellen, welche mit ihren zarten Flügelchen sich so wenig in das Getreibe der groben Käfer wagen wie eine feingekleidete Dame in einen Haufen Betrunkener, und wenn sich die Schatten der Nacht herniedersenken, dann kommen auf kräftigen Schwingen die großen Schwärmer und die schöngefärbten Ordensbänder herbei, um auch ihren Anteil vom reichen Tisch zu holen.

Flatterrose. (Zu unserer Kunstbeilage.) Von dem Leben und dem Entwicklungsgange des am 15. Juli d. J. verstorbenen Münchener Malers Bruno Piglhein haben wir auf der Beilage einiges Nähere mitgeteilt. Als eine Probe seiner Kunst, wenn auch nur einer Seite derselben, legen wir unsern Lesern das Bild „Flatterrose“ vor. In trefflicher Weise veranschaulicht es Piglheins Gabe einer flotten anmutigen Darstellung. Wie graziös sind die schwarzen Locken, die Rosen darin, der dunkle Hut, das luftige Gewand, die schleierartige Hülle um den schlanken Hals der Dame behandelt! Es ist, als fühlte man einen Windhauch, der leise mit den Enden des dünnen Gewebes spielt.


Kleiner Briefkasten.

F. L. in Berlin. Ihre Zuschrift haben wir erhalten. Prinz Adalbert von Preußen ist am 6. Juni 1873 in Karlsbad gestorben. Er war übrigens, wie Sie richtig bemerken, nicht ein Bruder, sondern ein Vetter Kaiser Wilhelms I., der Sohn des jüngsten Bruders von Kaiser Wilhelms Vater.

G. K. in Ulm. Besten Dank für Ihre freundliche Aufmerksamkeit!

A. B. in E. Wir bedauern, Ihnen auf Ihre Anfrage einen Bescheid nicht geben zu können, da wir grundsätzlich in Bank- und Versicherungsangelegenheiten keinen Rat erteilen.

B. St. in Scheiben. In den „Gesammelten Schriften“ Moltkes sind die Briefe an seine Braut und Frau nur in gekürzter Fassung enthalten. Eine vollständige Ausgabe ist in 2 Bänden bei der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart erschienen.



manicula Hierzu Kunstbeilage IX: 0Flatterrose. Von Bruno Piglhein.

Inhalt: Die Brüder. Roman von Klaus Zehren (4. Fortsetzung). S. 518. – Ein Stimmungsbild aus Bayreuth. Von Ida Boy-Ed. S. 523. Mit Abbildungen S. 517, 521, 524 und 525. – Meine Hyacinthen. Von Julius Stinde. S. 525. – „Up ewig ungedeelt!“. Von Jassy Torrund. S. 527. – Kunstfahren auf der Radfahrbahn in Halensee bei Berlin. Bild. S. 529. – Blätter und Blüten: Kunstfahren auf dem Rade. S. 531. (Zu dem Bilde S. 529.) – Elektrische Küche. S. 531. – Ein „Tischlein deck’ dich!“ im Walde. Mit Abbildung. S. 532. – Flatterrose. S. 532. (Zu unserer Kunstbeilage.) – Kleiner Briefkasten. S. 532.


Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von Julius Klinkhardt in Leipzig.
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verschiedene: Die Gartenlaube (1894). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1894, Seite 532. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1894)_532.jpg&oldid=- (Version vom 17.9.2023)