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Verschiedene: Die Gartenlaube (1894)

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Von der Weltausstellung in Antwerpen.

Von F. Neubaur. Mit Zeichnungen von W. Döll und H. Kammer.

Der Haupteingang.

Eine Weltausstellung in Antwerpen! Welch eine merkwürdige Vereinigung von Gegensätzen! Hier die Stadt mit ihren steinernen und ehernen Zeugen einer großartigen Vergangenheit, auf Schritt und Tritt historischer Boden – dort die Ausstellung mit dem Neuesten vom Neuen, was unser 19. Jahrhundert in unaufhaltsamem Vorwärtsdrängen auf den Weltmarkt wirft! Hier das geschlossene Erzeugnis einer jahrhundertealten, zusammenhängenden Entwicklung, dort, aus allen Himmelsrichtungen zusammengeweht, die mannigfaltigsten Kraft- und Kunstproben der verschiedensten Völker und Kulturen! Gewiß eine äußerst reizvolle Gegenüberstellung für den Besucher, der mit offenem Auge und offenen Sinnen Stadt und Ausstellung hintereinander durchwandelt.

Schon einmal, im Jahre 1885, hat Antwerpen eine Ausstellung in seinen Mauern veranstaltet. Auf demselben Gelände wie damals hat auch die diesjährige ihre Stelle gefunden, am südlichen Ende jener Avenuen, welche in einem von Norden nach Süden ziehenden Bogen die Neustadt von der Altstadt trennen. Während aber im Jahre 1885 die Gärten der Ausstellung eben erst angepflanzt waren und daher äußerst dürftig erschienen, breitet sich heute ein recht hübscher Baumwuchs rings um die Ausstellungsgebäude her aus. Prächtige Rasenteppiche und Blumenbeete erhöhen den künstlerischen Eindruck der Anlage.

Vor dem Thore von Alt-Antwerpen.

Das Hauptgebäude der Ausstellung weist an der Hauptfront den von zwei rampenartigen Treppen flankierten, von einer niederen Kuppel überragten Haupteingang auf, den die obenstehende Abbildung zeigt. Rechts schließt sich an das Hauptgebäude in stumpfem Winkel ein Seitenflügel, an diesen eine breite Galerie, zu der Freitreppen emporführen und die ihrerseits in die Maschinenhalle hineinleitet. Im Scheitelpunkt des stumpfen Winkels ist ein eigenes Gebäude für Festlichkeiten eingeschoben. Vor der Vorderfront des Maschinengebäudes erhebt sich ein Pavillon, welcher die Ausstellung des Kongostaates birgt und vor welchem um einen See herum ein Dorf der Kongoneger aufgebaut ist, belebt von Kongotruppen und Eingeborenen von der

Kongomündung. Von hier gelangt man zum Museum der schönen Künste mit einem ebenfalls zur Ausstellung gehörigen großen Aquarium; an dieses endlich

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1894). Leipzig: Ernst Keil, 1894, Seite 620. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1894)_620.jpg&oldid=- (Version vom 6.4.2024)