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Verschiedene: Die Gartenlaube (1895)


Photographie im Verlage von Franz Hanfstaengl in München.
Wer fängt?
Nach einem Gemälde von A. Keller.


Geldmitteln dem knauserigen und mißtrauischen Kurfürsten gegenüber eintrat, beweist, daß König sie in der Theorie von der Richtigkeit seiner Meinung zu überführen gewußt hatte.

Der Kommissionsbericht befriedigte den ungeduldigen Fürsten keineswegs. Er witterte hinter der Verzögerung nur die Absicht Königs, bequem von seinem Gehalte zu leben, und fürchtete, einfach hintergangen zu werden. Daher befahl er, dem Säumigen kein Geld mehr „in die Fäuste“ zu geben, die Fortschritte des Werkes von Woche zu Woche zu überwachen und ihn zu veranlassen, darüber eine bündige Erklärung abzugeben, bis wann er seine Arbeit fertigstellen wolle. Ein freundlicher Hinweis auf den Galgen unterstützte die Entschiedenheit dieses Befehles.

Aber König weigerte sich, einen Termin zu stellen. Er war sichtlich selbst zweifelhaft am Gelingen seines Werkes geworden. Daher ließ ihn der Kurfürst festnehmen und auf der benachbarten Feste Hohnstein einsperren. Seine Frau und Kinder wurden von Königstein, als „des Orts nichts mehr nütze“, nach Altenburg zurückgeschafft, König aber von Paul Buchner ernstlich ins Verhör genommen. Nur der drohende Galgen veranlaßte ihn schließlich, doch einen Termin zu nennen. Am 24. Februar 1580 erklärte er, in 11/2 Jahren, also zum August 1581 und mit 1650 Gulden sein Werk fertigstellen zu wollen, ja, des Kurfürsten mißtrauische Natur zwang ihn, seine auf 2000 Gulden Wert geschätzten Güter in Altenburg für richtige Einhaltung der Frist zu verpfänden. Nun erst gab der Kurfüst seinem Geheimen Rate von Bernstein den Befehl, König aus dem Gefängnis zu entlassen, ihm aber vorher einzuschärfen, daß er seine gelinde Strafe als Gnade zu betrachten habe und daß man auf ihn jetzt ein schärferes Auge richten werde. Das letztere hieß so viel, daß König eigentlich nur sein Gefängnis in Hohnstein mit jenem auf dem Königstein zu vertauschen habe.

König erbat sich einige Fachleute zur Hilfe, und zwar den Uhrmacher Hans Kurzrock aus Eger und den Instrumentenmacher Christof Drechsler aus Dresden, treffliche Männer, von deren Hand gefertigte kunstreiche Instrumente sich noch in Dresdener Sammlungen finden. Aber der Kurfürst verweigerte sie. Später erlangte König doch, daß er Kurzrock zu Rate ziehen durfte, ebenso wie ihm erlaubt wurde, seine beiden Söhne am Werke zu beschäftigen. Aber noch im Mai 1582 ist es nicht fertig, acht Monate nach dem ausgemachten Termin. Dem Kurfürsten versagte immer noch nicht die Geduld, denn sein Oberzeugmeister war von dem endlichen Gelingen immer noch überzeugt und gab seinem Herrn günstige Berichte. Selbst als der Kurfürst am 10. Mai 1582 befahl, die Materialien zu verkaufen, um so die Erinnerung an das kostspielige und zwecklose Unternehmen zu vernichten, setzte Buchner noch durch, daß König abermals 200 Gulden als Vorschuß gezahlt wurden.

Die Arbeit ging weiter. Nach einem Jahr, im April 1583, schickte der Kurfürst wieder eine Kommission auf den Königstein, nachdem er fürsorglich Befehl gegeben hatte, König als der Flucht verdächtig besonders scharf zu beobachten. Buchner konnte wieder keine gute Kunde geben. Noch sei viel zu fertigen, das Werk schreite aber fort. Da ließ der Fürst am 19. April den unglücklichen Meister nach Dresden bringen, um dessen Ausflüchte selbst zu prüfen. Der Kurfürst war damals schon ein alter Herr. Er hatte vielerlei üble Erfahrungen mit Erfindungen, mit fahrenden Allerweltskünstlern gemacht. Aber er hatte durch sie auch manches erlernt, was ihm und seinem Lande zu gute kam, technische Neuerungen, gewerbliche Fortschritte. Er stand in der ganzen Welt in dem Rufe, Goldmacher mit Erfolg beschäftigt zu haben. Und die Welt hatte im Hinblick auf die vollen Staatssäckel Sachsens ganz recht. Aber nicht geheimnisvolle Beschwörung, sondern eine bis zum Geiz ausgebildete Sparsamkeit war das Mittel seiner Bereicherung. Ein Zug von Menschenverachtung bildete sich in seinem späteren Leben heraus. Man braucht nur in sein griesgrämlich verbittertes Gesicht zu sehen, wie es uns Lukas Kranach d. J. darstellte, um aus

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1895). Leipzig: Ernst Keil, 1895, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1895)_217.jpg&oldid=- (Version vom 17.7.2023)