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Die Gartenlaube.

Beilage zu No 10. 1896.



Karl Reinthaler †. In Bremen verschied am 13. Februar Karl Reinthaler, ein Musiker, dessen Bedeutung als Komponist allseitig anerkannt ist und der insonderheit auf das musikalische Leben der alten Hansestadt einen hervorragenden Einfluß ausgeübt hat. Im altehrwürdigen Lutherhause zu Erfurt wurde er am 13. Oktober 1822 als Sohn eines Geistlichen geboren. Dem Vater zuliebe studierte er in Berlin, trotzdem er mit Leib und Seele schon Musiker war, Theologie und ging erst nach abgelegtem Examen ganz zur Musik über, dabei in A. B. Marx in Berlin den eifrigsten Förderer seiner Bestrebungen findend. Einige wirkungsvolle Psalmenkompositionen für den k. Domchor in Berlin trugen ihm ein preußisches Reisestipendium nach Italien ein, wo er Kirchengesang studierte. 1853 folgte er einem Rufe Hillers als Gesangslehrer an das Konservatorium zu Köln, von wo er 1858 als städtischer Musikdirektor, Domorganist, Leiter der Singakademie und des Domchors nach Bremen kam. In dieser Stellung und später auch an der Spitze der Liedertafel hat er bis 1890 segensreich gewirkt und gleichzeitig zahlreiche Kompositionen von bleibendem Werte geschaffen. Reinthaler war eine durch und durch ideal angelegte Natur. Bei den alten Meistern ist er in die Schule gegangen. Zu Mendelssohn steht er insofern in besonderer Beziehung, als er sich im geistlichen Oratorium, und zwar in der demselben von Mendelssohn verliehenen verjüngten Gestalt, am erfolgreichsten hervorgethan hat. Sein treffliches Oratorium „Jephtha und seine Tochter“, das ihm am frühesten einen allgemein geachteten Namen errang, ist dafür Zeuge. Die romantische Seite seines künstlerischen Wesens zeigt sich am entschiedensten in seiner in Frankfurt a. M. preisgekrönten reizenden Oper „Das Käthchen von Heilbronn“. Er schuf noch eine zweite Oper „Edda“, ferner eine Symphonie, die Chorwerke „In der Wüste“, „Das Mädchen von Kolah“, Quartette für gemischten Chor und Männerchor, Psalmen und Lieder.

Karl Reinthaler.
Nach einer Aufnahme vom Hofphotographen J. B. Fellner Nachfolger Fritz Krüger in Bremen.

1876 errang er sich in der von der Stadt Dortmund ausgeschriebenen Konkurrenz für die Komposition der Gottschallschen „Bismarckhymne“ den ersten Preis, für welche er auch den Titel eines Königl. Preußischen Musikdirektors erhielt. 1888 wurde er zum Professor ernannt. Um die künstlerische Hebung des deutschen Chorgesangs hat er sich wesentlich verdient gemacht, im besonderen auch als Leiter der großen Konzerte der Bremer Singakademie. Er war das letzte Ehrenmitglied der „Vereinigten Norddeutschen Liedertafeln“. Seit einigen Jahren war er infolge eines Schlaganfalls gelähmt, behielt aber bis zuletzt die volle geistige Frische, so daß er noch kurz vor seinem Tode Konzerte besuchte und im Gesang unterrichtete. W. G.     

Ludwig Gabillon.

Ludwig Gabillon †. In dem ebenfalls am 13. Februar verstorbenen Ludwig Gabillon hat das Wiener Hofburgtheater eines seiner beliebtesten Mitglieder, das berühmte „Ensemble“ desselben eine seiner festesten, treuesten Stützen verloren. In ihm lebte der Geist Heinrich Laubes fort, unter dessen Leitung das Wiener Burgtheater eine seltene Blüte erreichte und dessen scharfer Kennerblick wie so viele auch diesen Künstler noch in der Zeit des Werdens in seiner Eigenart und seinem Vollwert erkannte. Laube war es, der, nachdem er 1853 den jungen stattlichen Mecklenburger für Wien gewonnen, dessen urkräftigem Talente diejenige Richtung wies, in welcher Gabillon dann von Erfolg zu Erfolg schritt, statt jugendlicher Liebhaber wie früher, nun düstere reckenhafte Helden, ernste Charaktere von Kraft und Mark, geistvolle Intriguanten oder auch von Humor übersprudelnde Bonvivants spielend. Dabei war er, der Landsmann Fritz Reuters, selbst ein Naturell von frischestem Humor, ein unermüdlicher Erzähler voll Witz und Laune, jovial im Umgang, treu im Dienst wie in der Freundschaft – kein Wunder, daß sein Tod in dem so theaterfreundlichen Wien außergewöhnlich betrauert wird! Das Wandervirtuosentum lag anderseits seiner Art fern, woher es kommt, daß man ihn in den Jahren seiner künstlerischen Gereiftheit nur auf wenigen anderen Bühnen öfter als Gast gesehen hat.

Seine schauspielerische Laufbahn hatte er im Alter von 16 Jahren 1844 auf dem Stadttheater in Rostock begonnen, und zwar mit der Statistenrolle eines Indianers in der „Sonnenjungfrau“. Die folgenden Lehr- und Wanderjahre sahen ihn in Oldenburg, Schwerin, Kassel, Hannover und London, wohin er Emil Devrient auf ein Gastspiel begleitete. Zu seinen bewundertsten Rollen, denen er dann in Wien mustergültige Gestalt gab, zählten neben Alba und Talbot der Hagen in Hebbels „Nibelungen“, der Lindenschmied in Otto Ludwigs „Erbförster“ und Ritter Boffesen in Bauernfelds „Landfrieden“. Der bedeutende Darsteller war auch ein ausgezeichneter Regisseur; als solcher hat er dem Burgtheater seit 1875 gedient. Seiner norddeutschen Heimat bewahrte er im Herzen eine große Anhänglichkeit, von den Werken Fritz Reuters war er ein großer Verehrer, und durch öffentliche Vorlesungen aus denselben gelang es ihm, dessen Poesie und Humor auch in Wien volkstümlich zu machen. Seine Gattin, Zerline Gabillon, die gleichzeitig mit ihm von Laube nach Wien engagiert worden war und neben ihm an die vierzig Jahre auf derselben Bühne mit gleichem Erfolge gewirkt hat, ist ihm schon vor drei Jahren in den Tod vorausgegangen. p.     

Universal-Gardinen-Anstecker.

Universal-Gardinen-Anstecker. Eine recht praktische Neuerung, durch die unseren Hausfrauen das Anstecken der Vorhänge wesentlich erleichtert wird, wurde von der Firma Zimmermann u. Co., Berlin SW., Markgrafenstraße 72, in den Handel eingeführt. Dieselbe besteht, wie unsere Abbildung zeigt, aus einem Blechstreifen, an dem in regelmäßigen Abständen Haken von Stecknadelstärke angebracht sind. Man nagelt den Blechstreifen an der Rückseite der Gardinenstange fest und kann nun durch einfaches Aufziehen der Vorhänge auf den Nadeln des Blechstreifens den schönsten Faltenwurf erzielen. Das Abnehmen der Gardinen wird beim Gebrauch dieses Ansteckers gleichfalls bedeutend erleichtert, so daß im Vergleich zu den alten Befestigungsarten viel Zeit gewonnen wird.


Hauswirtschaftliches.

Gegen den Rost. Kunstgußwaren aus Eisen und Stahl rosten leicht und lassen sich nur auf folgende Weise gut und völlig reinigen. Man muß sich aus Zinnasche und gepulvertem Hirschhorn zu gleichen Teilen mit der doppelten Menge Spiritus einen Teig anrühren und damit die Gegenstände gut abbürsten, worauf man sie mit Löschpapier trocken reibt. Will man vermeiden, daß sich in Zukunft neuer Rost ansetzt, so muß man die Gegenstände nach der Reinigung mit einem farblosen Lacküberzug versehen. He.     

Praktischer Plättbrettbezug. Nichts hindert mehr am raschen und guten Plätten, als ein nicht tadellos glatt sitzender Plättbrettbezug. Die gewöhnlichen Bezüge, die jede Hausfrau wohl selbst aus alten Bettbezügen, Leinwandlaken u. s. w. fertigt und meist mit Bändern unter dem Plättbrett schließt, haben oft die Neigung, sich zusammenzuschieben und außerdem dort, wo die Bänder angenäht sind, auszureißen. Man fertigt daher den Plättbrettbezug am praktischsten, wenn man ihn etwa 8 cm breiter als das Plättbrett schneidet, an beiden Längsseiten einen etwa 4 cm breiten Streifen entgegensetzt und nun beide Seiten in regelmäßigen Abständen mit Knopflöchern versieht. Man schraubt dann in die Unterseite des Plättbrettes an den entsprechenden Stellen kleine Messingknöpfchen ein und knöpft den Bezug daran fest. L. H.     



An unsere Leser.

     manicula Um den praktischen Interessen der Familie zu dienen, haben wir in dem Anzeigenteil der „Gartenlaube“ eine besondere Rubrik, den Kleinen Vermittler“, eingeführt. In denselben werden Anzeigen, welche Stellengesuche und Stellenangebote, Unterricht und Pensionatswesen betreffen, Inserate über Kauf und Verkauf von Grundstücken, sowie überhaupt Ankündigungen aus dem täglichen Kleinverkehr zu besonders ermäßigtem Insertionspreise aufgenommen. Das Wort in gewöhnlicher Schrift kostet 15 Pf., in fetter Schrift 20 Pf. Wir empfehlen den „Kleinen Vermittler“ der freundlichen Beachtung unserer Leser. Die Anzeigen sind an die Anzeigen-Administration der „Gartenlaube“ (Annoncen-Expedition Rudolf Mosse), also nicht an den unterzeichneten Verlag, zu richten. Der Verlag der „Gartenlaube“. 


Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 164a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0164_a.jpg&oldid=- (Version vom 11.7.2023)