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Die Gartenlaube.

Beilage zu No. 23. 1896.


Die Enthüllung des Denkmals Kaiser Wilhelms I. am Friedensfesttag zu Frankfurt a. M. Von all den festlichen Veranstaltungen, durch welche im Deutschen Reich am 10. Mai die Erinnerung an den vor 25 Jahren erfolgten Friedensschluß begangen wurde, war die in Frankfurt a. M. naturgemäß die bedeutungsvollste. In demselben Gasthof „Zum Schwan“, in welchem 1871 die Sitzungen stattfanden, die zur Unterzeichnung des Friedensvertrags durch Bismarck und Jules Favre führten, wohnte jetzt der Enkel Kaiser Wilhelms I. als Gast der Stadt, die mit der glänzend vorbereiteten Friedensfeier einen hohen Ehrentag ihrer eigenen Geschichte beging. Die Teilnahme des Kaiserpaares an diesem Feste brachte die nationale Bedeutung desselben zum Ausdruck; der Jubel, mit welchem die Frankfurter Bevölkerung einmütig das Fest beging, war ein Wiederhall der Begeisterung, mit der vor 25 Jahren das deutsche Volk allüberall die Kunde vom Abschluß des Frankfurter Friedens begrüßte. Den Höhepunkt der Feier bildete die Enthüllung des schönen Denkmals, welches die einstige Kaiserkrönungsstadt Kaiser Wilhelm I. gewidmet hat, dem „letzten Wahlkaiser, in welchem,“ wie Oberbürgermeister Adickes in seiner Festrede ausführte, „zugleich zum erstenmal die in der Not der Zeiten langsam gereifte, stürmisch bekämpfte und endlich alles überwindende Idee des Erbkaisertums der Hohenzollern Gestalt gewann“. Das Denkmal, ein Werk des Düsseldorfer Bildhauers Clemens Buscher, trägt auf hohem, granitenem Sockel die fast 5 m hohe Reiterfigur des Kaisers. Vor der Front des Sockels erblickt man drei allegorische Figuren, eine stehende, den Friedensgenius, und zwei sitzende, Kunst und Gewerbe, die als Verkörperungen des Bürgertums dem Kaiser huldigen. Auf der Abstufung der Rückseite sitzt die Gestalt der „Frankofurtia“, welche die Reichsinsignien beschirmt. Die Lage des Denkmals auf dem Opernplatz ist eine sehr schöne. Unsere Abbildung gibt eine Aufnahme wieder, welche kurz nach der Enthüllungsfeier hergestellt wurde.

Die Enthüllung des Kaiser Wilhelm-Denkmals in Frankfurt a/Main
am 10. Mai 1896.
Nach einer Aufnahme von C. F. Fay, Lichtdruckanstalt in Frankfurt a/Main

Sonderbar geformte Früchte bilden auf der Tafel eine unterhaltende Ueberraschung. Werden sie in Schaufenstern ausgestellt, so finden sich leicht Käufer dafür. Weniger bekannt ist es, daß der Mensch in der Lage ist, die Gestalt größerer und fester Früchte nach Belieben zu verändern. Sehr leicht gelingt dies an Kürbissen, Gurken u. s. w. Die Chinesen betreiben diese Liebhaberei seit langer Zeit. Sie stecken junge Kürbisfrüchte in eigentümlich geformte Flaschen, die Früchte wachsen, füllen die ganze Flasche aus und drücken sich an den Wänden ab; wenn sie reif sind, zerschlägt man die Flasche und ist im Besitz einer künstlich geformten Frucht. Wir machen Gartenfreunde unter unseren Lesern auf diese Spielerei aufmerksam. Sie bereitet viel Vergnügen.

Serviettenschützer. Für Leute, die täglich im Gasthause speisen, oder während eines Landaufenthaltes, ist eine Hülle für die Serviette jedenfalls mehr zu empfehlen als ein einfacher Ring, der dieselbe wohl vor Verwechselung, aber nicht vor Beschmutzung schützt. Man arbeitet solch eine praktische Hülle, indem man ein 28 cm langes und 21 cm hohes Stück hellfarbigen Tuches ringsum auszackt, mit leichter Seide füttert und in die Mitte desselben das Monogramm einstickt. An das Seitenende näht man ein Seidenschnürchen, an dem man einen Stahlring befestigt. Ist die Hülle über die Serviette gerollt, so zieht man das Ganze dnrch den Ring. A. S.     
Zahnradbahnen. Im Jahre 1895 gab es auf der Erde 63 Zahnradbahnen mit einer Schienenlänge von 772 km. Die Schweiz besitzt die meisten Zahnradbahnen: 17 Linien mit 170 km Schienenlänge; darauf folgen Deutschland mit 14 Linien und 125 km Länge und Oesterreich-Ungarn mit 10 Linien und 127 km Schienenlänge. Europa verfügt insgesamt über 52 Linien, Amerika über 8 und Asien über 3 Zahnradbahnen. Die älteste Zahnradbahn der Welt ist die auf den Washingtonberg in Nordamerika, sie wurde im Jahre 1868 gebaut; die älteste in Europa ist die Rigibahn, die im Jahre 1871 eröffnet wurde.

Der besuchteste Garten der Welt dürfte der Botanische Garten von Kew an der Themse bei London sein. Er wurde im Jahre 1894 von 1377588 und im Jahre 1895 von 1407369 Personen besucht. Den stärksten Besuch, 13583 Personen, erhielt er am 3. Juni 1895; am stillsten war es in ihm am 28. November desselben Jahres, an welchem Tage sich nur 104 Besucher einfanden.


Hauswirtschaftliches.

Räuchertinktur gegen Fliegen. 15 g Benzoëtinktur, 15 g Essigsäure, 15 g Nelkenöl, 300 g Eau de Cologne mischt man zusammen und füllt alles in eine gut verschließbare Flasche. Gießt man von dieser Tinktur, deren Bestandteile jeder Droguist liefert, 1 bis 2 Theelöffel auf ein heißes Eisenbleck und öffnet die Stuben- oder Kammerfenster, so suchen die Fliegen schleunigst das Weite. Kr.     

Limonadenpulver. Im Folgenden geben wir Anweisung zur Herstellung eines Pulvers, mit dessen Hilfe man sich in der heißen Jahreszeit schnell eine vorzügliche Limonade bereiten kann. Man mischt 917 g doppeltkohlensaures Natron, 1243½ g Zucker, 3½ g Zitronenöl innig zusammen und nimmt auf 10 g dieser Mischung noch 2½ g fein pulverisierte Zitronensäure. Ein Theelöffel dieses Pulvers liefert ein herrliches Getränk. – Die einzelnen Bestandteile läßt man vom Droguisten abwägen und nimmt die Mischung in der Haushaltung persönlich vor. r.     

Lederschwämme. Unbrauchbar gewordene Lederhandschuhe jeglicher Art, die sich in jedem Haushalte im Laufe der Zeit ansammeln, kann man zu einem trefflichen Schwamm verwenden, mit dem sich Thüren und Fenster vorzüglich reinigen lassen. Man schneidet Handschuhe in Streifen von 3 cm Länge und 1½ cm Breite, durchsticht jeden Streifen einmal in der Mitte und reiht ihn auf einen festen dünnen Bindfaden, bis man einen länglichrunden Schwamm erhalten hat. He.     

Suppen ohne Fleisch. Es sind keine gewöhnlichen Wassersuppen, die ich den Leserinnen empfehlen möchte, sondern einige Sommersuppen, welche vermöge ihrer glücklichen Zusammensetzung das fehlende Fleisch nicht entbehren lassen und vermöge eines Zusatzes von Fleischextrakt doch den eigenartigen Fleischgeschmack aufweisen.

1. Portugieser Suppe. 4 Schalotten (feine Zwiebeln) und reichlich Lauch schneidet man fein, röstet dies mit Salz und Pfeffer in 40 g Butter an, füllt etwas kochendes Wasser auf und kocht das Ganze eine Stunde. Dann reibt man die Suppe durch, versetzt sie mit 1 l Blumenkohlwasser, thut einen kleinen, vorher zerteilten Kopf Blumenkohl daran und fügt 8 g Liebigs Fleischextrakt hinzu. 1 Eigelb verquirlt man mit 1 Löffel süßer Sahne und 2 Theelöffel geriebenem Parmesankäse und rührt hiermit die Suppe ab.

2. Sparsamkeitssuppe. In 1/4 l saurer Sahne werden 3 Eßlöffel Mehl glatt gerührt, die Masse mit etwas kaltem Wasser verdünnt und in 1/2 l kochendes Wasser gerührt, in dem sie unter beständigem Quirlen aufkochen muß. Diese einfache, aber trotzdem wohlschmeckende Suppe wird mit gewiegtem Krebel und etwa gereinigtem Kümmel gewürzt, mit einem Eigelb abgerührt und mit gerösteten Semmelwürfeln angerichtet.

3. Rostocker Suppe. In 50 g zerlassener Butter dünstet man eine frische geschälte, von Kernen befreite Gurke, mehrere Salatherzen, zwei Schalotten und einen Teller junge Erbsen 10 Minuten, fügt so viel kochendes Wasser bei, als man Suppe braucht, gibt als Würze Petersilie, Kerbel, Pimpernelle, Salz und Pfeffer dazu und dünstet alles weich. Dann wird ein Theelöffel Fleischextrakt beigemischt und die Suppe mit einem Eigelb abgerührt. L H.     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 388a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0388_a.jpg&oldid=- (Version vom 13.7.2023)