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verschiedene: Die Gartenlaube (1896)

Nr. 24.   1896.
Die Gartenlaube.


Illustriertes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.

Abonnements-Preis: In Wochennummern vierteljährlich 1 M. 75 Pf. In Halbheften, jährlich 28 Halbhefte, je 25 Pf. In Heften, jährlich 14 Hefte, je 50 Pf.


Der laufende Berg.

Ein Hochlandsroman von Ludwig Ganghofer.


1.

Silberne Fäden, schimmernd in der Morgensonne, gaukelten durch die stille, von keinem merklichen Windhauch bewegte Luft; langsamen Fluges kamen sie aus dem Thal heraufgezogen, in dessen sonniger Tiefe das Dorf mit seiner Kirche und den hundert Häusern gleich einem weitschichtig ausgekramten Spielzeug zwischen den herbstlich gefärbten Berggehängen lag. Alles in eine Flut von Licht und Farbe getaucht. Der vergoldete Knauf des Kirchturms strahlte in hellem Feuer, die alten Schindeldächer schillerten wie silbergrauer Sammet und auf den neuen Häusern leuchteten die frischen Ziegel wie Metall in der Rotglut. Die welkenden Obstbäume waren anzusehen, als trügen sie keine Blätter mehr, sondern nur eine Menge kleiner, rotwangiger Früchte, und das nach allen Herbststürmen noch verbliebene Laub der Buchen und Ahornbäume spielte in zartgetöntem Wechsel zwischen brennendem Gelb und tiefem Purpur. Das gegen Süden blickende Berggehänge mit seinen steilen Wiesen und zerstreuten Wäldchen war von goldiger Morgensonne übergossen, das jenseitige noch von blauem Frühschatten


Die Eröffnung der Internationalen Gartenbau-Ausstellung in Dresden am 2. Mai 1896.
Nach einer Originalzeichnung von B. v. Francken.


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verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0389.jpg&oldid=- (Version vom 9.10.2022)