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verschiedene: Die Gartenlaube (1896)

des Christentums, welche den wehr- und waffenlosen Mann an diese starre Küste trieb, um die Götzenbilder einer wilden, gesetzlosen Rotte zu stürzen und an deren Stelle das Kreuz aufzurichten.

Reste der Salomokapelle.

Die Hammerbucht wird beherrscht von der Festung Hammerhus. Rings abgeschlossen von steilen Felswänden, geschützt durch schweres Mauerwerk, waren die schloßartigen Gebäude jedem Ansturm eines mit den Waffen der damaligen Zeit versehenen Feindes gewachsen. Die dänische Geistlichkeit, welche lange im Besitze dieser Festung war und ebenso gottesfürchtig wie streitbar dieselbe aufs äußerste verteidigte, hatte den Gebäuden den halb kirchlichen, halb weltlichen Anstrich gegeben. Noch heute kann man in den Ruinen die Baulichkeiten nach den verschiedenen Zwecken unterscheiden. Die Kapelle ist durch Gänge mit der Hauptfestung, welche in ihrer Form dem Schlosse von Ritzebüttel und dem Neuwerker Leuchtturm aufs Haar gleicht, verbunden. Wir finden Wirtschaftsgebäude, Kellereien, Burgverließe und Wachtlokale bei den Türmen. Angesichts dieser Ruinen tritt uns das Mittelalter so recht vor Augen. Wie sicher mögen sich die Herren hier oben gefühlt haben, bis die erste Kugel aus einem Feuerrohre die ersten Steine der starken Mauern löste! Dann ging es rasch abwärts mit diesen festen Plätzen. Was die Geschosse nicht zertrümmerten, das nagte die Zeit an den wertlos gewordenen Festungswerken, und so starren heute nur Ruinen gen Himmel, Zeugen einer vergangenen Kulturperiode.

Die Ruinen der Festung Hammerhus.

Der Name „Hammer“ für die Nordspitze Bornholms ist vielleicht nicht ganz glücklich gewählt. Vielmehr ist es hier das Meer, welches gegen die Granitfelsen wie auf einen Amboß hämmert. Welch wunderbare Formen hat das Wasser durch die Jahrtausende hin aus dem Gestein geschaffen! Steigt man die Hammerhusschlucht hinab, so befindet man sich angesichts einiger Klippen, welche aussehen, als ob eine menschliche Hand sie zu Tierkörpern geformt hätte. Da ragt ein riesiger Löwenkopf in die Brandung hinaus, es ist der Felsen rechts auf unsrem Bilde (Seite 418). Behaglich scheint er das aufspritzende Wasser mit dem Maule aufzufangen. Ueber seine Mähne ergießt sich bei stürmischem Wetter die weißschäumende Flut und es sieht aus, als ob das gewaltige Tier sich bei den Sturzbädern so recht wohl fühlte. Neben dieser Klippe ragt eine andere aus dem brandenden Wasser empor, deren Form ein humoristisches Motiv zu Grunde

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verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0417.jpg&oldid=- (Version vom 21.9.2022)