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verschiedene: Die Gartenlaube (1897)

Erwägungen war ihm stets das Gewagteste auch das Liebste, da war er am größesten und in seinem eigentlichen Element!“

Nach dem Friedensschluß wurde Blumenthal durch eine Dotation von 450 000 Mark ausgezeichnet. Am 16. Juni 1871 à la suite des 3. Thüringischen Infanterieregiments Nr. 71 gestellt, dann auf kurze Zeit zu den Offizieren von der Armee versetzt, wurde er am 2. Oktober kommandierender General des IV. Armeekorps, am 22. März 1873 General der Infanterie und am 2. September desselben Jahres Chef des Magdeburgischen Füsilierregiments Nr. 36. Er begleitete wiederholt den Kronprinzen auf seinen Reisen. Unmittelbar nach dem Kaisermanöver des Jahres 1883 in der Provinz Sachsen erhob der oberste Kriegsherr seinen bewährten Paladin am 19. September in den erblichen Grafenstand, nachdem bereits seit dem fünfzigjährigen Dienstjubiläum der Orden vom Schwarzen Adler neben zahllosen anderen Dekorationen seine Brust schmückte.

Als Kaiser Friedrich, sterbenskrank, aus dem fernen Süden pflichtgetreu auf seinen Posten geeilt war, da war es eine seiner ersten Regierungskundgebungen, daß er seinen getreuen Berater – am 15. März 1888 – zum Feldmarschall ernannte. Am 12. April wurde er, unter Entbindung von dem Kommando des IV. Armeekorps, zum Generalinspekteur der vierten Armeeinspektion, mit dem Wohnsitz in Berlin, und gleichzeitig zum Chef des Reitenden Feldjägerkorps ernannt.

Am 30. Juli 1890 beging Blumenthal in stiller Zurückgezogenheit seinen 80. Geburtstag; die Feier war leider getrübt durch den Verlust der Gattin, die ihm im Januar der Tod entrissen hatte. Seine treue Lebensgefährtin (Delicia v. Wyner, geboren 1813 in der Grafschaft Warwick in England) hatte alle Avancements, vom Premierlieutenant bis zum Feldmarschall miterlebt und auch noch die Goldene Hochzeit mit ihm begangen.

Auch Kaiser Wilhelm II. hat den greisen Helden durch mannigfache Gnadenbeweise geehrt. So sollte der Feldmarschall bei der fünfundzwanzigjährigen Gedenkfeier der Kaiserproklamation am 18. Januar 1896 das Reichspanier tragen, als der älteste der noch lebenden Heerführer aus jener großen Zeit. Seine Gesundheit war aber damals recht bedenklich erschüttert und gestattete ihm nicht, diesem ehrenvollen Rufe zu folgen.

Als eine der letzten Säulen aus großer Vergangenheit ragt noch der Feldmarschall in die Gegenwart herein. Was er geleistet hat, gehört der Geschichte an, und wie die Armee, so wird auch unser Volk allezeit mit Dankbarkeit des berühmten Strategen gedenken, der an der Vollendung des großen mit Deutschlands Einigung gekrönten Werkes in hervorragender Weise mitgearbeitet hat. S.     


Am Wörther See in Kärnten.

Von Georg Scherer. Mit Illustrationen nach Federzeichnungen von Tony Grubhofer.

Du Perle von Kärnten, mein Wörther See,
Nach dir steht mein Verlangen;
Mir lacht das Herz, wenn ich dich seh,
Dein Reiz nimmt mich gefangen.

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Du Kleinod im grünen Wälderkranz,
Umrahmt von Berg und Hügel,
Still ruht der Sonne goldner Glanz
Auf deinem Zauberspiegel.

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Wieder stehen wir im Zeichen der Erholungsreisen, und das Heer der Touristen und Sommerfrischler rüstet sich zum Aufbruch nach den beliebten Standquartieren. Zu den älteren Reisezielen hat sich seit einiger Zeit ein neues gesellt, das östlich an Tirol grenzende, im Norden und Osten von Salzburg und Steiermark, im Süden von Krain umschlossene Herzogtum Kärnten. In diesem Sommer wird es in ganz besonderem Maße die Aufmerksamkeit der Gebirgsfreunde auf sich lenken, da in den Tagen vom 5. bis 8. August die Generalversammlung des so weit verbreiteten Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins in der Landeshauptstadt Klagenfurt stattfinden wird.

Oestliche Hälfte des Sees mit Pörtschach; im Hintergrunde rechts die kleine Halbinsel Maria Wörth.

Vom Großglockner, dem König der Tauern, dessen Kamm die Grenzlinie zwischen Tirol und Kärnten bildet, zieht nach Osten und Südosten das breitere und niedrigere Mittelgebirge der Ostalpen in mehreren parallelen und fächerartig sich zerteilenden Ketten durch das Land Kärnten. Und derselben Richtung nach Osten folgen auch die Flüsse und ihre Thäler, während sie sich in Tirol (mit Ausnahme des nach Nordosten durchbrechenden Inn) dem sonnigen Süden zuwenden, welcher dafür einen zeitigen Frühling und einen heißen Sommer durch das offene Etschthal bis nach Meran heraufsendet. Auch Kärnten hat eine verhältnismäßig südliche Lage, sowohl die Städte Klagenfurt und Villach, wie auch der zwischen ihnen sich ausbreitende Wörther See liegen etwas südlicher als Meran und etwas nördlicher als Bozen. Gleichwohl hat Kärnten nur ein mittleres alpines Klima, denn jener warme südliche Hauch, welcher von der oberitalienischen Ebene

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verschiedene: Die Gartenlaube (1897). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1897, Seite 492. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1897)_492.jpg&oldid=- (Version vom 7.7.2023)