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verschiedene: Die Gartenlaube (1897)

Wasser des Wörther Sees auch der weiblichen Schönheit günstig ist, verrät uns das „Plepperliadl“ eines Kärntner Burschen:

Mei Diandle is sauber,
Is weiß wie der Schnee,
Das macht halt das Wasser
Vom Klagnfurtner See.

Es ist daher begreiflich, wenn unsere Damen für das Seebad schwärmen.

Kielboothütten in Pörtschach.

Infolge seiner idyllischen Anmut, seines herrlichen Bades und seiner entzückenden Uferlandschaft hat sich bereits ein reicher Kranz von Dörfern, Häusergruppen und schmucken Villen um den See geschlungen. Die zwei bedeutendsten Orte sind Pörtschach und Velden. Pörtschach, der Mittelpunkt des Fremdenverkehrs am See, liegt am nördlichen Ufer desselben, 13 km von Klagenfurt und 22 km von Villach entfernt, mit beiden Städten durch die Pusterthaler Linie der Südbahn, durch die Reichsstraße und den Telegraphen verbunden; mit Klagenfurt außerdem durch die Wasserstraße des Wörther Sees und den in denselben mündenden Lendkanal. Der Ort ist Eisenbahn-, Post-, Telegraphen- und Dampfschiffstation, zählt etwa 300 Einwohner und hat eine zweiklassige Volksschule mit deutscher Unterrichtssprache, zwei Badeärzte mit Hausapotheken, eine Buchhandlung mit Leihbibliothek und verschiedene Geschäftsleute und Handwerker.

Vor dreißig Jahren noch ein unscheinbares Dörfchen mit einem Dutzend unansehnlicher Häuser, hat sich Pörtschach seit Eröffnung der Eisenbahn fortwährend vergrößert und in den letzten 15 Jahren außerordentlich rasch zu einer kleinen Villenstadt und einem klimatischen Kurort ersten Ranges aufgeschwungen. Seiner herrlichen Lage, seiner günstigen Witterungsverhältnisse, des köstlichen Seebades und der in reicher Fülle vorhandenen sonstigen Kurmittel wegen wird Pörtschach sowohl von Sommerfrischlern als von Kurgästen mit jedem Jahre stärker besucht, auch von Reichsdeutschen, denen der Aufenthalt in diesem reizenden Erdenwinkel besonders zusagt.

Promenade im Park in Pörtschach.

Für gute Unterkunft und Verpflegung der Fremden ist ausreichend gesorgt und den mannigfachsten Wünschen nach Möglichkeit Rechnung getragen, sowohl durch die in jedem Reisehandbuch aufgeführten trefflichen Hotels, als auch durch zahlreiche Privatwohnungen in Bauern- und Landhäusern, sowie in stattlichen Villen.

Man findet hier ebenso leicht einzelne Zimmer wie ganze Wohnungen mit und ohne Küche, von der größten Einfachheit bis zur elegantesten Ausstattung. Wer nicht in Pörtschach selbst oder nicht unmittelbar am See wohnen will, findet in einem der am Waldessaum oder ganz im Walde gelegenen Häuser und Villen Unterkunft, wo er in größter Ruhe und Zurückgezogenheit den ganzen Tag die erquickende Waldluft genießen kann.

Von den zur Aufnahme der Badegäste bestimmten Anstalten möchte ich nur zwei hervorheben, weil sie einzig in ihrer Art sind: die „Etablissements Ernst Wahliß“ in Pörtschach und Velden.

Lawn Tennisplatz im Wäldchen zu Pörtschach.

Auf einer von Pörtschach weit in den See vordringenden Halbinsel liegt im oberen, nördlichen Teile ein großer abgeschlossener Park mit herrlichen Baumgruppen, Wiesen- und Blumenbeeten und dem reichen Rosenflor, durch welchen Pörtschach berühmt ist. In diesem trefflich angelegten und gepflegten Park liegen zwölf prächtige, mit allem Komfort ausgestattete Villen anmutig zerstreut, von deren Fenstern und Veranden man die schönste Aussicht auf den See und die Berge genießt. (Unsere Abbildung S. 493 zeigt uns die Villa IX. dieser Anlage.) Den südlichen Abschluß des Parkes bilden der rebenumrankte Musikpavillon und die großartige Restauration mit kleinen Speisesalons für geschlossene Gesellschaften, Damensalon und Spielzimmer, Kaffeehaus mit Billards und Zeitungen, großem Tanz- und Vortragssaal, Musik- und Lesezimmer und mehreren geräumigen Veranden, welche entzückende Ausblicke auf beide Seebecken und die prachtvolle Landschaft bieten.

An den mustergültig gehaltenen Park grenzt südlich ein ebenso wohlgepflegter, nur den Gästen des Etablissements zugänglicher Nadelholzwald mit zahlreichen Ruhebänken, lauschigen Plätzchen und köstlichen Aussichtspunkten, welcher all den Kurgästen bequeme und angenehme Spaziergänge bietet, die keine weiteren Ausflüge unternehmen wollen oder können. In demselben befindet sich ein schattiger Kinderspielplatz und ein von hohen Tannen umgebener Lawn Tennisplatz. (Vgl. die nebenstehende Abbildung.) Auf einer Waldlichtung hat 1878 der Klagenfurter Männergesangverein seinem Ehrenmitglied, dem Komponisten Joh. Herbeck, über dessen Lieblingsplätzchen „Herbecksruhe“ ein schlichtes Denkmal errichtet. Die Südspitze der Halbinsel gewährt einen reizenden Ausblick auf den See, das gegenüberliegende Ufer und die kleine Halbinsel Maria Wörth (vgl. Abbildung S. 495), deren uralte, auf einem Felsen gelegene Pfarrkirche sich in der klaren Flut spiegelt, welcher sie den Namen gegeben hat.

In nächster Nähe der Restauration befindet sich am westlichen Ufer der Halbinsel die trefflich eingerichtete Badeanstalt und Schwimmschule (vgl. Abbildung S. 493), an welcher tüchtige Schwimmmeister Unterricht erteilen. Drei geräumige, mit Flaschenzügen versehene Kielboothütten bergen vorzüglich gebaute Boote in reichster Auswahl.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1897). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1897, Seite 494. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1897)_494.jpg&oldid=- (Version vom 8.7.2023)