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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)

Allerlei Winke für jung und alt.

Für Maskenbälle und Kostümfeste eignet sich sehr gut das kleidsame Kostüm der holländischen Bäuerin oder Fischersfrau. Der Rock aus dunklem Wollstoff ist sehr weit, die Scheveningerinnen tragen 10 bis 20 Röcke übereinander, die Taille von demselben Stoff

Zum Kostüm „Holländische Fischersfrau“.

glatt, mit wenig gebauschten Aermeln. Ein feines farbiges Woll- oder Seidentuch liegt als dreieckiges Fichu, am Nacken in ein paar tiefe Falten zusammengenommen, über den Schultern, vorn zugesteckt. Von der weißen Haube geben wir Abbildung und Schnittmethode; sie besteht aus einem kleinen anliegenden Tüll- oder Spitzenmützchen, das von * bis * durch ein Bändchen zusammengezogen wird. Hieran reiht man einen geraden Volant von Tüll, sehr faltig, etwa 2 m lang und 26 cm breit. Auch die vordere Schmalseite des Volants wird eingereiht, hinaufgenommen und so an das Mützchen festgenäht, daß der Rand desselben über der Stirn etwa 8 cm breit frei bleibt. Eine Tüllspitze wird um den Volant und den obigen glatten Rand herumgesetzt, die Spitze über der Stirn durch einen starken Faden eingelesen, damit sie fest anschließt. Je reicher die Trägerin ist, desto breiter und feiner die Spitze; manchmal besteht die ganze Haube aus Spitzen.

Indianerkostüm für Knaben.

Die Spiralen aus Messingdraht, die an den Schläfen unter der Haube zum Vorschein kommen, sitzen an einer Messingspange, die um den Hinterkopf liegt und über den Ohren nach vorn umgebogen ist; die Ecken bei * werden befestigt an einem eng anliegenden schwarzen Seidenkäppchen, das man unter der Tüllhaube trägt, um das Haar zusammenzuhalten.

Zum Kostüm „Holländische Fischersfrau“.

Wer sich bei uns die echten Zieraten nicht verschaffen kann, macht sich welche von länglicher Form (siehe Abbildung rechts), die auch viel getragen wird. Ein Kartonblattchen, mit Goldstanniol überzogen, Goldschnur als Filigranarbeit daraufgelegt, ein paar kleine Perlen oder bunte Glassteine genügen, um mit geschickten Fingern den Schmuck für den Ballabend wirksam zu gestalten.

Kostüme für Kinder. Kleine Leute zu Fastnacht so zu kostümieren, daß es nett aussiebt und nicht viel kostet, daran studiert manche Mutter. Wir schlagen ihr für den Jungen ein Indianerkostüm vor, aus Sackleinen hergestellt. Die Grundform bilden eine lange Jacke, vorn so weit offenstehend, daß eine Schärpe von rotem Kaliko noch zum Vorschein kommt, und lange Beinkleider, an der Seite mit schwarzen, etwas verschlissenen Teppichfransen besetzt. Am Halsausschnitt ein Dreieck abgegrenzt, worauf man mit schwarzer Leimfarbe Querstreifen malt; als Besatz daran ein dünner Ledersrreisen, eingeschnitten und nach außen gekraust. Die Lederstreifen kann man beiin Buchbinder als Abfall in verschiedenen Farben erhalten. Daneben wird eine Rosette genäht: den äußeren Kreis bildet ein gelbes Baumwollband, dann kommt ein Kreis dicker schwarzer Glasperlen und ein blaues Band. Innen wird ein rotes Viereck angebracht, woraus ein Kreuz von weißen Perlen steht. Dieselben Bänder setzt man in geraden Streifen zur Schulter hinauf und über diese den Aermel entlang fort, das Blau und Gelb durch weiße Perlenreihen getrennt. Dem Grundstoff giebt man durch Ueberstreichen mit rotbrauner Leimfarbe einen „echten“ Ton. Für den Kopfputz näht man schöne Puterfedern aus der nächsten Geflügelhandlung hinter ein Diadem von Karton, das man mit Goldpapier und fremdartigen Figuren beklebt und hinten schließt. Eine Perücke aus schwarzen Fransen und lang herabhängende bunte Bänder gehören dazu. Durch Tättowierung mit Wasserfarben wird der Anblick des „letzten Mohikaners“ noch fürchterlicher; Waffen nach Belieben.

Schäferinkostüm für Mädchen.

Das kleine Mädchen ist viel schneller verkleidet – als Schäferin. Ein weißes langes Kleidchen mit Puffärmeln (Nesseltuch), blau gegürtet, mit Spitzenhalstuch. Aus den Kopf ein Basthut mit Rosen und blauen Schleifen, in die Hand einen langen Stab, woran man mit blauen und rosa Bändern die Mehlschaufel aus der Küchenschublade gebunden hat, und ein schönes Schaf aus Rädern – so sieht die kleine Person gewiß allerliebst aus.

Scherzkrapfen. In die folgend beschriebenen Brandteigkrapfen kann man zum Teil kleine Scherzgegenstände füllen und sie mit anderen, richtig gefüllten Krapfen bunt vermischt zur Fastnachtsfeier seinen Gästen darbieten. Man kocht zu den Krapfen 1/4 l Milch mit etwas Zimmet und Citronenschale, 50 g Zucker und ebensoviel Butter auf, nimmt das Gewürz heraus und streut unter beständigem Rühren 250 bis 300 g Mehl hinein, rührt die Masse, bis sie sich vom Topfe löst, und läßt sie in einem irdenen Geschirr auskühlen. Ist dies geschehen, so rührt man allmählich 2 ganze Eier und 6 bis 7 Eigelb dazu, bis man einen glänzend glatten Teig hat. Man sticht mit rundem Löffel kleine Bälle von dem Teig, bäckt sie in heißem Schmalz goldbraun und entfettet sie. Man schneidet sie nun an der Seite mit scharfem Messer rasch auf und füllt sie schnell mit Fruchtmus oder den kleinen Scherzsachen, bestreut sie mit Zucker und Vanille, richtet sie hoch aufgehäuft an und bietet sie dar.

Zum Füllen dienen Herzchen, Ringe, Glückskleeblättchen, Pfeifen, Pantöffelchen, überhaupt was man für zweckmäßig in einschlägigen Geschäften findet, die auch andere Scherzsachen noch führen. Sie werden in Seidenpapier oder, wenn es geht, in große Oblaten eingewickelt, mit schmalen Papierstreifchen, auf die man kleine, scherzhafte Orakelsprüche geschrieben hat, umwunden und nun behutsam in die Krapfen geschoben. Man muß die verhüllten Sächelchen sich vor dem Backen der Krapfen zur Hand legen, daneben das Schüsselchen mit Fruchtgelee stellen und nun abwechselnd mit dem einen und dem anderen die Krapfen füllen, damit die Arbeit so rasch wie möglich von statten geht. L.     




Hauswirtschaftliches.

Einfaches Bratenrestgericht für einen Waschtag. Einfache Mittagsgerichte, zumal aus vorhandenen Resten, sind der Hausfrau besonders an Tagen, wo viel andere häusliche Arbeit vorliegt, stets sehr erwünscht und Vorschriften dazu hochwillkommen. Von beliebigem Bratenrest läßt sich die folgende Speise herstellen, zu der man nur vorher bei der Bereitung des Bratens selbst schon für reichliche Bratensauce sorgen muß. Diese Bratensauce wird mit einer halben Tasse Wasser und einer groben Messerspitze Liebigs Fleischextrakt versetzt, aufs Feuer gestellt, nachdem man so viel rohe, kleinscheibig geschnittene geschälte Kartoffeln hineingethan, als man braucht. Die Kartoffeln müssen von der Flüssigkeit bedeckt sein und werden in ihr langsam gar gekocht. Wenn die Kartoffeln nicht sämig genug werden, muß man sie mit etwas Maismehl verdicken. Der Bratenrest wird vorher zerschnitten, in eine warme Schüssel gelegt und verdeckt auf einen Topf mit heißem Wasser gestellt. Sowie die Kartoffeln fertig sind, schüttet man sie auf den Braten, läßt ibn noch fünf Minuten auf dem heißen Wasser und giebt ihn dann mit Salzgurken oder sauren Gurken zu Tisch. H.     

Tafelschmuck. Die Mode, die noch vor kurzem die reichsten Stickereien auf Tischläufern und Decken befahl, ist wieder auf eine neue Idee gekommen: man breitet ein Stück einfarbiger Seide (liberty silk), nur mit breitem Saum versehen, über das weiße Tischtuch; auf Goldgelb zum Beispiel wirkt denn auch alles Silber und Glas sehr malerisch. Reizend sieht eine Tafel aus, auf welcher ein langes Stück Gaze oder Tüll – am besten grünlich – um den Fuß des Tafelaufsatzes her und die Mitte des Tisches entlang in leichten Falten und Puffen angeordnet ist. Zwischen diesen liegen entweder Veilchensträuße oder stehen ganz kleine Vasen mit Veilchen halb unter den duftigen Wellen verborgen, die natürlich nicht zu nahe an die Gläser und Gedecke heranreichen dürfen.

Wer ein großes Bouquet auf die Festtafel braucht und nicht eine Menge frischer Blumen verwenden will, kann auch einen grünen Strauß in ein hübsches buntes Bouquet verwandeln, wenn er Bonbons graziös in zweierlei Seidenpapier wickelt und diese an die grünen Zweige hangt. Man

Zuckerwerk für den Tafelschmuck.

verwendet hierzu zwei Vierecke, von denen das größere, hellrosa, zierlich eingeschnitten wird, und dessen nelkenartige Blätter man nach oben hinaus richtet, während das kleinere, olivengrüne, in kurzen Spitzen nach abwärts steht. Kleine goldene Schellchen, wie sie Prinz Karneval an der Mütze trägt, und versilberte Knackmandeln glänzen dazwischen; schmale bunte Seiden- oder Papierbänder verbinden den Strauß mit einem ähnlichen am anderen Ende der Tafel, und das Ganze sieht sehr lustig aus.

Selbstverfertigte Nachtischschüssel. Die früher beliebten großen prunkenden Obst- und Süßigkeitsaufsätze der festlichen Tafel hat der jetzt herrschende Geschmack verbannt, da sie meist zu viel Raum einnehmen und oft einseitig wirken. Statt dessen ziert man die Tafel in zwangloser Anordnung bald hier, bald dort mit allerlei phantastischen Blumenbehältern und allerhand anmutigen Obst- und Konfektkörbchen. Meist sind alle diese hübschen Dinge flach, und nur für die Enden der Tafel stellt man jetzt oft zwei höhere Behälter, den einen für Obst, den anderen für Konfekt, auf. In einer Hansastadt bei lieben Freunden fand ich kürzlich eine ganz besondere Art von Obstbehälter, den die geschickte Hausfrau selbst gestaltet hatte – es war ein Palmbaum, unter dessen Krone herrliche Früchte und leckere Süßigkeiten prangten. Ein ungefähr 50 om hoher Holzstab bildete den Stamm, der mit Streifen bräunlichen Krepppapiers dicht umwickelt war. Die Blätter waren aus dunkel- und lichtgrünem Krepppapier in lanzettlicher Form hergestellt und verschieden groß, das kleinste oben war 6, die größten 21 cm lang. Man biegt die Kreppblätter über dünnem Draht der Länge nach zusammen, klebt sie mit Gummi fest und befestigt sie mit dünnem Blnmendraht am Stamme, so daß die größeren unten, die kleinsten oben sitzen. Kleine Chokoladekugeln wickelt man in Stanniol und befestigt sie unter den Blättern büschelförmig am Stamme. Der Stamm selbst wird in einen festen runden Holzfuß eingeleimt und dieser in die Mitte einer mit einer Spitzenmanschette verzierten Tablette gestellt, welche man mit Datteln, Bananen, grünen Mandeln, Traubenrosinen, Orangen und kandierter Ananas zierlich füllt, um der Schüssel auch dem Inhalt nach einen tropischen Charakter zu geben. He.     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 100_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0100_a.jpg&oldid=- (Version vom 28.1.2024)