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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)


Allerlei Winke für jung und alt.


Datei:Die Gartenlaube (1898) b 260 a 1.jpg

Wandtafel für die Kegelbahn.

Wandtafel für die Kegelbahn oder ein Spielzimmer. In den alten tiroler Wirtshäusern findet man diese Tafeln, und zwar sitzen dort oft drei von absteigender Größe in- und voreinander; die größte, zunächst der Wand, ist verschließbar und stellt das Geheimbuch vor. Unsere Abbildung zeigt eine einfache Tafel mit verziertem Deckel zum Schließen. Man läßt eine gewöhnliche große Schiefertafel in einen breiteren Holzrahmen fassen und einen Deckel durch zwei kleine Scharniere an der inneren Kante desselben befestigen. Diesen Deckel verziert man durch Beizen des Randes, in welchem das Schlüsselloch sitzt, und durch Anbringung eines echten oder Scherzwappens; das Dargestellte bezicht sich auf Billard- und Kegelspiel. Natürlich ist Kerbschnitt, Flachschnitzerei, Nagelarbeit ebenso verwendbar wie Brandmalerei.

Auffrischung schwarzer und weiher Schleier. Feuchte Witterung bereitet den Schleierträgerinnen manchen Kummer, denn sie veranlaßt es, daß die Schleier, ganz besonders die beliebten Gitterschleier, ihre Steife verlieren und bei jedem Gebrauch sich mehr verziehen. Es ist in solchen Fällen von Nutzen, einfache Auffrischungsmittel für diese Schleier zu kennen, damit sie ihre Appretur wieder erhalten. Für schwarze Schleier empfiehlt sich ein Eintauchen in eine Lösung von warmem schwarzen Kaffee und Leim. Man drückt die Schleier danach leicht aus und spannt sie in der gewünschten Länge und Breite mit Stecknadeln auf ein reines Tuch, auf dem man sie bis zum Trocknen beläßt. Bei weißen Schleiern wird man mit dem Auffrischen wohl meist auch eine Wäsche verbinden, da nichts leichter schmutzt und dann häßlich aussieht, als weiße Schleier. Das Waschen geschieht am besten in lauwarmem Gallseifenwasser. Man braucht die Schleier nur vorsichtig einigemal ohne Reiben oder Drücken durch dies Wasser zu ziehen, um sie zu säubern. Dann spült man sie gut in klarem Wasser nach und taucht sie darauf in eine warme starke Lösung von Zucker und weißer Gelatine. Das Aufspannen geschieht wie bei den schwarzen Schleiern. Nach diesem Verfahren werden die Schleier wie neu, man erspart also längere Zeit eine Neuanschaffung. L.     

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Kinderjäckchen mit Stickerei.

Kinderjäckchen mit Stickerei. Man arbeitet dasselbe aus leichtem, waschbarem Wollstoff in weißer Farbe, languettiert es am Vorderschluß, am unteren Rand, am Kragen und an den Manschetten mit roter oder blauer Waschseide aus und verziert es mit einer leichten Stickerei in Kreuz- oder Stielstichen, wie nebenstehende Abbildung zeigt.

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Decke in schwedischer Mosaikarbeit.

Schwedische Mosaikarbeit. Nachdem die nordischen Stickereien auf dem bekannten herrlichen Filztuch eine große Beliebtheit auch in Deutschland fanden, bringt man jetzt eine eigenartige Mosaikarbeit aus Schweden in den Handel. Es ist dies eine Vereinigung von Filztuch mit Leder, und zwar wird ersteres in zwei zum Lederbraun harmonierenden Farben genommen. Zumeist sind es Decken, Läufer, Kissen, Lambrequins, Wandbehänge, Fenstermäntel, auch Mappendeckel etc., welche mit der neuen Mosaikarbeit höchst effektvoll verziert werden können. Die eine Farbe des Filztuches ergiebt den Fond, die andere eine Umrandung desselben. Aus dünnem Rindsleder schneidet man zunächst entsprechend groß gehaltene Einzelfiguren mit einem scharfen Messerchen heraus und verziert sie mit Brandmalerei oder Beizarbeit. Nunmehr klebt man diese Lederfignren mit dickem Leim auf den Fond und nmgiebt die Schnittränder mit einer doppelten Reihe Japangold, indem man dasselbe schnürchenartig darum legt und mit gelbseidenen Heftstichen, die auch das Leder fassen, befestigt. In gleicher Art verdeckt man die Verbindung des Fonds mit der Umrandung, nachdem man beide Stoffe auf der Rückseite in üblicher Weise zusammengenäht hat. Wer die Arbeit noch künstlerischer ausführen will, kann dies durch einige Stickereieffekte in farbiger Seide sehr gut erreichen; im allgemeinen bängt aber der Wert und die Schönheit der schwedischen Mosaik von einer wirkungsvollen Mustervorlage und faltenlosen Auflage des Leders ab.




Im Haus- und Zimmergarten.

Myrsiphyllum asparagoides. In dem Augenblicke, wo in der Bindekunst die Verwendung langstieliger Blumen allgemein wurde, mußte naturgemäß auch für die Herbeischaffung langstieligen Grüns Sorge getragen werden. Die fremdländischen Spargelarten verdanken ihre Beliebtheit ganz besonders dieser neuen Mode; auch das Myrsiphyllum asparagoides ist ihretwegen eine vielverbreitete Pflanze geworden. Der Blumenfreund, welcher im allgemeinen das, was er sieht, auch für seine Zimmer haben möchte, kann mit der Bevorzugung dieser Pflanzen ebenfalls zufrieden sein, denn sie eignen sich für seine Zimmer in hohem Maße. Während er aber die zierlichen Spargelarten als kleine Pflanzen kaufen muß, kaun er sich das Myrsiphyllum leicht und ohne viel Kosten selbst heranziehen. Eine Prise Samen kostet 20 Pfennig. Diese gehen, im Januar, Februar oder März gesät, gut im Zimmer auf, sobald sie in eine leichte Erde gesät werden. Die jungen Pflänzchen entwickeln sich ziemlich rasch. Allerdings sind sie anfangs recht dünn und lassen nicht vermuten, daß sie später Triebe von 1 m Länge und mehr in einem Sommer treiben. Sie müssen bald einzeln in kleine Töpfe gesetzt werden und sind im Laufe des Sommers noch ein- bis zweimal umzupflanzen. Der beste Platz ist das Fenster nach Osten oder Westen.

50 bis 60 cm lang werden die Triebe hier schon im ersten Jahre. Ueber Winter können die Myrsiphyllen bei 2 bis 3° R. stehen, aber auch im Wohnzimmer Platz finden. Sie haben einen fleischigen Wurzelstock. Aus ihm treiben sie neue Ranken heraus. Bei kräftigem Triebe bedürfen sie reichlich Wasser, öfter auch einen Dungguß. Während der Ruhe sollen sie wenig gegossen werden. Man kann das Myrsiphyllum als Rankpflanze benutzen und die Zweige an den Fensterrahmen hoch leiten; als Ampelpflanze eignet es sich auch, doch ist die erstere Verwendungsart vorzuziehen.

Ein neuer Springbrunnen. Das Wasser bildet einen Schmuck der Landschaft und jeder Garten gewinnt an Reiz, wenn in ihm wenigstens nur ein Springbrunnen plätschert. Für viele Gartenbesitzer wird es darum von Interesse sein, zu erfahren, daß der Parkdirektor Rudolf Reinecken in Greiz „Düsen“ (Springbrunnenaufsätze) erfunden hat, mit deren Hilfe sich schon unter verhältnismäßig geringem Wasserdruck ein origineller und schöner Springbrunnen einrichten läßt. Die Eigenart der neuen Düsen besteht vor allem darin, daß sie bei richtiger Einstellung sehr hübsche Effekte erzielen. Das Wasser zerstäubt nicht in feinen Tropfen, auch wird es nicht als unförmliche, schaumige Massen in die Höhe geschleudert, sondern es löst sich der ganze aufsteigende Strahl in größere und kleinere Kugeln auf, die aus Wasser und Luft bestehen, was einen fesselnden Anblick gewährt. Durch eine besondere Einrichtung läßt sich die Säule der emporsteigenden Wasserkugeln in symmetrisch geordnete Strahlen zerlegen. Dann bietet der Springbrunnen den überraschenden Anblick von Sträußen fliegender, sich gleichsam haschender Kugeln, deren Durchmesser 15 bis 25 mm beträgt. Schon mit einem Leitungsdruck von einer halben Atmosphäre läßt sich ein zwar bescheidener aber interessanter Springbrunnen einrichten. Wo Wasserleitung fehlt, genügt schon ein Druckbassin, das in einer Höhe von 5 bis 10 m über dem zu speisenden Springbrunnen angelegt worden ist.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 260_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0260_a.jpg&oldid=- (Version vom 28.9.2020)