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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)

selbst blockieren. – Die Folgen dieser Niederlage dürften für Spanien sehr verhängnisvoll werden. Voraussichtlich werden die Vereinigten Staaten nunmehr die Philippinen besetzen und sie als Unterpfand für die Preisgebung Cubas und Zahlung der Kriegskosten behalten. Die Durchführung dieser Absicht wird ihnen dadurch erleichtert, daß auf den Philippinen seit lange ähnliche Zustände wie auf Cuba herrschen. Seit Jahren versucht auch hier die eingeborene Bevölkerung die spanische Herrschaft abzuwerfen, und eine Reihe von Aufstanden konnte nur in blutigen Kämpfen unterdrückt werden. Auch gegenwärtig haben sich auf den Philippinen Unzufriedene erhoben, so daß die Amerikaner im Lande selbst Bundesgenossen finden dürften.

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Anton Seidl †.
Nach einer photographischen Aufnahme von
R. Wilhelm in New York.

Die tausend großen und kleinen Inseln, aus denen der Archipel der Philippinen besteht, sind ein herrliches Stück Erde, auf welchem der üppigste Pflanzenwuchs herrscht und dessen Boden köstliche Früchte abgerungen werden können. Die größte der Inseln, Luzon, umfaßt ein Areal, das dem Gebiete der drei süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg und Baden gleich ist, und die zweitgrößte, Mindanao, ist nicht viel kleiner. Etwa acht Millionen Menschen bewohnen die Inselwelt, und die Hauptstadt Manila anf Luzon zählt über 150000 Einwohner. Diese Bevölkerung ist sehr eigenartig zusammengesetzt. Die Ureinwohner aus dem Stamme der Negritos, der den Papuas der Südseeinseln verwandt ist, sind schon seit alten Zeiten in die Berge zurückgedrängt; Einwanderer halten das fruchtbare Land besetzt, und diese Einwanderer gehören zumeist dem malayischen Volksstamme an. Ein Teil derselben, der im Innern des Landes wohnt, bekennt sich zum Islam, die Mehrzahl aber, die in Küstengebieten ansässig ist, wurde schon in vergangenen Jahrhunderten der katholischen Kirche zugeführt; diese Eingeborenen bilden den wichtigsten Bestandteil der Bevölkerung und werden von den Spaniern Indios genannt. Sie besitzen zum Teil eine sehr gute Schulbildung, es giebt unter ihnen Doktoren, die auf europäischen Universitäten studiert haben.

Unsere Abbildungen zeigen dem Leser eine Ansicht des Hafens von Manila und einen Teil der Befestigungen.

Das spanische Viertel ist mit Mauern umgeben und durch eine Citadelle gedeckt. An großen Monumentalbauten ist die Stadt nicht reich, denn auf den Philippinen sind viele Vulkane thätig und Erdbeben überaus häufig. Die Stadt liegt an der Mündung des Pasig, eines Abflusses der Laguna del Bay; über den Strom führt eine 110 m lange Steinbrücke. Manila exportierte im Jahre 1890 über 100 Millionen Stück Cigarren, 170 Millionen kg Zucker und 63 Millionen kg Manilahanf, wie die Faser der Bananenart Musa textilis genannt wird. Auch eine Eisenbahn von 192 km Schienenlänge führt von hier nach Dagupan. Die Stadt hat neben verschiedenen anderen Lehranstalten auch eine Universität.

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Hafenbatterien von Manila. Ansicht des Hafens von Manila.

Die Zahl der Spanier, die auf den Philippinen wohnen, ist sehr gering, sie wird auf nur 20000 geschätzt. In kultureller Beziehung ist der Einfluß der Spanier auch nicht hervorragend. Sogar der Handel, der sich hauptsächlich in Manila konzentriert hat, liegt in den Händen fremder Nationen. Seine Hauptträger sind Deutsche, Engländer und Amerikaner, und was an Verbesserung der Verkehrswege, im Bau von Eisenbahnen auf den Philippinen erreicht worden ist, muß auf das rührige Einschreiten dieser fremden Kaufleute zurückgeführt werden. So wird leider durch die Verlegung des Kriegsschauplatzes nach den Philippinen auch ein Teil des europäischen Handels ungünstig beeinflußt. Bei dem regen Interesse, das die europäischen Großmächte gegenwärtig für Ostasien zeigen, wird die weitere Entwicklung des Feldzugs im Gebiete der Philippinen mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt werden.

In Amerika ist der Sieger von Manila der Held des Tages. Kommodore George Dewey ist ein bewährter Seemann, der schon wiederholt Beweise seiner kriegerischen Tüchtigkeit geliefert hat. Er ist 61 Jahre alt und wurde im Staate Vermont geboren. Auf der amerikanischen Marineakademie Annapolis erhielt er seine Ausbildung und trat 1854 in den Dienst der amerikanischen Flotte. In dem Bürgerkriege zeichnete er sich aus bei der Erzwingung der Einfahrt in den Mississippi unter Kommodore Farragut am 1. Mai 1862 und durchbrach die Blockade der Südländer flußaufwärts bei Port Hudson. Im Jahre 1884 wurde er zum Kommodore ernannt.

Der spanische Konteradmiral Don Patricia Montojo y Pasarón wurde am 7. September 1839 in Ferrol geboren. Seine Ausbildung erhielt er in Cadix. Nachdem er verschiedene Fahrten im Atlantischen Ocean und im Mittelländischen Meere mitgemacht hatte, wurde er zum Fregattenkapitän ernannt und nahm 1860 teil an den Kämpfen auf Mindanao und 1866 an der Beschießung des peruanischen Hafens Callao. Später war er im Marineamt thätig und zeichnete sich als Marineschriftsteller aus.

Badeeinrichtungen bei der preußischen Eisenbahnverwaltung. Seit längerer Zeit ist die preußische Bahnverwaltung darauf bedacht, ihren Beamten und Arbeitern die Wohlthat eines Bades zu gewähren. In den Hauptwerkstätten, wo der Schmied am Feuer steht und zahlreiche andere Handwerker emsig schaffen, auf den größeren Bahnhöfen – dort, wo Hunderte von Leuten des Zug- und Lokomotivpersonals, des Rangierpersonals, wo Wagen- und Maschinenwärter in Sonnenbrand und in Kälte ihrem mühevollen und oft „anschwärzenden“ Dienste nachgehen, hat man Badeanstalten errichtet. In denselben werden Dampf-, Wannen- und Duschebäder nach bestimmten Grundsätzen meist unentgeltlich, zuweilen, wenn es sich um Bäder für Bureaubeamte handelt, gegen eine sehr geringe Vergütung verabreicht. Welch hygieinischen Wert solche Badeeinrichtungen haben, läßt sich leicht ermessen, wenn man sich z. B. in die Lage eines Lokomotivbeamten versetzt, der stundenlang dem Ruß, dem Staube und Rauche ausgesetzt gewesen ist und sich im erfrischenden Bade säubern und verjüngen darf, bevor er sein Heim aufsucht. Die Verwaltung ist in Erkenntnis dieser Thatsache fortdauernd bestrebt, die Badegelegenheiten zu erweitern und zu vermehren. Bd.     

Vorbereigungen zum Fest. (Zu dem Bilde S. 328 u. 329.) Vor fünfundzwanzig Jahren, an einem hellen freudigen Sommertage, war in das alte Schloß mit dem herrlichen Garten ein junges glückliches Paar eingezogen. Morgen wird es an derselben Stätte das hohe Jubelfest der Silbernen Hochzeit feiern. Da rühren und regen sich fleißige Hände, um das traute Heim würdig zu schmücken, und Freundinnen aus der Nachbarschaft sind erschienen, um der Tochter des Hauses bei der freudigen Arbeit zu helfen. Mit bewegtem Herzen reicht das junge Mädchen der Freundin die Blumen zu dem prächtigen Gewinde. Dankbarer denn jemals ist sie heute den Eltern für ihre Liebe und Güte; denn sie haben es gewollt, daß an dem Tage der Silbernen Hochzeit auch eine Verlobung im Hause stattfinde, der innigste Herzenswunsch ihres Kindes in Erfüllung gehe. Da sind auch die Freundinnen mit besonderem Eifer thätig; was Garten und Gewächshaus bieten können, wird herbeigeschafft; es kann ja kaum genug Blumen geben, um ein solches Fest zu schmücken – ein Doppelfest, das die alte Erinnerung mit silbernem Glanze umwebt und die junge Hoffnung mit goldenem Lichte verklärt!

Instruktionsstunde. (Zu dem Bilde auf S. 345.) „Ein tüchtiger Soldat muß nicht bloß in der Praxis ein forscher Kerl und auf dem Exerzierplatz und dem Scheibenstande fix sein. Er soll auch die sogenannte graue Theorie innehaben, und um euch all die militärische Gelehrsamkeit beizubringen, dafür ist eben die Instruktionsstunde da, die ich mit euch abhalten werde.

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verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0354.jpg&oldid=- (Version vom 27.1.2021)