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Inhalt.
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Kleine Mitteilungen.


Friedrich Hebbel-Stiftung in Kiel. Vor einigen Jahren hat die hochbetagte Witwe des Dichters Friedrich Hebbel, der 1863 in Wien verstarb, den Grundstock zu einer Stiftung gelegt, deren Ertrag unbemittelten Künstlern, in erster Linie jungen Dichtern aus Schleswig-Holstein, der Heimat Hebbels, zu gute kommen soll. Hebbel, der als Sohn unbemittelter Bauersleute in tiefster Armut zu Wesselburen in Dithmarschen aufwuchs und als Schreiber beim Kirchspielvogt ein karges Brot fand, hatte, als sein Genius die Schwingen zu regen begann, es nur einer günstigen Fügung des Schicksals zu danken, daß sein Talent im Kampfe mit Not und Sorgen der Nation nicht verloren ging. Es ist aus seiner Biographie bekannt, wie nur die Teilnahme, welche einige seiner Gedichte in einem Kreise von Hamburger Kunstfreunden weckten, ihm die Mittel bot, nachträglich noch zu studieren und jene hohe Bildung zu erwerben, welche seine Dramen durchleuchtet. Erst spät, nach seiner Verheiratung mit der Wiener Schauspielerin Christine Enghaus, fand er die Muße zu einem sorglosen Schaffen. Die Hebbel-Stiftung hat den Zweck, aufstrebenden Talenten, die in ähnlicher Weise zu kämpfen haben, diesen Kampf zu erleichtern und die Wege zu günstigen Daseinsbedingungen zu ebnen. Sie hat ihren Sitz in Kiel und ihre Statuten bestimmen, daß die Verwendung der Zinsen erst dann beginnen darf, wenn das Kapital eine Höhe von 30000 Mark erreicht hat.

Der Vorstand der Stiftung hat jetzt einen Aufruf erlassen in der Hoffnung, daß es recht bald gelingen werde, durch freiwillige Beiträge das Kapital auf die genannte Höhe zu bringen. Erster Vorsitzender ist Klaus Groth. Wir unterstützen den Aufruf aufs wärmste. Die Kieler Bank, bei welcher das Vermögen der Stiftung ruht, ist ermächtigt, die erbetenen Beiträge entgegenzunehmen.


Ein Handbuch der Federviehzucht. Seit Jahren hat die Statistik nachgewiesen, daß Deutschland alljährlich große Summen für die Erzeugnisse der Geflügelzucht an das Ausland zahlen muß. In der letzten Zeit haben dieselben die drückende Höhe von rund 90 Millionen Mark jährlich erreicht! Wir zahlen also dem Ausland für Eier, Geflügel und Bettfedern annähernd ebensoviel wie für den Roggen, den wir einführen müssen, um unseren Brotbedarf zu decken. Man hat behauptet, daß Deutschland mit anderen Ländern schwerlich auf diesem Gebiet wetteifern könne, weil unser Klima nicht so günstig sei wie zum Beispiel das von Frankreich oder Italien. Dieser Einwand trifft nicht zu. Dänemark ist in dieser Hinsicht nicht besser gestellt als wir, und doch hat dort durch zielbewußtes Vorgehen die Geflügelzucht in kurzer Zeit einen raschen Aufschwung genommen. Im Jahre 1870 betrug die dänische Ausfuhr nur 11/8 Millionen Eier, aber von da an stieg sie stetig, betrug nach zehn Jahren rund 40 Millionen Eier, und heute hat das kleine Dänemark von seiner Eierausfuhr eine Einnahme von 3 Millionen Mark.

Wir sollten darum die Hände nicht in den Schoß legen, sondern eifrig für die Hebung unserer Federviehzucht sorgen, dem Hühnerhof in unserer Wirtschaft einen weiteren und wichtigeren Platz einräumen. Hier und dort hat man sich bereits aufgerafft und auch, wie zum Beispiel in Baden, gute Erfolge erzielt.

Die wirtschaftliche Geflügelzucht ist allerdings nicht so leicht und einfach, wie man oft zu glauben pflegt. Nur derjenige kann auf dem Markte sich behaupten, der die guten Erfahrungen seiner Vorgänger und Nebenbuhler kennt und sie auch zu verwerten versteht. Auch in der Wahl des Zieles muß eine weise, den Kräften des Züchters angemessene Beschränkung getroffen werden. Wer genügende Mittel zur Verfügung hat, kann zum Beispiel in Bezug auf die Hühner die Zucht im großen betreiben, sich zugleich mit Eierproduktion, Brut, Aufzucht und Mast befassen; wessen Mittel geringer sind, sollte sich die Grenzen enger ziehen. Er wird gut thun, je nach Neigung und vorhandenem Absatz nur einen Teil der Zucht zu betreiben, sich entweder der Eierproduktion, der Aufzucht oder der Mast zu widmen.

Wir werden von Zeit zu Zeit den Besitzern kleinerer und kleinster Wirtschaften praktische Winke für ihren Hühnerhof geben; heute aber möchten wir alle, die ihren Geflügelhof heben wollen, auf ein treffliches Buch aufmerksam machen, das ihnen bei ihrer Arbeit die besten Dienste erweisen wird. Vor etwa 20 Jahren hat der berühmte Kenner des Geflügels Dr. A. E. Baldamus ein „Illustriertes Handbuch der Federviehzucht“ herausgegeben, das allgemeinen Beifall fand und von dessen erstem Teil eine zweite Auflage nötig wurde. Nach dem vor einigen Jahren erfolgten Tode des Verfassers stellte sich die Notwendigkeit heraus, das Buch mit den neuesten Errungenschaften der Federviehzucht in Einklang zu bringen. Der Verlagsbuchhandlung von G. Schönfeld in Dresden ist es gelungen, für diesen Zweck einen der tüchtigsten Fachleute, Otto Grünhaldt, zu gewinnen. Derselbe hat das Werk vollständig umgearbeitet und umgestaltet und darin klar und anschaulich die Federviehzucht als Wirtschaftszweig und als Liebhaberei geschildert. Der erste Band des reich illustrierten Werkes behandelt die Hühnervögel, während der zweite sich mit den Tauben und dem Wassergeflügel befaßt.


Tischläufer aus frischen Blumen. Im Sommer und Vorherbst ist zum Schmucke der Tafel nichts hübscher als ein Tischläufer aus frischen Blumen, welcher die Stelle eines gestickten Läufers einnimmt. Die Kinder Floras sind ja in diesen Jahreszeiten so billig zu kaufen, vielfach sogar können wir sie selbst in Wald und Flur pflücken, daß der Kostenpunkt dieses Blumentischläufers nicht allzusehr ins Gewicht fällt.

Damit das Tafeltuch nicht leidet und nach dem Mahl die fatalsten Farbflecke zeigt, breitet man ein derbes Küchenhandtuch in der Mitte des Tisches aus oder legt, soll die Mitte der Tafel eine große Fruchtschale tragen, zwei kleinere Tücher auf beide Enden des Tisches. Diese Tücher werden dicht mit einer Lage frischen, gut angefeuchteten Mooses bedeckt, in dem man die Blumen, deren Stiele gleich lang sein müssen, nach Form und Farbe zu einem hübschen Muster ordnet. Rings um den Rand des Moosteppichs steckt man, um diesen zu verbergen, zierliche gefiederte Blätter, wie Frauenhaar zum Beispiel, welches einen graziösen und anmutigen Abschluß bildet. Die Blüten muß man möglichst spät auf dem Moosbett arrangieren, damit sie bei der Mahlzeit völlig frisch sind; gut thut man, wenn man den ganzen Blumenläufer, bevor zu Tisch gegangen wird, mit einem Zerstäuber leicht überspritzt. Die Fruchtschale in der Mitte des Tisches, auch die im Sommer so beliebte, später aufgetragene Bowle sollte man mit einem Blumengewinde umgeben.

H.


Auffrischen von Krepp. Nichts ist gegen einen plötzlichen Gewitterschauer empfindlicher als alle Kreppsachen, ob es sich nun um Hut- oder Kleidergarnitur handelt: nach solchem Regenguß ist beides verdorben. Nur bei einer sachgemäßen Behandlung gelingt das Auffrischen von Kreppsachen. Die folgende wird in Fachkreisen angewendet. Man setzt auf gutes Feuer einen Waschkessel, zu zwei Dritteln mit Wasser gefüllt, und bringt es ins Kochen, worauf man für 10 Pfennige Gummiarabikum hineinwirft und ein doppelt zusammengelegtes Stück schweren dunkelbraunen Packpapiers auf den Kessel legt. Der verdorbene Krepp wird auf dem Papier geordnet, unter dem das Wasser brausend kochen muß.

Nach einigen Minuten fühlt sich der Krepp feucht an, worauf man alle verdrückten Stellen glättet und sie den Dämpfen unter beständigem Glätten und Ausbreiten so lange aussetzt, bis der Stoff wieder steif und kraus aussieht. Je nach der Größe der verdrückten Stellen muß man längere oder kürzere Zeit dämpfen, in ersterem Falle muß man das Packpapier übrigens einmal erneuern, damit es nicht zu feucht wird.

He.


Kleine Riechsäckchen an farbigen Bändern empfehlen sich als billige, niedliche Gaben zu Lotterien und Bazaren, zu welchen Zwecken es auf möglichst geringe Herstellungskosten ganz besonders ankommt. Man suche möglichst verschiedenfarbige Restchen von Seidenstoffen und -bändern zusammen und stelle daraus kleine Säckchen in verschiedenen Größen, bis zu 5 zu 7 cm, her; „je kleiner, desto niedlicher,“ heißt es auch hier; man füllt sie mit Watte und Veilchenpulver, bindet sie mit bunten Schleifchen zu und verbindet nun möglichst viele (ich sah bis zu zwei Dutzend) mit strohhalmbreiten farbigen Seidenbündchen von 1/4 bis 1/2 cm Länge, die Bändchen oben sämtlich zu einer Rosette oder Schleife vereinigend. Das Ganze giebt einen sehr niedlichen Wandschmuck oder auch Zierat für den Toilettentisch ab.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 516_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0516_d.jpg&oldid=- (Version vom 30.1.2019)