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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)


hinderten ihn in seinem akademischen Wirken, während sie seine geistige Regsamkeit und Schaffenslust nur wenig beeinträchtigten. Als er noch zu wandern und zu reisen vermochte, hat er mehrfach Aegypten, Nubien und Syrien aufgesucht, zuerst 1868, dann wieder 1872 bis 1873, wo er unter den Trümmern von Theben seinen Papyros fand. Die Ergebnisse seiner Studien hat er jedoch nicht ausschließlich in fachwisscnschafllichen Schriften verarbeitet, sondern einen Teil derselben in Reisebüchern und illustrierten Prachtwerken auch dem großen Lesepublikum vermittelt. Und an dieses Publikum wandte er sich auch mit seinem Werke „Eine ägyptische Königstochter“ (3 Bde., 1864), welches die Leser in die Welt des ägyptischen Altertums einführen sollte und lebensvolle Bilder an den Faden einer Erzählung reihte. Die „Aegyptische Königstochter“ fand großen Beifall, und doch dauerte es noch zwölf Jahre, bis Ebers seinen ersten größeren ägyptischen Roman „Uarda“ veröffentlichte, in welchem auf wissenschaftlicher Grundlage ein selbständiges Dichterwerk aufgebaut war. Anmutig war die junge Uarda geschildert, das viel erduldende Mädchen aus dem Norden; auch sonst fand sich poetisch Wertvolles, hochtönender Hymnenstil, lebendige Schilderung der Schlacht und des Schloßbrandes. Das Zauberwesen der Aegypter, ihre sonderbaren Sitten gaben dem ganzen Werke eine eigenartige fesselnde Stimmung. Den gleichen Erfolg hatten die nächsten Werke von Ebers, wie „Homo sum“, „Der Kaiser“, „Kleopatra“, „Serapis“, „Die Nilbraut“ u. a. Als der Stoff der ägyptischen Kulturgeschichte sich zu erschöpfen drohte, wandte sich Ebers, dem Vorgange Gustav Freytags und Felix Dahns folgend, der deutschen zu, mit Vorliebe das Reformationszeiralter und das Leben in deutschen Reichsstädten, wie Nürnberg, behandelnd. Diese Romane sind ungleich an Wert, einzelne, wie „Barbara Blomberg“, haben die Vorzüge der Walter Scottschen Romane, in andern überwiegt die Schilderung der Kulturzustände das poetische Element, wie in „Die Gred“, „Im blauen Hecht“, im „Schmiedefeuer“. Seine letzten Werke schuf Ebers meistens in Tutzing, wo er seit 1889 im Sommer auf seiner Villa weilte. †     


Die neuerschlossene Thermalquelle in Bad Oeynhausen.
Nach einer Aufnahme von Hofphotograph C. Colberg in Oeynhausen.


Die neue Thermalquelle in Bad Oeynhausen. (Mit obenstehender Abbildung.) Im Jahre 1845 wurde in dem anmutigen Weserthale, unweit der Einmündung der Werre in die Weser, vom Berghauptmann v. Oeynhausen das nach ihm benannte Bad gegründet. Die warmen Soolquellen erwiesen sich heilsam gegen chronische Leiden des Nervensystems, sowie diejenigen Knochen- und Muskelerkrankungen, welche mit Lähmungen und Schmerzen verknüpft sind. Unter königlich preußischer Verwaltung erfreute sich der Badeort einer fortschreitenden Entwicklung, und die Zahl der Kurgäste stieg namentlich in den letzten Jahren bedeutend. Leider war die Freude der Bewohner des inzwischen zur Stadt herangewachsenen Badeortes durch Sorge getrübt. Die wichtigste Thermalquelle lieferte verhältnismäßig zu wenig Wasser, so daß man den Anforderungen der immer zahlreicher erscheinenden Badegäste nur mit Mühe und Not gerecht zu werden vermochte. Der Versuch, den Ausfluß der alten Thermalquelle zu erhöhen, mißlang, und so ging man daran, eine neue Quelle zu erbohren. Das war ein schwieriges und kostspieliges Unternehmen. Dem Haupte der Badeverwaltung, dem Bergrat Morsbach, gelang es aber, die nötigen Mittel zu beschaffen. Von der Regierung und dem Abgeordnetenhause wurden zunächst 90000 und dann 80000 Mark für die Bohrungen bewilligt. Fast zwei Jahre dauerten die Arbeiten, und der Bohrmeister Lohel ließ schon beinahe die Hoffnung auf Erfolg sinken. Da wurde in der Nacht vom 7. zum 8. Juli d. J. in der Tiefe von 624 m eine große, wasserführende Kluft angefahren. Schnell war das Bohrzeug entfernt, und mit gewaltigem Druck entquoll nunmehr dem Erdinnern ein kräftiger Born, der in der Minute einen Kubikmeter Wasser lieferte. Die neue Quelle weist die Eigenschaften des alten Oeynhauser Sprudels auf: sie hat eine Temperatur von 33°C. und einen starken Gehalt an Kochsalz und Kohlensäure. Die Zukunft des Bades ist nunmehr in vollstem Maße gesichert, und man wird sogleich den Bau eines neuen Thermalbadehauses beginnen. Unsere nebenstehende Abbildung veranschaulicht die Mächtigkeit der neuerschlossenen Heilquelle.


Ein Leopard-Pumabastard. (Mit untenstehender Abbildung.) Vor etwa drei Jahren verkaufte Karl Hagenbeck in Hamburg an einen Menagerie-besitzer in England einen männlichen Leopard und einen weiblichen Puma, unter der Garantie, daß beide Tiere sich vertragen werden. Das traf in der That zu, und die Tiere haben sogar im Laufe der Zeit drei Wurf Junge gebracht. Jeder Wurf bestand aus zwei Jungen, die jedoch bis auf eins zu Grunde gingen. Den überlebenden Bastard erwarb Karl Hagenbeck. Er gab der jungen Katze, die sich anfangs sehr grämte, einen kleinen gelben Hund als Gesellschafter, und beide Tiere leben nun auf dem besten Fuße zusammen. Der Puma, auch Kuguar genannt, vertritt in Süd- und Nordamerika die Stelle des Löwen. An Größe ist er dem Leoparden ungefähr gleich. Er hat einen mähnenlosen Kopf, und sein Pelz zeigt eine rötlichbraune bis silbergraue Färbung, weshalb diese Raubkatze der Neuen Welt auch Silberlöwe genannt wird.

Der Leopard-Pumabastard ist für die Zoologen ein hochinteressantes Tier. Er hat die Grundfarbe eines Pumas, die Flecken sind mehr denen des Jaguars ähnlich; der Schwanz ist dagegen sehr lang und dick wie bei den Pumas. *     

Ein Leopard-Pumabastard.
Nach dem Leben gezeichnet von Emil Horst.


Samenbildung an abgeschnittenen Blumen. Es ist eine eigentümliche Erscheinung, daß eine ganze Reihe von Pflanzen, namentlich Zwiebel- und Knollengewächse, wie Lilien, Hyacinthen, Amaryllen etc., trotz aller Sorgfalt, die man ihnen angedeihen läßt, in der Regel keinen Samen hervorbringen. Das hat nicht etwa seinen Grund darin, daß die Blüten unvollkommen ausgebildet sind und so eine Befruchtung unmöglich machen, vielmehr zeigt die Untersuchung, daß diese Organe völlig in Ordnung sind. Und trotzdem, auch wenn man sie noch so kräftig bestäubt, setzen sie keine Samen an. Schneidet

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verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 608. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0608.jpg&oldid=- (Version vom 29.9.2019)