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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)


Allerlei Winke für jung und alt.

Gedenkblatt. Eine außerordentlich hübsche holländische Sitte verdient auch bei uns in Aufnahme zu kommen. In den dortigen Künstlergesellschaften ist es üblich, die Namen der Teilnehmer an einem besonders festlichen Abend auf einem Gedenkblatt zu vereinigen, welches vorher mit künstlerischem Schmuck ausgestattet worden ist. Jeder schreibt seinen Namen selbst ein, das Blatt wird eingerahmt und bildet fernerhin eine Zierde des Festraumes.

In Familien, die keine Chronik führen und doch gern ein dauerndes Erinnerungszeichen an einen Festtag bewahren möchten, würde ein solches Blatt, etwa von einer Freundin des Hauses vorbereitet, gewiß willkommen sein.

Unsere Abbildung zeigt ein Blatt mit Dekoration von Orchideen („Frauenschuh“) mit braunvioletten Deckblättern über dem gelblichen Sack; der Grund wird leicht getönt, der Raum für die Namen bleibt weiß. Datum und Bedeutung des Tages wird vorher mit farbiger Zierschnft oben eingetragen.

Verwendung von Wollresten. 1. Kaffeewärmer. Von Urgroßmutterzeiten her sind in manchen Häusern die Kaffeemützen noch in Ehren geblieben, und ich habe auch gefunden, daß sie, besonders im Freien, auf Balkon und Veranda und wo ein großer Kreis sich oft sehr nach und nach um den Kaffeetisch versammelt, mit Recht ihren Platz behaupten.

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Kaffeewärmer aus Wollresten.

Ein solch würdiges Inventarstück stellte ich mir aus Wollresten, jeglicher Farbe und Stärke, her; ich flocht aus denselben möglichst breite und bunte Flechten etwa 25 cm lang (je nach der Höhe der betreffenden Kaffeekanne), wobei ich oben und unten die Fäden je 5 cm lang glatt hängen ließ. Diese Flechten nähte ich mit gelber Seide, bis zur erforderlichen Weite des Wärmers, mit weiten Hexenstichen aneinander, so daß das Ganze den Eindruck eines bunten, sehr originellen Gewebes machte. Man stattet diese Glocke mit einer Seidenwattierung aus, umbindet den oberen Rand mit einem seidenen Bändchen unterhalb der glatten Fäden, welche so eine nach oben stehende Quaste, am unteren Rande aber eine Franse bilden.

2. Täschchen für Stricknadeln. Aus farbigem Flanell, in beliebiger Farbe, schneidet man ein Stück von 35 cm Länge und 22 cm Breite und läßt es vom Sattler ringsum in Zäckchen ausschlagen (gehäkelte Zäckchen ringsum machen sich aber auch gut). – Nun strickt man ein ebenso großes Stück von verschiedenfarbigen Wollresten, in Patentstrickerei (einmal umschlagen, die beiden folgenden Maschen zusammenstricken bei der ersten Tour; später immer einmal umschlagen, eine Masche abstecken, die beiden folgenden zusammenstricken). Von jeder Farbe macht man einen Streifen, quer, von etwa 31/2 cm Breite. Dieses gestrickte Stück setzt man unter den Stoffteil, heftet die farbigen Streifen der Länge nach nieder und schlägt das Ganze an einem Ende zu einem Täschchen um; jeder Streifen dient zur Aufnahme eines Ganges Stricknadeln; man wickelt das Ganze auf, versieht es mit einem Band zum Schließen und putzt es mit Pompons aus. A. v. Z.     

Die Innenpolsterung von allerhand Kästen für Handschuhe, Taschentücher, Bilder, Schmucksachen etc. wird zwar vielfach empfohlen, doch selten zugleich in einer praktischen Weise gelehrt, und manche Dame, die ihre etwa mit Brandmalerei verzierte Truhe nun auch innen recht hübsch polstern möchte, weiß die Sache nicht anzugreifen. Das ganze Geheimnis einer schönen Polsterung besteht darin, daß man dieselbe nicht auf den Wänden und dem Boden selbst anbringt, sondern auf Kartontafeln, mit denen dann einfach der Kasten oder die Truhe ausgelegt wird. Man schneide sich also zunächst für den Boden, die vier Seitenwände und eventuell auch den Jnnenraum des Deckels je ein Stück feste Pappe zu, welche nicht zu stramm einpassen darf. Nunmehr polstert man jede einzelne Pappe durch Auslegen von Watte und Ueberziehen mit Atlas oder dergleichen. Letzterer wird auf der Rückseite festgespannt oder auch wohl aufgeleimt, da diese Seite ja später unsichtbar ist. Ein paar Leimstriche genügen vollkommen, doch darf man sie nicht den Rändern zu nahe anbringen. Damit die Polsterung möglichst glatt und flach werde, muß man natürlich die Watte recht gleichmäßig dick verteilen. Noch schöner als diese flachen Polsterungen sehen gepuffte Polster aus, welche durch Aufnähen kleiner, in regelrechten Zwischenräumen verteilter Atlasknöpfchen ausgeführt werden, nachdem man die betreffende Stelle mit einem starken Faden von der Rückseite der Pappe aus niedergeholt hat. Die gepolsterten Kartons werden schließlich auf die Innenflächen der Truhe etc. mit Leim festgeklebt, zuerst der Boden, dann die Seitenwände. Bei richtiger Maßberechnung müssen alle Teile gut zu einander passen und somit die Polsterung, die ganz schnell von statten geht, tadellos erscheinen lassen.

Bademäntelchen für Kinder aus weißem Frottierstoff. Ein quadratisches Stück des sehr breiten Stoffes ist durch Einreihen der einen Ecke zu einem netten kleinen Bademantel mit Kapuze leicht umzugestalten. Die obere Ecke wird ein wenig abgerundet oder eingenäht, damit sie den Kopf gut umschließt, die entgegengesetzte Ecke als unterer Rand ebenfalls abgerundet, eine aufgenähte Schnur dient zum Schließen um den Hals. Ein farbiges Bändchen oder etwas leichte Stickerei in dickem, türckischroten Garn bringt man als Verzierung um das Ganze an.


Hauswirtschaftliches.

Praktischer Bügelapparat für Bänder, Spitzen etc. Dieser kleine, nebenstehend abgebildete, sehr wohlfeile Apparat ist für alle die Fälle zu brauchen, wo man schnell etwas Kleineres bügeln möchte, aber nicht gleich ein Eisen zur Hand hat. Er läßt sich an jedem Theekessel anbringen, und zwar am Ausguß, welchen man mit ein paar Stoffstreifen umwickelt, damit der Apparat fest sitzt. Man läßt das Wasser darinnen nur bis zur Ausgußröhre reichen, erzeugt Dampf und zieht die zerdrückten Bänder, Stoffe, Nähte etc. über der dampfenden Fläche des Apparats langsam hin und her. Spitzen werden vorher einen Augenblick über den Dampf gehalten. Diese Art Bügeln vermeidet den Glanz und giebt den Sachen ein sehr hübsches neues Aussehen. Zu beziehen aus der Fabrik von A. Helm in Frankfurt a. M., Theaterplatz 8.

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Bügelapparat für Bänder und Spitzen.

Gefüllter Melonenkürbis. Wer in einem eigenen Garten die harten kleinen Melonen- oder Spargelkürbisse baut oder sie leicht kaufen kann, sollte aus ihnen das folgende sehr wohlschmeckende Gericht bereiten, welches bei freundschaftlichem Mittagsessen ein hübsches apartes Zwischengericht bildet. Man nimmt mehrere Kürbisse (nach ihrer italienischen Abstammung in der Küchensprache „Zucchetti“ genannt), kocht die ganzen Früchte 20 Minuten in Salzwasser, schält sie darauf und schneidet sie durch, worauf man sie aushöhlt. Zuvor hat man aus gleichen Teilen Kalb- und Schweinefleisch, halb so viel Speck, einigen gewiegten in Butter gedünsteten Schalotten, 10 Champignons, 150 g Semmelpanade, 4 Eiern, 2 Löffel geriebenem Parmesankäse, Salz, Pfeffer und 1 Glas leichtem Weißwein eine gute Farce bereitet, welche man durch ein Sieb streicht. Mit ihr werden die ausgehöhlten Kürbishälften gefüllt und mit der offenen Seite nach oben in eine passende Kasserolle in Butter gelegt. Man dünstet sie hierin 10 Minuten, giebt nun 4 Löffel Tomatenbrei, eine Messerspitze Liebigs Fleischextrakt, wenig Wasser und Citronensaft daran und dämpft die Kürbisse langsam weich. Man richtet sie auf heißer Schüssel an, bestreut sie erst mit gerösteten Semmelkrumen und danach mit gröblich gewiegter Pökelzunge, legt um jeden Kürbis einen schmalen Kranz recht schaumig gerührten Kartoffelbreis und giebt den entfetteten Saft, der mit etwas Maismehl sämig gekocht wird, nebenher. Le.     

Suppe von Käseresten und Fleischabfällen. Trotz ihrer Billigkeit und ihrer Bereitung aus Resten ist diese Käsesuppe von so vortrefflichem Geschmack, daß sie auch bei kleinen Gesellschaftsessen dargeboten werden kamn. Aus den Fleischabfällen (rohen natürlich) kocht man mit Suppengrün, Salz und dem nötigen Wasser eine leichte Brühe. Indes kocht man 65 g Reis nach dem Abbrühen mit Wasser und etwas Butter so weich, daß man ihn durchstreichen kann, zerrührt dann 3 Löffel trockene Käsereste (Edamer- oder Schweizer Käse) in 3O g Butter, giebt 3 Löffel Mehl und den durchgestrichenen Reis daran, so daß man eine dicke Masse erhält, und verrührt sie mit der durchgeseihten Fleischbrühe zu sämiger Suppe. Man giebt 10 g Liebigs Fleischextrakt, eine Prise Pfeffer und Muskatnuß an die Suppe und zieht sie, wenn man sie noch verfeinern will, mit 2 Eigelb ab, die man mit 2 Löffeln Rahm verquirlt hat. Nach Gefallen kann man ein Schüsselchen Käsekrusten dazu geben. L. H.     

Fußbodenteppiche zu reinigen. Aeltere Teppiche, die schmutzig und fleckig, somit unschön geworden sind. kann man sehr gut selbst reinigen und damit wieder brauchbar machen. Dazu erforderlich ist nur eine nicht zu harte Bürste und eine Abkochung von Quillayarinde – 1/5 Pfund auf 2 bis 21/2 l Wasser. Man taucht die Bürste wiederholt in die lauwarme Lösung ein und bürstet ein Stück des Teppichs, immer nach einer Richtung streichend, gut durch und spült dann den Schaum etwas ab. So weiter arbeitend, fährt man fort, bis der ganze Teppich durchgebürstet ist. Dann wird er noch einmal rasch mit klarem Wasser übergossen und mit der Bürste überstrichen, so daß aller Schaum entfernt ist. Hierauf hängt man den Teppich am besten über zwei Stangen zum Trocknen auf. Durch dies Verfahren kommen oft ganz verblichen scheinende Farben wieder hervor, und der Teppich sieht so gut wie neu aus. Auf diese Weise lassen sich alle Fußteppiche, Smyrna- und persische abgerechnet, reinigen.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 644_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0644_a.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2023)