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Kleine Mitteilungen.


Die Lederätzarbeit. Bekanntlich ist die Verzierung von Ledergegenständen durch Brandmalerei eine schwierige Sache, weil das Material infolge seiner großen Weichheit dem glühenden Brennstift einen viel geringeren Widerstand leistet als Holz. Anderseits sehen mit Brandmalerei verzierte Ledergegenstände so eigenartig und wirksam aus, daß eine Art Imitation derselben durch Aetzarbeit in immer größere Aufnahme kommen dürfte. Die Lederätzarbelt macht vollständig den Eindruck einer von sehr geschickter Hand herrührenden, kunstvollen Lederbrandmalerei mit all ihren hellbraunen bis tiefschwarzen Linien und Flächenabtönungen, ohne jedoch im entferntesten einer besonderen Kunstfertigkeit, Uebung und Vorsicht zu bedürfen. Die Geschäftsstelle des „Hausfleiß“ in Leipzig-Oetzsch führt vollständige Arbeitskästen für die neue Arbeit, welche alle benötigten Materialien enthalten, zum Beispiel chemisch reine Lauge, Federn, Filzpinsel, Mattlack, Proben etc. etc. Als Muster eignet sich jede Brandmalerei- oder Lederschnittvorlage. Man überträgt dieselbe in üblicher Weise auf das Leder und macht sich dann mit Hilfe eines den Arbeitskästen beiliegenden Meßglases drei verschiedene Verdünnungen der Aetzlauge zurecht. Nun zieht man die Konturen mit einer Feder nach, die jeweilig in eine stärkere oder schwächere Laugenmischung getaucht wird, so daß die Linien mehr oder weniger dunkel ausfallen. Flächentönungen arbeitet man sodann mit dem Filzpinsel aus und setzt alle Schattierungen in dünnen Linien ein. Während des Trocknens, das ein bis zwei Tage beansprucht, werden die dunkleren Stellen grau, man überwäscht deshalb die ganze Arbeit zuletzt mit einem in Leimessig getauchten Schwämmchen, wonach die Aetzlinien einen schönen, ins Rötliche spielenden Ton annehmen. Aus der kurzen Beschreibung erhellt zur Genüge, wie einfach die Arbeit ist.

Opernglasbehälter. Ein pompadourartiger Behälter für das Opernglas ist nicht nur elegant, sondern auch bequem und leicht selbst herzustellen. Gute Seide, Sammet oder auch feines Leder dienen als Oberstoff, Atlas oder Seide ergeben das abstechende Futter; eine Zwischenlage aus Mull erweist sich praktisch. Ist der Oberstoff nicht gemustert, so sieht ein Plein aus Flittern oder Pailletten sehr hübsch aus. Ein an den Ecken abgerundeter Kartonteil von 12 cm Länge und 4 cm Breite bildet die feste Grundform des Bodens; der weiche Beutelteil mißt etwa 18 cm Höhe, seine untere Weite entspricht dem Umfang des Bodens, die obere beträgt 42 cm. 5 cm vom oberen Beutelrande entfernt steppt man einen Zugsaum ab, durch den ein schmales, aber kräftiges Band mit Gegenzug zu leiten ist; Rosetten schmücken die Enden.

Hausschuh mit gestrickter oder gehäkelter Stulpe. Von älteren Leuten hört man bisweilen die Klage, daß ihre Pantoffel oder Hausschuhe, diese wichtigen Requisiten häuslicher Bequemlichkeit, den Fuß zwar weich und warm halten, die Knöchel und Fußgelenke aber, zumal im Winter, keineswegs vor dem Frieren schützen. Diesem Mangel ist leicht abzuhelfen, indem man aus Baumwolle oder leichter Wolle in der zu den Schuhen passenden Farbe Streifen von etwa 9 cm Breite und 25 cm Länge häkelt (oder strickt), welche als Stulpen von innen an die Einfassung der Schuhe angenäht werden. Mit drei hübschen Knöpfen oder Bandschleifen geschlossen, vervollständigen diese Stulpen eine behagliche und gut aussehende Fußbekleidung.

Das Befestigen der Ringe an Zuggardinen kann auf eine sehr einfache Art geschehen. Viele nähen die Ringe an, müssen sie bei jeder Wäsche lostrennen und dann stets von neuem annähen, wodurch viel Zeitverlust entsteht. Außerordentlich praktisch ist eine kleine Vorrichtung, die eine nur einmalige Arbeit erfordert. Man heftet nämlich in oder an den oberen Saum der Zuggardinen eine haltbare Schnur und legt diese in gewünschten Abständen zu Schlingen. Danach zieht man die Ringe durch diese Schlingen hindurch, was im Augenblick geschehen ist. Vor der Wäsche werden die Ringe fast ebenso schnell wieder herausgezogen und die angenähte Schnur natürlich mit gewaschen. Uebrigens wird für vorliegenden Zweck bestimmte, bereits mit Schlingen versehene Schnur auch fabrikmäßig hergestellt und dürfte wohl in jedem größeren Posamentengeschäfte käuflich sein.

Lackiertes und bemaltes Zahnbürstengestell. Da sich Zahnbürsten erfahrungsgemäß länger halten, wenn man sie behufs gründlichen Abtropfens nach dem Gebrauche aufrecht stellt oder hängt, so ist ein kleines über dem Waschtisch angebrachtes Blechgestell mit Löchern zum Hineinstecken der Bürsten sehr praktisch. Man kann ein solches ganz billig beim Spengler (Klempner) kaufen oder anfertigen lassen und es dadurch elegant machen, daß man es mit Lackfarbe – passend zum Waschgeschirr – anstreicht, worauf man es mit einem leichten Muster in Oelfarbe bemalt.

Italienische Stiftvergoldung. Diese schöne Technik bezweckt die Verzierung von allerhand Gegenständen, die aus Holz, Leder, Seide, Pergament etc. hergestellt sind, mit goldenen oder silbernen Linien, Figuren etc. Das Verfahren besteht darin, daß man in besonderer Weise aufgetragenes Blattmetall an allen Stellen einer darübergelegten Zeichnung dauernd festhaftend und hochglänzend einbrennt. Im Gewerbe der Buchbinder finden dergleichen Arbeiten bei allen hervorragenden Gegenständen Anwendung, die nicht in größerer Anzahl hergestellt werden müssen, wie Diplommappen, Prachteinbände etc. Auch die Liebhaberkünstler können die Italienische Stiftvergoldung für viele Zwecke benutzen und entweder für sich oder in Verbindung mit anderen Techniken, wie Ledermalerei, Ledermosaik, Lederschnitt etc., zur Anwendung bringen. An Utensilien gebraucht man gutes Blattgold, zwei Messingbrennstifte, spitz und breit, Spirituslampe zum Heißmachen dieser Stifte, ein Schwämmchen und je nach dem Grundmaterial Eiweiß, französischen Firnis oder weiße Gelatine. Bei Rindleder und Pergament grundiere man zunächst die ganze Fläche, welche zur Verzierung bestimmt ist, mit Eiweiß, das zur Hälfte mit Wasser verdünnt und tüchtig gequirlt sein muß. Das Grundieren hat gleichmäßig mit dem Schwamm zu geschehen und ist nach dem Trocknen des ersten Auftrages zu wiederholen. Bei Holzflächen verwendet man zu dem Grundieren französischen Firnis, bei Kalbleder und Seidenstoffen weiße, in heißem Wasser gelöste Gelatine. Seidenstoffe dürfen jedoch nicht in ihrer ganzen Fläche grundiert werden, sondern nur auf den später zu verzierenden Stellen. Man muß also hierbei zunächst das Muster auf den Stoff auszeichnen und nur diese Linien mittels eines Pinsels mit der Gelatinelösung sauber nachmalen. Sobald die Grundierung vollständig trocken ist, wird das Blattmetall aufgelegt. Dies geschieht, indem man ein breites Messer (sogenanntes Vergoldemesser) vorsichtig unter das Blattgold schiebt, dann langsam aufhebt und auf die grundierten Stellen überträgt. Selbstverständlich kann man, um Material zu sparen, das Blattmetall erst in schmale, der Zeichnung entsprechende Streifen schneiden. Es ist erforderlich, das aufgetragene Metall mit Glacépapier zu überdecken und dann etwas anzudrücken. Nun kann das Einbrennen des Musters beginnen. Hierbei wird die auf nicht zu starkem Papier befindliche Vorlage genau auf dem Gegenstand angelegt, beschwert oder mit Heftzwecken, Oblaten etc. befestigt und nun sämtliche Linien des Musters mit den inzwischen auf der Spirituslampe heiß gemachten Messingstiften nachgezogen. Schließlich hebt man die Vorlage ab, bürstet das überschüssige Blattmetall weg und wischt dann auch das zuviel aufgetragene Grundiermittel mit Wasser oder Terpentinöl fort, so daß nun nur noch die von dem heißen Stift berührten Linien und Flächen, Punkte, Perlen etc. schön goldig oder silbern stehen bleiben. Hiernach bringt man noch etwa gewünschte Malereien an, natürlich ohne dabei die Goldlinien zu überdecken.

Versengte Wäsche wieder herzustellen. Unachtsame Dienstboten können der Hausfrau viel Kümmernis bereiten, und beim Plätten versengte Wäsche gehört dabei nicht zu den kleinsten und seltensten Aergernissen. Je früher das Ungemach entdeckt wird, desto leichter läßt es sich noch heben. Vor allem muß man, wenn die Sengflecke auf gestärkter Wäsche sind, aus dieser zuerst die Stärke entfernen, indem man die Stücke in heißem Wasser leicht durchwäscht. Indes bereitet man sich aus 900 g heißem Wasser und 100 g Chlorkalk eine Lösung, die man vor dem Gebrauche gut klärt.

Man taucht ein leinenes Läppchen in die Lösung, daß es ganz damit durchzogen ist, und fährt dann mit dem Läppchen leicht und lose wiederholt über die versengten Stellen. Bei ganz frischen Flecken genügt ein ein- bis zweimaliges leichtes Ueberstreichen, bei älteren Flecken wird man das lose Abreiben öfter wiederholen müssen.

L.


Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 644_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0644_d.jpg&oldid=- (Version vom 4.5.2023)