Seite:Die Gartenlaube (1898) 0707.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1898)

dem Kommandanten von Villingen des Freibeuters Ollivier Schwert. Er schreibt darüber: „In Wahrheit aber, so war dasselbe trefflich schön und gut, es war ein ganzer ewigwährender Kalender darauf geätzt und lasse ich mir nicht ausreden, daß es nicht in Hora Martis von Vulcano selbst geschmiedet und allerdings zugerichtet worden seie, wie im Heldenschatz eines beschrieben wird, worvon alle andere Klingen entzweispringen und die beherzteste Feinde und Löwen-Gemüther wie forchtsame Hasen entlaufen müssen.“ Hans Boesch.     

Das Standbild Albrechts II in der Siegesallee zu Berlin. (Mit Abbildung.) Von den Standbildern brandenburgischer Fürsten, welche die Siegesallee in Berlin schmücken, haben wir schon früher (vergl. Jahrg. 1897, S. 224) die Figuren zu der Gruppe des Markgrafen Otto I unseren Lesern im Bilde vorgeführt; heute geben wir das Standbild Albrechts II im Holzschnitt wieder.

Als Nachfolger seines ältesten Bruders Otto II bestieg Markgraf Albrecht II im Jahre 1205 den brandenburgischen Thron. Im Gegensatz zu seinem lebenslustigen Vorgänger, dem ernste Arbeit wenig zu Sinn gestanden zu haben scheint, strebte er, seine Macht zu festigen und zu vergrößern. Letzteres gelang ihm auch, besonders nach Osten hin. 1215 rückte er von den deutschen Plätzen an der Havel gegen das Oderthal vor und drängte die Pommernherzöge, denen sich sogar Barnim und Teltow in der Nähe Berlins schon unterworfen hatten, zurück. Seinem Charakter entsprechend ist der Markgraf vom Künstler in der Haltung und der Tracht eines Kriegsmannes dargestellt. Das Haupt deckt ihm der Helm. Ueber dem schweren Kettenpanzer trägt er Oberkleid und wallenden Mantel, der Dolch steckt ihm im Gürtel, das Schwert aber hat er aus dem schweren Gehänge gezogen, kampfbereit hält er es in der Faust und finster blicken die Augen, als schauten sie dem kommenden Feinde entgegen.

Datei:Die Gartenlaube (1898) b 0707.jpg

Standbild des Markgrafen Albrecht II in der Siegesallee zu Berlin.
Nach einer photographischen Aufnahme von W. Titzenthaler in Berlin.

Die beiden Männer, deren Hermen die Umgebung des Hauptstandbildes schmücken, stehen in nur sehr losem Zusammenhange mit dem Markgrafen selbst. Es sind seine hochverdienten und berühmten Zeitgenossen Eyke von Repkow und Hermann von Salza. Der letztere (rechts auf unserem Bilde) wurde 1210 zum Hochmeister des deutschen Ritterordens gewählt, in dessen Tracht er auch dargestellt ist. Unter ihm nahm der Orden einen gewaltigen Aufschwung; er war es, der 1231 durch Hermann Balk die Eroberung des heidnischen Preußenlandes beginnen ließ. So wurde er der Gründer des mächtigen Ordensstaates, aus dem später Preußens Königtum hervorwuchs. – Eyke von Repkow erscheint vom Jahre 1209 bis 1233 in den Urkunden des mittelelbischen Landes. Er stammte aus Aken a. d. Elbe und ist berühmt als Verfasser des „Sachsenspiegels“, des ältesten Werkes über das deutsche Recht, das er 1230 verfaßt hat (vergl. Jahrgang 1896, S. 148). Der Künstler hat den gelehrten Beruf des verdienten Mannes durch seine sinnende Haltung und das Buch, das er in der Hand hält, angedeutet. – Der Schöpfer der Gruppe ist Johannes Boese in Berlin; sie wurde in diesem Frühjahr, am 22. März, dem Geburtstage des ersten Hohenzollernkaisers, enthüllt.

Die Wildkatze. (Zu dem Bilde S. 677.) Einen prächtigen Charakterkopf aus der Tierwelt bietet Ludwig Beckmann unsern Lesern in dem lebenstreuen Porträt einer Wildkatze. Bosheit und Heimtücke malen sich deutlich in dem Gesichte der fauchenden Bestie. – In unseren Wäldern wird die Wildkatze immer seltener und hält sich zumeist nur noch im Gebirge auf. Von dem großen Publikum, das durch Wald und Flur streift, finden die wenigsten Gelegenheit, sie im Freien zu beobachten, denn sie ist ein Nachttier, das das helle Licht des Tages scheut und von scharfsichtigen Naturbeobachtern nur während der Morgen- und Abendstunden wahrgenommen wird. In ihrer äußeren Gestalt ist sie unserer Hauskatze durchaus ähnlich, aber kräftiger als diese gebaut. Im allgemeinen erreicht sie die Größe eines Fuchses, wird bis 45 cm hoch und gegen 80 cm lang; die Schwanzlänge, die in das letztgenannte Maß nicht einbegriffen ist, beträgt etwa 30 cm. Beim Wildkater ist der Balg grau, bei der Wildkatze gelblich. Die Grundfarbe ist mit dunklen Streifen gezeichnet, die auf dem Schädel und Rücken verlaufen und um den Schwanz und die Läufe sich ringeln. Das Hauptmerkmal aber, durch das man sie von unserer Hauskatze unterscheiden kann, ist der „Sohlenfleck“, d. h. die schwarze Färbung der Hinterseite des Hinterlaufes. Bei der Hauskatze, die von der ostafrikanischen Felis maniculata abstammt, reicht der „Sohlenfleck“ bis zum Hacken, bei der Wildkatze aber erstreckt er sich nur wenig oberhalb der Zehen. Bei Mischlingen zwischen beiden Katzenarten hat der „Sohlenfleck“ eine mittlere Ausdehnung. Nach diesem Merkmal kann der Jäger leicht entscheiden, ob er eine Wildkatze oder nur eine verwilderte Hauskatze erlegt hat. – In der Regel nährt sich die Wildkatze von Mäusen und Ratten, aber sie stellt auch anderen Tieren nach, lauert den Vögeln auf, plündert ihre Nester und überfällt, wenn sie älter und stärker geworden ist, selbst größeres Wild, wie Hasen und Rehkälbchen. Fast niemals begegnet man zwei Wildkatzen zusammen; denn sie sind ungesellige Tiere. Das Weibchen wirft ihre Jungen in Felsspalten, Baumlöchern oder in einem verlassenen Fuchsbau, aber die Jungen trennen sich bald von der Alten und rauben auf eigene Faust. Trotz ihrer verhältnismäßigen Stärke ist die Wildkatze feig. Sie verteidigt nicht ihre Brut; sie sucht ihr Heil in der Flucht, und nur wenn sie selbst aufs äußerste bedroht wird, setzt sie sich zur Wehr; dann aber entfaltet sie alle ihre List und Gewandtheit und wird in ihrer Wut ein gefährlicher Gegner. *      

Gute Aussicht. (Zu dem Bilde S. 681.) An der Grenze der elterlichen Besitzungen, wo ein verschwiegenes Gitterpförtchen den Austritt

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 707. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0707.jpg&oldid=- (Version vom 16.3.2023)