Seite:Die Gartenlaube (1898) 0740 a.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Die Gartenlaube (1898)


Allerlei Winke für Jung und Alt.

Gobelinmalerei. Wer es einmal versucht hat, den jetzt so beliebten Wandschmuck – gemalte Gobelins – selbst herzustellen, wird bemerkt haben, welche große Schwierigkeiten es macht. Die Farbe will durchaus nicht auf dem Stoff haften, und besonders mißglückt es stets, auf dem rauhen Untergrunde saubere Konturen zu erlangen. Es giebt jedoch ein einfaches Mittel, den Stoff so zu präparieren, daß man darauf ebenso leicht wie auf Papier malen kann.

Datei:Die Gartenlaube (1898) b 0740 a 1.jpg

Zeitungstasche mit Gobelinmalerei.

Man kocht etwas Weizenstärke, so daß eine ziemlich dünne und vor allen Dingen ganz klare Flüssigkeit entsteht. Um letzteres zu erlangen, empfiehlt es sich, die Flüssigkeit durch ein sauberes Tuch zu gießen. Nachdem die aufgelöste Stärke abgekühlt ist, wird sie mit einem sehr breiten Borstenpinsel auf den vorher zum Malen aufgespannten Gobelinstoff gestrichen. Durch dieses Verfahren kleben die kleinen Härchen, welche die Arbeit so erschwerten, fest, und die nun glatte Oberfläche eignet sich vorzüglich zum Aufnehmen der Farben. Sollte einmaliges Ueberstreichen noch nicht die gewünschte Wirkung haben, so kann es wiederholt werden, sobald der Stoff trocken geworden ist. Doch empfiehlt es sich nicht, die Masse gleich anfangs zu dick zu nehmen, weil dadurch das Aussehen des Stoffes leiden könnte. Verwendbar sind Aquarell- und mit Terpentin verdünnte Oelfarben.

Unsere Abbildung zeigt eine Zeitungstasche aus einem Streifen von Gobelinstoff, der in obiger Weise zu behandeln ist. Am besten ist es, wenn man nach einem echten Gobelin arbeiten kann, doch läßt sich auch manches gute moderne Stoffmuster als Anhalt benutzen. Der Stoff ist an einem Holzstab durch eine Seidenschnur befestigt, die auch den Rand einfaßt und den Henkel bildet.

Nadelkissen. Ein dreieckiges kleines Kissen, mit einem Fleckchen Seidendamast oder einem bestickten Stoff überzogen, gewinnt ein überaus zierliches Aussehen durch Garnierung mit den ganz schmalen, krausen Gazerüschen, die jetzt so viel znm Ausputz von duftigen Blusen und Krawatten verwendet werden. Ist das Kissen rötlich gemustert, so setzt man vielleicht nach innen eine creme oder blaßgrüne Rüsche, und ganz dicht daran eine rote etc. Auch schwarze Rüschen zu gelber Seide sehen apart aus. Zwei Bandschleifen auf die Ecken, oder auch drei – oder ein Band zum Aufhängen des Kissens gehören dazu.

Kleiderbordüre in Kreuzstichstickerei. Sehr zierlich wirkt auf Kleidern aus waschbaren Stoffen eine kleine selbstgefertigte Stickerei, mit welcher das Unterteil des Rockes, sowie Brust und Aermel der Bluse besetzt werden. Man schneidet vom Stoffe des Kleides 8 cm breite Streifen, deren Zahl und Länge sich natürlich nach der Art des beabsichtigten Ausputzes richtet, heftet gleich große Streifen Stramin darauf und stickt über diese mit Garn oder Waschseide ein hübsches Muster. Das vorliegende Kleeblattmuster, im Original weiß auf hellblauem Leinen ausgeführt, macht sich sehr gut und ist nicht schwierig; andere ähnliche Muster sind in Modenzeitungen und Stickereigeschäften zahlreich zu finden. Nach vollendeter Arbeit zupft man den Stramin, den man nicht mit feststechen darf, aus, so daß das Muster nun direkt auf dem Stoffe haftet. H. R.     

Datei:Die Gartenlaube (1898) b 0740 a 4.jpg

Kleiderbordüre in Kreuzstichstickerei.

Kopftuch oder Echarpe. Vor einigen Jahren waren Kopftücher aus Cigarrenbändern neu und beliebt, dann wurden sie durch Wolltücher mit eingewebten Seidenstreifen abgelöst, jetzt verfällt eine praktische junge Dame auf den Gedanken, beides zu vereinigen. Das Tuch wird je nach Bedarf etwas über 1 m lang und etwa 40 cm breit und besteht aus 7 cm breiten Streifen von maisgelbem Wollenkrepp oder „Virginie“, abwechselnd mit Streifen von gelber Seide, welche aus je drei Cigarrenbändchen zusammengenäht sind. An beiden Enden ist der letzte Wollenstreifen schmäler, und in diesen schlingt man gelbliche Wollfransen, die man mit goldgelber Seide knüpft. Beide Farben wirken sehr fein zusammen; die Bändchen werden etwas kraus beim Nähen, was sich aber ganz gut macht.

Halter für abzusendende Briefe. In einem größeren Haushalt, wo täglich mehrere Briefe abgesandt werden, ist es sehr zweckmäßig, für diese an bestimmter Stelle einen Halter zu befestigen, welcher die fertigen Briefe aufnimmt und dessen Inhalt jeder Angehörige, wenn er Besorgungen macht, leert und zur Post befördert. Man vermeidet durch diese Einrichtung das Verlegen oder gar das gänzliche Vergessen der Beförderung der geschriebenen Briefe. Einfach und originell, dabei sehr hübsch läßt sich ein großer, recht tiefer Holzrührlöffel zu einem solchen Briefhalter gestalten. Die Höhlung des Löffels wird mit einer beliebigen passenden Brandmalerei versehen und dann die Oeffnung kreuzweise mit etwa 21/2 cm breitem dunkelroten Atlasband bespannt, wobei man das Band auf der Rückseite des Löffels mit kleinen Reißzwecken gut befestigt. Auch der Stiel des Löffels wird mit kleinem Rankenmuster gebrannt, dann mit Band mehreremal umwunden und oben davon eine volle Schleife genäht, an der man den Briefhalter aufhängt. Das kreuzweis vor der Löffelhöhlung gespannte Seidenband vermag eine ziemliche Anzahl fertiger Briefe aufzunehmen.

Winke für Brandmaler. Wenn der Brennstift trotz kräftigen Tretens oder Drückens (Fuß- oder Handbetrieb) nicht mehr recht glühen will und leicht erkaltet, und doch nirgends an ihm ein Fehler zu entdecken ist, so trägt ihn der Besitzer oft zum Mechaniker zum Reparieren, erfährt dort, daß ihm gar nichts fehlt, probiert ihn daheim wieder – und der Stift erglüht so wenig wie vorher. Der Grund liegt dann oft an den Schläuchen, auch wenn kein Riß darin sichtbar oder durch Luftausströmen fühlbar ist; der ganze Schlauch wird im Laufe der Zeit etwas durchlässig, so daß nicht genug Luft in die Benzinflasche gelangt. Einreiben mit Glycerin soll dagegen schützen, aber am sichersten ist’s, alle paar Jahre die Schläuche zu erneuern und überhaupt nur beste Qualität zu nehmen. Um den Fehler an einem Apparat, der nicht mehr „geht“, zu finden, leihe man sich einen zweiten Apparat und ersetze nun Stück für Stück die Teile des eigenen mit denen des fremden, so muß der schwache Punkt sich zeigen.


Hauswirtschaftliches.

Neuer Petroleumkocher. Die Firma Graetz in Berlin stellt einen Petroleumkocher her, an dem die Neuerung darin bestellt, daß über der Flamme eine Art Herdplatte liegt, mit Löchern und Ringen versehen, welche Raum genug für mehrere Töpfe hat, während unten, dicht neben der starken Flamme, noch Teller gewärmt und Speisen warm gehalten werden können. Geheizt wird mit gewöhnlichem Petroleum, und zwar nicht durch die direkte Flamme, sondern durch das sich entwickelnde Petroleumgas. Sinnreiche und doch einfache Vorrichtungen dienen zum Regulieren und Sichern des Apparats, der in kleinen Haushaltungen etc. vorzügliche Dienste thut. Die Platte ist 48 cm lang, das Gestell mit der Platte 40 cm hoch; es läßt sich vom Brenner abnehmen.1

Zwischengericht aus Bratenresten. Bei unerwartetem Besuch geben übrig gebliebene kalte Kartoffeln und beliebige vorrätige Bratenreste in Verbindung mit etwas Fray-Bentos-Zunge und eingemachten Pilzen und Spargeln ein treffliches Gericht. Die Kartoffeln werden fein gerieben und mit einem eigroßen Stück schaumig gerührter Butter, 1 Ei und 1 Eigelb, etwas Mehl und Salz zu einem glatten Teig gerührt. Man drückt diesen Teig fingerdick fest in glatte, mit Mehl ausgestreute Backförmchen und stürzt ihn dann sofort. Die kleinen Hohlformen wendet man darauf behutsam in Semmel, dann in verquirltem Ei und danach nochmals in Reibbrot, worauf man sie in Schmalz goldbraun bäckt.

Die Bratenreste nebst einem Stück Zunge, den Pilzen und Spargeln werden ganz feinwürfelig geschnitten und man mischt sie mit einer braunen Sauce, wenn es sich um Rinder-, Wild- oder Lammbratenreste handelt, oder einer weißen Kraftsauce, wenn man Kalbfleisch- oder Geflügelüberbleibsel verwenden will. An die braune Kraftsauce thut man etwas Rotwein, kleine Perlzwiebeln, Kapern, einen Löffel voll Johannisbeergelee und 5 g Liebigs Fleischextrakt, der weißen Sauce dagegen setzt man Weißwein und Citronensaft zu und zieht sie mit einigen Eigelb ab. Die mit der Sauce vermischten Reste werden im Wasserbade erhitzt und, wenn die Kartoffelkrusten fertig sind. sofort in diese eingefüllt. Man richtet das Gericht aus zierlich gebrochener Serviette an.

Apfelkompott zur Gans. Statt wie gewöhnlich die Gans mit Aepfeln zu füllen, möchte ich bei festlichen Gelegenheiten raten, ein Apfelkompott extra zu kochen und nebenher zu reichen. Besonders das nach folgender Vorschrift bereitete Kompott eignet sich trefflich dazu und findet stets den ungeteiltesten Beifall. Eine runde oder ovale glatte Blechform mit niedrigem Rand wird dick mit Butter ausgestrichen und mit Semmel bestreut. Schöne Kastanien hat man vorher geschält und halb weich gekocht, auch Aepfel geschält und in Viertel geschnitten. Eine Schicht Aepfel wird zuerst in die Form dicht und glatt gelegt, worauf man wenige Butterstückchen und Kastanien als zweite Schicht folgen läßt, dann wieder Aepfel nimmt und so fortfährt, bis die Form voll ist, wobei man beim Einlegen die Aepfel so einschichtet, daß die Mitte gehäuft ist. Zuletzt streut man dicht feinen Zucker über die Aepfel und legt noch einige kleine Butterstückchen auf, bevor man die Schüssel in den Ofen schiebt und goldig braun bäckt. Man giebt das Kompott in seiner Form, die man mit einer Serviette umschlingt, heiß zur fertigen Gans zu Tisch. He.     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 740_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0740_a.jpg&oldid=- (Version vom 19.4.2023)