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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)


Allerlei Winke für Jung und Alt.


Weihnachtsarbeiten.

Weihnachtsarbeiten für Kinder und die reifere Jugend. Je näher das Christfest kommt, desto mehr Hände regen sich, um allerlei Gaben der Liebe selbst anzufertigen. Die Wahl derselben kostet manchen viel Ueberlegung, denn man möchte doch gar zu gern etwas bringen, was der andere noch nicht besitzt. Aber hat man etwas Passendes gefunden, so macht wieder die Art der Ausführung hier und da Sorge, besonders wenn es gilt, den Schaffensdrang von Kinderherzen zu befriedigen. Da lohnt es sich wohl, alle Eltern auf verschiedene Techniken aufmerksam zu machen, welche auch für jüngere Hände sich eignen, jedoch leider noch viel zu wenig bekannt sind. – Welcher Junge besitzt nicht eine Laubsäge! Aber mit Arbeiten aus Holzfournieren hat er schon zu oft seine Angehörigen beschenkt, er will etwas anderes bieten. So mag er für diesmal Arbeiten aus Alabasterplatten herstellen. Wenn er Monogrammbroschen aus Silber- oder Nickelblech sägt oder Steinmosaiken aus gegossenen Marmortafeln anfertigt, wird er Geschenke bringen, die bei sorgfältiger Ausführung entzückend sind und ebenso wie die billigeren Alabastersägereien einen unbedingt künstlerischen Eindruck machen. Steht keine Laubsäge zur Verfügung, so leiht ihm die erwachsene Schwester gewiß gern ein Rilleisen und ein Flacheisen aus ihrem Kerbschnittkasten und hilft ihm, auf Linoleum schöne Gravierarbeiten, leichte Kerbschnitzereien oder gar Ausgründungsarbeiten anzufertigen. Linoleum läßt sich leicht bearbeiten und zu hunderterlei Gegenständen – Untersetzern für Vasen, Lampen, Kannen, zu Journaldecken, Mappen, Blumentopfhüllen, Tablett- und Möbeleinlagen etc. verwenden. Auch die Glasradierarbeit wird noch viel zu wenig angewandt, was wohl daher kommt, daß man ihre Ausführung nur sehr einseitig auffaßt und gewöhnlich ein silbernes Muster auf schwarzem Grunde darstellt. Die Radierarbeit auf Glas wirkt aber in buntfarbiger Ausführung ungleich prächtiger, zum Beispiel ein Tablett, weißer Grund, cremefarbiger breiter Rand, durch eine Goldlinie von ersterem getrennt, im Fond ein Meißner Zwiebelmuster, dessen Teile ebenfalls mit Goldtinte konturiert und mit blauem zerknitterten Stanniolpapier hinterlegt sind. Welch prächtiger Eindruck und wie passend zu den in aller Welt eingeführten Zwiebelmusterservicen!

Sehr effektvoll ist auch die Nagelarbeit. Es giebt jetzt herrliche Ziernägel, die bei geschickter Farben- und Formenzusammenstellung manch schmucklosen Gebrauchs- oder Luxusgegenstand zu einem äußerst dekorativen gestalten helfen. Für größere Jungen paßt die Kleineisenarbeit ebenfalls ausgezeichnet. Etwa 1/2 cm breite Schwarzblechstreifen werden als Nachahmung von kleinen Kunstschmiedearbeiten in allerhand Formen gebogen, diese mit sogenannten Bunden zu Bilderrahmen, Zeitungshaltern, Federträgern, Ampeln, Leuchtern, Fenstergittern, Papierkörben und vielen anderen Dingen zusammengesetzt, dann schwarz lackiert und an den Bunden in Gold oder Kupfer bronziert.

Für junge Mädchen, die für Malereien eine besondere Vorliebe haben, empfiehlt sich die Email-, die Majolikalasur, die Bronzemalerei auf Sammet, die Chromomalerei, ferner die Filigranarbeit, Vogelfederarbeit, Federposenarbeit, die Gummimodellierarbeit – eine der dankbarsten Techniken – etc. Von künstlichen Blumen sind modern die Federblumen und Lederblumen; letztere besonders als zierliche, haltbare und neuartige Dekoration für Wandbilder. – Sind hiermit auch die Arbeiten nicht erschöpft, welche für die Jugend sich eignen, so dürften die Hinweise doch vielen genügen und eine willkommene Abwechslung in die Weibnachtsbeschäftigungen bringen.

Belehrung über die einzelnen hier erwähnten Techniken hat im Laufe der letzten beiden Jahre die „Gartenlaube“ in der Rubrik „Allerlei Winke für jung und alt“ gebracht. Die nötigen Materialien können durch Geschäfte für Handfertigkeit und Dilettantenkünste, die heute in jeder größeren Stadt vorhanden sind, bezogen werden.

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Wandgestell für Spielsachen.

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Schmuck für das Weihnachtszimmer.

Wandgestell für Spielsachen. Es ist eine Art von offenem Schrank, mit oder ohne Rückwand, aus gewöhnlichen Brettern zusammengenagelt oder aus einer alten Kiste geschaffen, nur etwa bis zur Höhe des Fensterbrettes reichend und unter demselben anzubringen, wo es das Format der Fensternische gestattet; sonst steht es auch ganz gut an einer anderen Wand und ist praktisch wegen seiner geringen Tiefe. Soll ein Teil davon verschließbar sein, so ist ein Schrankthürchen leicht anzubringen, das dann gebrannte oder gemalte Verzierung erhält. Ein kleiner Vorhang deckt die Fächer zum Teil. Die Maße richten sich nach dem Besitzstand der kleinen Leute, für die das Gestell gebaut wird. Ein roter oder grüner Anstrich gefällt diesen noch besonders gut.

Kisten für Christsendungen. Ich habe eine Freundin, deren Christsendungen einen anmuten wie ein Weihnachtsgedicht, wenn nur die äußerste Hülle beseitigt ist. Das Jahr über sammelt sie farbige Seidenpapiere, Bänder, Goldfäden, Holzwolle. Dann verschafft sie sich nette Kistchen und Tortenschachteln, welch letztere sie durch Brandmalerei (s. Abbildung) farbig schmückt, verpackt die Geschenke zierlich, füllt leere Räume mit Holzwolle, worunter sie ein paar Lamettafäden mischt, steckt einige Zweiglein von Tannen und Stechpalmen mit roten Beeren, auch wohl ein paar Pfeffernüsse dazwischen, und die Freude ist groß, wo solch eine Sendung sich aufthut.

Ein höchst amüsanter Schmuck für das Weihnachtszimmer ist aus einem bunten japanischen Sonnenschirm und sieben Lampions mit Leichtigkeit zu gewinnen. Man hängt den ausgespannten Schirm mit der Spitze nach oben auf, ringsum an den Stäben befestigt man die Lampions in gleichen Abständen; wem die offenen cylindrischen Lampions zu feuergefährlich sind, der nimmt lauter runde geschlossene und hängt sie etwas tiefer auf; der Stiel des Schirmes wurde vorher verkürzt, und an seinem unteren Ende hängt noch ein Lampion. Feine Lamettaketten in bunten Metallfarben, grüne Ranken, Kugelketten oder nur Strähne von glatten Goldfäden spinnen sich im Bogen zum untersten Lampion herüber, das Ganze wirkt so festlich und lustig, wie man es nur wünschen kann. J.      


Hauswirtschaftliches.


Bellinos Patentkistenschoner. Bekannt, aber noch lange nicht allgemein in Gebrauch sind die kleinen Metallhülsen, Kistenschoner, die das Oeffnen der Kisten so sehr erleichtern. Der Nagel wird durch dieselben eingeschlagen und ruht darauf, die Beißzange packt sie beim Oeffnen und hat damit sofort einen festen Halt, ohne daß man mit dem Stemmeisen erst den Deckel verdirbt, und auch unterwegs schützen die Hülsen den Deckel, da eine darauf geworfene andere Kiste zunächst die etwas hervorstehenden Nagel mit den Hülsen trifft, und nicht den Deckel selbst – also für empfindliche Weihnachtssendungen sehr zu empfehlen. Die Kistenschoner werden von der Firma Kapferer & Schleuning, München. Briennerstraße 27, hergestellt.

Butterersatz für einfache Verhältnisse. Für den Abendtisch empfehle ich der sparsamen Hausfrau die Herstellung von Herings- und Kräuterspeck zum Bestreichen von trocken geröstetem Weiß- und Schwarzbrot. Beides mundet in den meisten Fällen allen Herren und erspart der Hausmutter manche Mark. Man treibt 250 g geräucherten milden Speck durch eine Fleischhackmaschine, entgrätet und häutet dann drei gut gewässerte Heringe, giebt sie ebenfalls in die Fleischhackmaschine und mischt nun einfach Speck und Heringe miteinander. Man formt aus der Masse einen Berg und steckt oben kleine Petersilienzweiglein hinein. Das geröstete Brot wird scheiterhaufenartig aufgeschichtet und dazu gegeben.

Fast noch billiger ist der Kräuterspeck, zu dem der feingemahlene Speck mit vier Löffel voll geriebenem Kräuterkäse einfach vermischt wird, worauf man ihn auf geröstete Weißbrotscheiben streicht. H.      

Behandlung frischer Fische. Viele Hausfrauen lassen bei kühlerer Temperatur sich manche Sorten Fische schicken, die sie an ihrem Wohnort nicht bekommen können. Sie werden dabei die eigentümliche Erfahrung sicher einmal machen, daß dieselben Fische bei gleicher Temperatur ganz verschieden haltbar sind, so daß sie oft noch einen Tag nach Ankunft frisch sind, oft schon nicht ganz frisch ankommen. Wissenschaftliche Beobachtungen haben ergeben, daß alle Fische, die durch Liegenlassen außerhalb des Wassers, also durch Ersticken gestorben sind, weit leichrer in Fäulnis übergehen als durch Abschlachten getötete Fische, weil bei letzteren die Totenstarre, die die Entwicklung von Fäulniskeimen hindert, länger anhält. Deshalb soll man, wo es irgend angeht, lebendige Fische kaufen. Wo dies nicht thunlich, muß man die Fische sich stets in Eispackung bestellen, sie nach der Ankunft sofort aber auf frisches Eis legen, wenn man sie nicht sogleich verwendet, denn nur solange die Fische auf Eis liegen, wird der Verderb gehindert. Haben sie jedoch einmal die Starre eingebüßt, so verhütet das Einlegen in frisches Eis den Verderb nicht, denn Eis vermag die Zersetzung der Fische nicht aufzuhalten, wenn sie einmal begonnen hat. L. H.     

Wäsche einzuweichen. Ein gutes Mittel, schöne weiße Wäsche zu erzielen, ist folgendes: Auf drei Eimer Wasser, – wenn man Regenwasser hat, ist es natürlich am besten – löst man 1/2 bis 3/4 Pfund Schmierseife auf, läßt das Wasser recht heiß werden, es kann auch kochen. Dazu giebt man vier Eßlöffel Terpentinöl und drei Löffel Salmiakgeist. Hierauf füllt man das heiße Wasser mit so viel kaltem auf, wie man bedarf, um die Mischung lauwarm über die trocken in Bütten gelegte Wäsche zu gießen. Diese muß sich ganz durchziehen und eine Nacht darin stehen bleiben. Es erleichtert hie Wäsche ungemein; wer es probiert hat, thut es gewiß wieder. S.      

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 804_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0804_a.jpg&oldid=- (Version vom 27.5.2023)