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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)


Inhalt.
Seite
Das Schweigen im Walde. Roman von Ludwig Ganghofer (1. Fortsetzung) 37
Tragödien und Komödien des Aberglaubens. Anton Cratz von Scharfensteins wundersame Abenteuer und der Hexenflug 48
Blütenesser. Von C. Richter 52
„Deutschtum im Thal von Gressoney.“ Von Woldemar Kaden. Mit Bildern von P. Scoppetta 54
Verhängnisvolle Sinnestäuschungen. Von M. Hagenau 58
Fräulein Johanne. Novelle von Paul Heyse (Schluß) 60
Blätter und Blüten: Bismarck-Ehrung der deutschen Studentenschaft. S. 66. – Mädchen aus dem Gutachthale. (Mit Abbildung.) S. 67. – Das Kerzenspie. (Zu dem Bilde S. 40 u. 41.) S. 67. – Ueberführung eines Fesselballons über einen Eisenbahnkörper. (Zu dem Bilde S. 45.) S. 67. – Dorfklatsch. (Zu dem Bilde S. 49.) S. 67. – Friedrich mit der gebissenen Wange hält die Feinde auf, während sein Töchterchen trinkt. (Zu dem Bilde S. 53.) S. 67. – Das Stephan-Denkmal in Schwerin. (Mit Abbildung.) S. 68. – Raubwürger und Wiesel. Von Dr. K. G. Lutz. (Zu dem Bilde S. 61.) S. 68. – Das neue Landtagsgebäude in Berlin. (Zu dem Bilde S. 65.) S. 68. – Zu den Sternen empor! (Zu unserer Kunstbeilage.) S. 68.
Illustrationen: Gute Nacht! Von Konr. Egersdörfer. S. 37. – Das Kerzenspiel. Von A. Ricci. S. 40 und 41. – Die Ueberführung eines Fesselballons über einen Eisenbahnkörper. Von A. Wald. S. 45. – Dorfklatsch. Von E. Zimmermann. S. 49. – Friedrich mit der gebissenen Wange hält die Feinde auf, während sein Töchterchen trinkt. Von A. Zick. S. 53. – Abbildungen zu dem Artikel „Deutschtum im Thal von Gressoney“. Von P. Scoppetta. Pont Saint-Martin. S. 54. Ein „Stadel“. Wohnhaus in Gressoney in Trinité. S. 55. Müdchen von Gressoney im Brautschmuck. Gressoney in Trinité. S. 56. Auf der Weide. Die Johannisprozession. S. 57. – Raubwürger schützen ihre Jungen vor den Angriffen von Wieseln. Von Aug. Specht. S. 61. – Das neue Landtagsgebäude in Berlin. S. 65. – Mädchen aus dem Gutachthale. Von W. Hasemann. S. 67. – Das Stephan-Denkmal in Schwerin. S. 68.


Hierzu Kunstbeilage II: „Zu den Sternen empor!“. Von Gabriel Max.




Kleine Mitteilungen.


Professor Hermann Wilhelm Vogel †. Den zahlreichen Freunden der Photographie ist der Name H. W. Vogel wohl bekannt; denn seit Jahrzehnten galt er unumstritten als ein Meister in diesem Fache. Mit bewundernswertem Scharfsinn verstand er, in die Geheimnisse des Lichtes einzudringen, dessen chemische Wirkungen zu ermitteln und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung der Praxis dienstbar zu machen. – H. W. Vogel wurde am 26. März 1834 zu Dobrilugk in der Niederlausitz geboren. Er wandte sich dem Studium der Chemie und Physik zu und wirkte als Assistent bei den Professoren Dove, Rammelsberg und Rose in Berlin. Die Beschäftigung mit der Photographie und deren Nutzbarmachung für Zwecke der Wissenschaft führte ihn zu Studien über die Chemie des Lichtes, und er zeichnete sich bald auf diesem Gebiete derart aus, daß er im Jahre 1864 zum Lehrer der Photochemie an der Berliner Gewerbeakademie und später zum Professor der Photochemie und Spektralanalyse an der Technischen Hochschule zu Charlottenburg ernannt wurde. Im Jahre 1868 begleitete er die norddeutsche Sonnenfinsternis-Expedition nach Aden und 1870 und 1875 englische Expeditionen nach Sizilien und den Nicobarischen Inseln. Auf fast allen großen Weltausstellungen war er als Preisrichter thätig. – Von weittragender praktischer Bedeutung waren seine Erfindungen der farbenempfindlichen Platten und eine Arbeiten zur Herstellung des Naturfarbendrucks oder des Dreifarbendrucks. Auch als Fachschriftsteller entwickelte er eine rege Thätigkeit; er war Herausgeber der von ihm gegründeten „Photographischen Mitteilungen“. Am 17. Dezember starb H. W. Vogel in der Villenkolonie Grunewald bei Berlin. Wissenschaft und Technik verlieren in ihm einen bahnbrechenden Förderer.

Volkstümliche Kunstausstellungen in Berlin. Vor einigen Jahren that sich in Berlin ein Kreis für das Volkswohl wirkender Männer zu einer Gesellschaft zusammen, die es sich zur Aufgabe stellte, den minder Bemittelten für ein Billiges gute, echte Kunst zugänglich zu machen. Von dem Gedanken ausgehend, daß besonders der Besuch der besseren Theater für das Volk mit unerschwinglichen Unkosten verbunden ist, sammelte man ein Aktienkapital, das zinslos hergegeben wurde, zur Gründung einer Volksbühne. Das altbekannte Wallnertheater wurde gepachtet und feierte als Schillertheater seine Neuerstehung. Durch ein eigenartiges Abonnementssystem gelang es, die Preise derartig zu ermäßigen, wie es bisher bei gleicher Güte des Gebotenen in Berlin auch nicht annähernd möglich war. Dann wurden Vortragsabende für lyrische und epische Dichtungen, sowie volkstümliche Konzerte veranstaltet, und neuerdings beschloß man, auch Malerei und Plastik dem gleichen guten Zwecke dienstbar zu machen. Man gründete Anfang dieses Winters im Bürgersaale des Rathauses die „volkstümlichen Kunstausstellungen“. Durch Entleihen guter Kunstwerke von den Künstlern selbst oder von den glücklichen Besitzern bringt man eine Ausstellung von Gemälden und Skulpturen zusammen, die ebenfalls für ein Billiges zugänglich ist. Von anderen Ausstellungen unterscheidet sie sich ganz wesentlich dadurch, daß die Besichtigung nicht planlos nach Wunsch und Laune jedes einzelnen Besuchers erfolgt, sondern daß eine gewisse lehrhafte Methode in Anwendung gebracht wird, die dem Verständnis des Publikums zu Hilfe und zu gute kommt. Ein ästhetisch gebildeter Herr hält zu einer bestimmten Zeit einen Vortrag über die Kunstwerke und ihre Schöpfer, ihre Art und ihre Bedeutung, und anknüpfend an diesen Vortrag erfolgt der Rundgang durch die Sammlung, wobei der Vortragende das, was er soeben im allgemeinen gesagt hat, im Anschluß an die einzelnen Bilder noch im besonderen ergänzt. Auch hier zeigt die dicht gedrängte Menge das Interesse, das die Veranstaltung erregt.

Gärtnerischer Schmuck der Bahnanlagen. Zu den Vorzügen unserer Eisenbahnstationen im Vergleich mit manchen anderen Ländern darf man mit Recht den gärtnerischen Schmuck rechnen, welcher sie fast allenthalben umgiebt. Wo nicht echte Reben wachsen, ist es mindestens das sattgrüne Gerank des wilden Weines, welches die Dienstgebäude umhüllt. Oft findet man an Bahnhöfen ganze Parkanlagen, bisweilen von ausgesuchter Schönheit; immer aber zeigt sich das Bestreben, den Stationen ein möglichst freundliches Aussehen zu verleihen. Man findet Stationen, aus denen die Verwaltungen im Verein mit den dort wohnenden Beamten und den Inhabern der Bahnhofswirtschaften wahre Schmuckstücke geschaffen haben. Auch die am Bahndamm hausenden Wärter wetteifern mitunter, ihre Häuschen nach Möglichkeit herauszuputzen. In manchen Gegenden giebt es wahre Künstler unter den Eisenbahnern, welche den am Bahndamm entlang – zum Schutze gegen Schneeverwehungen – gepflanzten Weißdornhecken eine künstlerisch schöne Form zu geben wissen. Da sieht man Lokomotiven, Reiter, Tiergestalten, ja förmliche Jagdscenen mit Wild, Jägern und Rüden, welche durch ihre naturgetreue Darstellung die Aufmerksamkeit der Reisenden herausfordern.

In England fängt man auch an, für die gärtnerische Ausschmückung der Bahnanlagen etwas zu thun. Die Great Western und die Midland-Eisenbahn geben denjenigen Stationen besondere Prämien, die sich durch die Anlage und Pflege schöner Gärten hervorthun. R. Brand.     

Lavaeruptionen auf Hawaii. Auch auf Hawaii, einer bekanntlich sehr vulkanischen Insel, ist das Hauptauswurfsprodukt der Vulkane Lava; aber diese unterscheidet sich wesentlich von der anderer Feuerberge, sie ist nämlich so dünnflüssig, daß sie vom Wind, wenn sie gleich einer Fontäne emporsteigt, gefaßt und zu feinen Fäden ausgezogen wird. Nach der hawaiischen Göttin des vulkanischen Feuers, Pele, werden diese Fäden von den Eingeborenen „Peles Haar“ genannt.

Neuere Forschungen haben über die vulkanischen Eruptionen auf dieser Insel, welche, was die Lavaergüsse anlangt, alles Bekannte in Schatten stellen, genaue Nachrichten gebracht. Danach war die furchtbarste Eruption die des Kilauea im Jahre 1840. Der Lavastrom, der sich dabei aus dem Berge unterhalb des Kraters ergoß, hatte eine Breite von 3 Meilen und eine Tiefe von 12 bis 200 Fuß. Er durchfloß eine Strecke von 30 Meilen in vier Tagen und stürzte schließlich aus einer Höhe von 50 Fuß, einem glühenden Niagara gleich, ins Meer, das, aufkochend, alles in Dampf einhüllte. Ununterbrochen floß der Lavastrom drei Wochen hindurch. Zwanzig Meilen die Küste entlang war das Wasser warm, und unzählige tote Fische wurden von den Wellen ans Land geworfen. Die Helligkeit, welche der glühende Lavastrom verbreitete, war so stark, daß man in einer Entfernung von vierzig Meilen von ihm Druckschrift lesen konnte und daß auf hundert Meilen von der Küste die Schiffe ihn wahrnahmen. – t.     

Ein Amateurzeichenapparat. Die Liebhaberkünste würden eine größere Verbreitung als jetzt haben, wenn die Kunst des Zeichnens in weiteren Volkskreisen mehr heimisch wäre. Wie viele nehmen nicht von einer ihnen sonst sympathischen Liebhaberbeschäftigung Abstand, weil sie nicht im stande sind, Vorlagen auf das Rohmaterial zu übertragen. Die gewöhnlichen Hilfsmittel, wie das Durchpausen oder die Anwendung des Storchschnabels, erweisen sich für den Kunstdilettanten nur zu oft unzulänglich. Sehr gute Dienste leistet in dieser Hinsicht aber das Dikatopter, ein Apparat, der durch zwei hochglanzpolierte Silberspiegelchen von Vorlagen, Landschaften und allen möglichen Gegenständen überaus scharfe Bilder auf die Zeichenfläche wirft. Mit seiner Hilfe vermag sogar der des Zeichnens sehr wenig Kundige gute Kopien der Vorlagen anzufertigen. Namentlich „Eppers großes Dikatopter“ ist so ausgestattet, daß es sich trefflich für Bedürfnisse der Kunstdilettanten eignet und sogar Musterzeichnern. Naturforschern und Künstlern sich wesentlich nützlich erweist. Eine genauere Beschreibung des Apparates würde zu viel Raum beanspruchen. Wer sich dafür interessiert, kann von der Firma G. J. Pabst in Nürnberg einen Prospekt beziehen. Wir möchten nur auf den Apparat aufmerksam machen. Er ermöglicht ein leichtes Kopieren von Vorlagen, Zeichnen von Gegenständen und Personen nach der Natur, Aufnahmen von Landschaften etc. Die Vorlagen können mit seiner Hilfe verkleinert oder vergrößert werden. Landschaftsmaler können auf der Zeichenfläche sofort mit Pinsel und Farbe arbeiten, da das Bild in natürlichster Farbenwirkung erscheint. Sehr leicht gelingt es, neue Muster zu gewinnen, indem man natürliche oder künstliche Blumen, Figuren, Embleme u. dergl. zu Gruppen zusammenstellt und diese dann mit Hilfe des „Dikatopters“ abzeichnet.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 36_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0036_d.jpg&oldid=- (Version vom 17.5.2023)