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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

Für den Karneval.

Kopfputze zu Maskenkostümen. Bei Maskenfesten bedienen viele unserer Damen sich am liebsten eines schon vorhandenen Ballkleides, welches durch eine Phantasiekopfbedeckung und passenden Ausputz in der Gattung des Charakterkostüms aufgerückt ist. Ein paar Beispiele seien hier angeführt: 1. „Kätzchen“. An der Vorderseite einer Mütze von weißem Katzenfell prangt

Kätzchen.

das naturgroße Katzenköpfchen, welches man entweder beim Kürschner oder im Spielwarenladen kauft und an die Mütze näht. Das weiße Ballkleid ist reich mit Katzenpelz besetzt; die Taille kann auch ganz aus Pelz sein. Auf Schuhe und Handschuhe näht man die vier Katzenpfötchen; ein rotes Bündchen am Halse trägt den gestickten Namen „Mizi“. – 2. „Rabe“. Der Kopf eines

Rabe.

Raben, zweimal so groß wie in Natur, welchen man sich bei einer Putzmacherin oder im Federngeschäft fertigen läßt, bildet das Vorderteil eines kleinen Federbaretts, von welchem an beiden Seiten die Rabenflügel sich ausbreiten, eventuell auch rückwärts die Schweiffedern. Das ganz schwarze Ballkleid ist reich mit Rabenfedern besetzt;

Jelängerjelieber.

Schuhe und Handschuhe müssen gleichfalls schwarz sein. – 3. „Jelängerjelieber.“ Man fertigt dazu aus ganz dünnem Stoffe, dessen Ränder durch eingenähten Blumendraht biegsam gemacht werden, einen runden, seitlich aufgeschlagenen grünen Hut gleich dem Jelängerjelieber-Blatt;

Kornblume.

aus der Mitte desselben erhebt sich die gelblich-rosa Blütendolde, deren einzelne Teile ungefähr die Form eines Trinkhorns haben. Die Länge jedes Doldenteils beträgt 19 cm, der Durchmesser des Blattes 35 cm. Man trägt ein blaßgrünes oder gelblich-rosa Ballkleid dazu, nach Belieben mit naturgroßen Ranken von Jelängerjelieber verziert. – 4. „Kornblume.“ Sie besteht aus sechs fächerartig geformten, oben ausgezackten Blütenblättern, welche in einen runden, geschuppten grünen Kelch münden, der als Käppchen über das Haar der Trägerin gezogen wird. Durchmesser der Blume 20 cm. Sie wird zu dunkelblauem oder hellgrünem Ballkleid getragen.

Narrenschiff für die Fastnachtstafel. Einen ganz allerliebsten Schmuck für die Fastnachtstafel bildet das folgende Narrenschiff. Man läßt sich aus Pappe eine mehr oder minder große Bootform vom Buchbinder schneiden, mit rosa oder lichtblau Krepppapier außen und innen überziehen und zusammenkleben. Die Arbeit selbst zu übernehmen rate ich nicht, da sie nur ganz geschickten Händen gelingt. Diese fertige Bootform stattet man nun recht bunt aus. Aus Karton schneidet man einen Bug, überklebt ihn mit Goldpapier und befestigt ihn vorn vor der Bootform, worauf man den ganzen Rumpf dicht mit bunten, verschieden geformten Knallbonbons benäht. Gebrannte Mandeln hüllt man in Silber- und Goldpapier, näht sie schnurförmig zusammen und befestigt sie rings um den oberen Rand des Schiffes. Auch ein Steuer wird aus Karton geschnitten, mit Goldpapier überklebt und im Boot hinten festgemacht. Einen dünnen Stab umwindet man dicht mit bunter Kantille und schneidet ein großes Segel aus bunter Gaze, benäht es mit bunten Flittern, giebt ihm am Rande durch eingenähte Stäbchen Halt und befestigt es an dem Stabe, den man dann in der Mitte des Schiffes aufrichtet. Oben auf den Mast steckt man einen bunten Wimpel mit der Inschrift „Hoch, Prinz Karneval!“ und auch am Bug des Schiffes wird eine Fahne, die eine Karnevalszeichnung trägt, befestigt. Das Steuer lenkt ein Schweinchen, am Mast klettern Chenilleaffen empor und die eine Seite des Schiffsinnern ist mit Knallrosen, Knallsträußchen und Blumenbällen gefüllt, so daß ein buntes Blütenmeer aus ihm hervorzuquillen scheint. Die zweite Hälfte des Schiffes birgt Goldflitter- und Konfettibomben und -Mitrailleusen, allerhand Musikinstrumente, Neckwedel, Japanballons, kurz Scherze in Hülle und Fülle. Obenauf thront eine bunte Figur im Narrenanzug. Wer helfen kann, dieses Narrenschifs zu zerstören, wird in die heiterste Stimmung kommen. He.     

Zum Kindermaskenball. „Einfach in der Bewirtung, lustig in der Veranstaltung“ – das sollte die Devise jedes Fastnachtsbällchens sein. Wir geben als Beitrag dazu eine Sträußchen- und Ordentour, die zum Schluß des Festes eine große Wirkung erzielen wird und sich sowohl durch Eigenart als Billigkeit auszeichnet. Die Materialien sind Gold-, Glanz- und Seidenpapier, Blumendraht, ½ Pfund englische Drops, ein Dutzend Tafelfeigen und Datteln, eine Handvoll Malagatrauben, ein Körbchen Grün (Buchs, Moos oder Epheu).

Zuerst die Sträußchen. Man schneidet fingerlange Drahtenden, glüht sie am Licht an und spießt schnell je eines der Drops daran. Nun kommt in die Mitte des Sträußchens eine Papierrose dann ringsum Grün, in welches nun die rot, gelb, weiß, grün schimmernden Drops wie Knospen eingefügt werden. Ein wenig übriges Christbaumsilber dazwischen gemengt, erhöht den Effekt sehr.

Für die Ordenssterne schneidet man eine Grundform von Pappe und beklebt sie so schön als möglich mit sternförmigen Scheiben von Gold- und farbigem Glanzpapier. In die Mitte heftet man mit dünnem Faden eine große Feige oder Dattel, in die Strahlen werden Beeren von Malagatrauben eingefügt. Oben ein rotes Bändchen mit Stecknadel, gerade wie bei den wirklichen Kotillonorden.

Den Rest von Grün, Papierrosen und Christbaumsilber verwendet man zur Auszierung eines flachen Korbes, auf dem das Ganze aufgebaut wird. Eine große Schwester oder auch die Mama tritt verschleiert als Prinzessin Karneval ein, sagt vielleicht noch ein paar luftige Verse mit Anspielungen auf die hoffnungsvolle Schuljugend, ermahnt zum Schluß die „Herren“, die Bouquets auch richtig den „Damen“ abzuliefern und sie nicht etwa selbst zu essen, und giebt dann den Schatz preis. Das Entzücken der kleinen Gesellschaft, nun auch einen Kotillon zu haben, ist groß, aber beinahe ebensosehr die vorhergehende Freude der Hauskinder, die natürlich bei Herstellung dieser sehr hübsch aussehenden und gut schmeckenden Orden mitgeholfen haben!




Hauswirtschaftliches.

Praktische Verwertung eines frischen Schweineschinkens. Eine frische Schweinskeule, die man an vielen Orten recht billig kaufen kann, giebt bei praktischer Einteilung eine ganze Anzahl trefflicher Mittagsgerichte, so daß ihr Kauf während der kühlen Jahreszeit, wo man das Fleisch unbesorgt einige Zeit, ohne Furcht, das es verderben könnte, aufbewahren kann, sparsamen Hausfrauen mit Recht empfohlen werden kann. Am besten ist es, den Schinken am Freitag zu kaufen, damit man am Sonntag einen gerade richtig abgelegenen Braten hat. Am Einkaufstage löst man Schwarten und Beinknochen bis zur richtigen Keule ab, kocht sie weich, schneidet sie in grobe Würfel und klärt die Brühe, der man darauf Essig, etwas Fleischextrakt und Gewürz zusetzt, um sie mit den Fleischwürfeln zu vermischen und in eine Form zu füllen. Die so erhaltene Sülze giebt ein treffliches Abendgericht, sie wird einfach mit Oel und Mostrich oder mit Remouladensauce gereicht. – Die sogenannte „Kugel“ der Keule wird ausgelöst und vom Fett befreit, sie giebt mit einem Kohl- oder Rübengemüse gekocht und mit kleinen Salzkartoffeln, die in Butter und Petersilie geschwenkt werden, ein gutes Sonnabendmittagsgericht. – Alles überflüssige Fett wird mit Aepfeln und einer Zwiebel zu trefflichem Schmalz ausgebraten, dessen Verwendung jeder Hausfrau zur Genüge bekannt ist. – Von dem nun übrig gebliebenen Keulenstück wird ein genügend großer Braten abgeschnitten, am besten eignet sich hierzu die obere Hälfte des frischen Schinkens, während die untere Hälfte treffliche Schnitzel oder Koteletten giebt. Das letztere Stück legt man auf Eis oder bestreicht es mit Karnolin und hängt es an einen luftigen aber kühlen Ort. Am Sonntag wird der Braten in passender Pfanne mit kleinen rohen Kartoffeln, geschälten Zwiebeln und Apfelvierteln in halb Schmalz, halb Butter im Ofen gebraten, mit den verschiedenen Zuthaten umkränzt angerichtet und fein mit aufgelöstem Liebigschem Fleischextrakt, etwas Maismehl und Rotwein verkochter Bratensatz daneben gereicht. – Am Montag nimmt man der Abwechslung halber ein Rindfleisch- oder Kalbfleischgericht, am Dienstag wird die Hälfte des zurückgebliebenen frischen Fleisches zu Koteletten oder Schnitzeln verwandt, zu denen man Kartoffelsalat reicht, während man am Mittwoch die andere Hälfte zu Klops mit Mostrichsauce verbraucht, deren Reste für ein Abendbrot zerschnitten, im Wasserbade erwärmt und mit Bratkartoffeln serviert werden. – Die Reste des Sonntagsbratens endlich geben, mit Zwiebelfarce bestrichen, zwischen zwei Speckscheiben gelegt und aufgebraten eine gute Beilage zu Rotkraut am Donnerstag, die ausgekochten Knochen endlich mit Mehlschwitze und Fleischextrakt zu sämiger Suppe verkocht, mit Reis und Wurzelgemüse als Einlage eine Suppe am Freitag, nach der man eine beliebige Mehlspeise reicht. Man hat auf diese Weise trotz der einen Fleischsorte doch genügend Abwechslung. L. H.     

Madeirastickereien zu waschen. Die wunderhübschen gestickten Madeiradeckchen sehen nach der Wäsche nichts weniger als hübsch aus, sondern präsentieren sich als formlos und verzogen. Solche Decken bedürfen eines ganz besonderen Waschverfahrens, wenn sie aus der Wäsche in alter Schönheit hervorgehen sollen. Man nimmt je nach Form und Größe der Decken ein passendes weißes Leinentuch, heftet die Decke kreuzweis fest und näht jede Spitze am äußeren Rand nieder, so daß die Form der Decken völlig gewahrt bleibt. Das Tuch wird zusammengeklappt und geheftet, so daß die Decken völlig umhüllt sind. Dann bestreicht man es mit neutraler Seife, legt es in einen Kessel mit heißem Wasser und kocht es 15 Minuten langsam. Man entfernt die Heftfäden, welche das Tuch zusammenhalten, damit die Decken nun frei liegen, und spült sie mehreremal, bläut sie sehr stark und stärkt sie. Auf einem Plättbrett wird nun jedes Deckchen mit dem Tuch glatt hingelegt und jede Spitze mit verzinnter Stecknadel festgesteckt, worauf die Decken trocknen müssen. Geplättet werden sie nicht, sie werden, wenn sie trocken sind, abgetrennt und erscheinen nun wie neu.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 100_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0100_a.jpg&oldid=- (Version vom 16.3.2024)