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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)


Inhalt.
Seite
Das Schweigen im Walde. Roman von Ludwig Ganghofer (5. Fortsetzung) 166
Erstes Grün 171
Hildesheim. Von Dr. Adolf Vogeler. 173
Didiers Braut. Novelle von A. Noël (Fortsetzung) 175
Der Wiener Rathauskeller. Von Balduin Groller. Mit Abbildungen 184
Eugenie John-Marlitt. Mit bisher ungedruckten Briefen und Mitteilungen. Von Moritz Necker (Schluß) 186
Der Goldmacher Don Manuel Caëtano 192
Ostermorgen. Gedicht von Fritz Döring. Mit Abbildung 193
Blätter und Blüten: Ein Denkmal für Gustav Freytag. S. 193. – Eine Heldenthat deutscher Seemannschaft. Von Gustav Kopal. (Mit Abbildungen.) S. 193. – Die Furcht vor dem Gewitter. S. 194. – Der Sarlophag für den Fürsten Bismarck. (Mit Abbildung.) S. 195. – Zlatorog. (Zu dem Bilde S. 177.) S. 195. – In Verlegenheit. Von Peter Anzinger. (Zu dem Bilde S. 189.) S. 195. – Unschlüssig. (Zu dem Bilde S. 181.) S. 196. – Aerztliche Mission. S. 196. – Zu unseren farbigen Bilderm imd der Kunstbeilage. S. 196.
Illustrationen: Osterblümlein. Von Frank Kirchbach. S. 165. – Im ersten Lenz. Von W. Zirges. S. 172. – Abbildungen zu dem Artikel „Hildesheim“. Von Richard Püttner. Godehardikirche. 1. Knochenhaueramtshaus. 2. Haus am Hohenwege. 3. Altdeutsche Herberge. 4. Dom. 5. Bernwardsäule. 6. Säulenhaus am Andreasplatz. 7. Michaeliskirche. 8. Eckemecker Straße mit Andreaskirche. 9. Rolandstift. Templerhaus und Haus Wedekind. S. 168 und 169. Hildesheim. Erker am Kaiserhaus. Der „tausendjährige“ Rosenstock am Dom. S. 173. Das Rathaus. S. 174. – Zlatorog. Von E. Herger. S. 177. – Unschlüssig. Von Franz Simm. S. 181. – Abbildungen zu dem Artikel „Der Wiener Rathauskeller“. Von Balduin Groller. „Der liebe Augustin“. Die Ratsherrenstube. Großer Saal. S. 184. Ecke im Großen Saal mit dem Wandgemälde „Das Veilchenfest“. Die Verleihung des Tavernenrechtes an die Stadt Wien. S. 185. – In Verlegenheit. Von J. Widnmann. S. 189. – Ostermorgen. Von R. Püttner. S. 193. – Die Führer der „Bulgaria“: Kapitän Gustav Schmidt. Erster Offizier Wilhelm Kuhls. Obermaschinist Robert Bernhardt. Die „Bulgaria“. S. 194. – Der Sarkophag für den Fürsten Bismarck. S. 195. – Im Sonntagsstaat. Von A. Raudnitz. S. 196. – Osterhasen. Von F. Reiß. S. 196.


Hierzu Kunstbeilage VI: „Osterfrieden“. Von H. Kautsky.




Kleine Mitteilungen.


Die Vorbereitung des Kindes für die Schule. Ehe Herzblättchen das sechste Jahr erreicht hat und damit schulpflichtig ist, wird in der Familie vielfach der beste, förderlichste Weg erörtert, dem Kinde die Anfangsgründe des Wissens, die sogenannten Elementarfächer zu übermitteln. Da heißt die Frage: Privatunterricht oder öffentlicher Schulbesuch? Für beide Bildungswege werden sich Vorzüge und Nachteile herausfinden lassen. Schließlich entscheidet der Vater aus nicht zu unterschätzenden erziehlichen Gründen für die Schule, die den kleinen Menschen selbständig macht, den Gemeinsinn fördert und manche Ecken und Eckchen im Wesen, die das Elternhaus aufkommen ließ, abschleift.

Wo zarte Gesundheit, weiter Schulweg oder sonstige Verhältnisse zu berücksichtigen sind, wird der häusliche Unterricht gewählt werden, in der Stadt meistens als eine Art Vorschule, mit der Absicht, das Kind später, wenn die Unterrichtsfächer sich vermehren, doch noch der Schule zu überweisen. Oft faßt das Elternhaus dafür schon eine bestimmte Anstalt ins Auge. Es dürfte sich in diesem Falle im Interesse des Kindes sehr empfehlen, sich über die Lehrziele der betreffenden Schule Klarheit zu verschaffen und sich gewissermaßen an das Klassenpensum anzulehnen. Dieses kann für ein kränkliches Kind auf zwei Jahre verteilt werden. Jedenfalls erspart dieses Verfahren dem Kinde und der Schule später viel Mühe und den Eltern manche Enttäuschung.

In Elternkreisen, die sich für den Schulbesuch ihrer Kinder entscheiden, hört man vielfach die Frage erörtern: Soll ich mein Kind für die Schule vorbereiten, soll es schon etwas gelernt haben? Lernen soll das Kind vorher so wenig wie möglich; es soll mit ganz frischen Geisteskräften in die Schule kommen, die dann mit ihren Stoffen und Methoden ganz unmittelbar wirken wird. Aber vorbereiten für die Schule kann das gebildete Elternhaus das Kind doch mehr, als häufig jetzt geschieht. Oft bringen ganz geweckt aussehende kleine Mädchen eine so wenig entwickelte Sprachfähigkeit mit, daß sie in der Schule sehr viel Mühe haben und nicht selten dadurch im Fortschreiten gehemmt werden. Die Eltern sind dann erstaunt, daß ihre Tochter geringere Fortschritte macht als andere. Wie schwer manchem Schulkind das Sprechen wird, müßten die Mütter anhören und ansehen; da arbeitet manchmal der ganze kleine Körper mit. Nun gilt es für die Schule, mit großer Geduld und Güte Laut für Laut zu bilden, unter denen einige, wie r, z, k, l, st, dem Kinde besondere Schwierigkeiten machen. Dafür muß die Zunge erst gelöst werden. Diese Uebungen sind für das Kind ermüdend und vor den anderen oft beschämend. Darum lasse die Mutter es sich recht angelegen sein, die Ausdrucksfähigkeit ihres Kindes zu fördern. Sie dulde keinen verstümmelten Laut, keine undeutliche, schlechte Sprache. Damit erweist sie ihrem Kinde und der Schule den besten Dienst. Marie Schönbrunn.     

Osterschüssel. An hohen Festtagen nimmt eine sorgliche Hausfrau ihre dienstbaren Geister nicht gern besonders in Anspruch, und doch sollte der Tisch gerade dann etwas Besonderes aufweisen. Da ist statt einer umständlichen Vorspeise eine leicht zu garnierende kalte Schüssel anzuraten, die in ihrem festlichen Schmuck sicher gern gesehen wird. Auf einer großen flachen Schüssel ordnet man allerlei Pikantes zierlich an, Wurstscheibchen, Zunge, Sardinen, Bücklinge, Käse, Pumpernickel, Butterbällchen, Radieschen etc., dazwischen halbe harte Eier, womöglich noch in der bunten Schale. In die Mitte der Platte stellt man eine Schüssel mit Fuß, die mit Salz gefüllt wird, die buntbemalten aus dem Schwarzwald eignen sich besonders dazu. In diese pflanzt man ein ganzes Gebüsch von Buchszweigen, und darin versteckt man einige Ostereier, doch so, daß die bunten Schalen überall durch das Grün leuchten. Ein paar gelbe Tazetten oben hinaus – und der höchst einfache und sehr dekorative Tafelaufsatz ist fertig. J.     

Ostergerichte. Neue Frühlingssuppe. Schon am Tage vor dem Feste kocht man eine klare gute Kraftbrühe, die man am Ostertage selbst nur zu erhitzen braucht, indes man die Kräutereinlage, die zu dieser Suppe gereicht wird, bereitet. Man nimmt je nach der Personenzahl zwei bis vier Hände voll Lattich, ebensoviel Sauerampfer, Portulak und Spinat, verliest dies, wäscht es, brüht es mit kochendem Wasser ab und preßt die Kräuter aus. Den gewonnenen Saft vermischt man mit 50 g Butter, 150 g geriebener Semmel, einer Tasse süßer Sahne, Salz, einer Prise Pfeffer und so viel Fleischbrühe, daß ein dicker Brei entsteht, der langsam 20 Minuten gekocht wird. Man häuft ihn hoch auf einer Schüssel an, legt geröstete Brotschnittchen, die mit verlorenen Eiern bedeckt werden, kranzförmig herum und giebt diese Kräntereinlage zur Suppe.

Hamburger Lammkeule. Die jungen Lammkeulen, deren Fett man ja nicht ablösen darf, sind bei folgender Zubereitung eine wahre Delikatesse. Man häutet und spickt sie und brät sie in steigender Butter unter fleißigem Begießen etwa eine Stunde. Längerer Bratzeit bedürfen sie bei guter gleichmäßiger Hitze nicht. Man nimmt eine halbe Stunde vor dem Anrichten zwei Treibhausgurken, schält sie, schneidet sie in 2 cm dicke Scheiben und blanchiert sie. Diese Scheiben schmort man dann rasch in Butter mit einer Messerspitze Liebigs Fleischextrakt, etwas Salz, Pfeffer und einigen Tropfen Citronensaft weich, ohne sie zerfallen zu lassen. Auch kleine Schalotten werden gebrüht und weich geschmort und ebenso eine kleine Büchse eingemachter Erbsen in Butter heiß geschwenkt. Wenn die Lammkeule fertig ist, wird ihr Bratensatz entfettet und mit etwas Sahne und Madeira nebst glatt gerührtem Mehl verkocht. Die Keule wird tranchiert, wieder zusammengeschoben und mit den abgetropften Gurkenscheiben, die in der Mitte abwechselnd mit den jungen Erbsen und Schalotten belegt werden, garniert. Die Sauce wird nebenher gereicht.

Französische Eier für den Osterfrühstückstisch. Recht frische Eier kocht man hart, schält sie und schneidet sie mitten durch. Zur Sauce dünstet man einen Löffel gewiegte Petersilie, ebensoviel Estragon und halb so viel Schnittlauch in Butter einige Minuten, röstet einen Löffel Mehl darin durch und verkocht alles mit Fleischbrühe und einem Guß Rotwein.

Die dünnflüssige Sauce wird mit zwei harten durchgestrichenen Eigelb dicklich gerührt, gesalzen, gepfeffert und mit etwas Citronensaft und Mostrich pikant gemacht. Die Sauce muß gerade fertig sein, wenn die Eier gekocht und geschält sind. Sie wird darüber gegossen und mit gerösteten Brotschnitten serviert.

Osterküchlein. Man vermischt 500 g Mehl mit einem Paket Oetkers Backpulver, knetet das Mehl mit 75 g Butter durch, fügt 75 g feinen Zucker, 125 g Korinthen und gut 1/3 l mit zwei Eiern verquirlter Milch dazu, so daß man einen leichten Teig erhält, den man nach Belieben mit Citronen, Vanille oder Kardamom würzt. Man legt von dem Teig kleine runde Klöße auf ein bestrichenes Backblech (weit auseinander, da sie beim Backen auslaufen), ritzt sie kreuzweise mit einer Spicknadel ein und bäckt sie in Mittelhitze 20 Minuten. Sie werden warm zum Kaffee gegessen und dabei mit Butter bestrichen.

Karola-Osterspeise. Aus vier Eiweiß wird zum Schneiden steifer Schnee geschlagen, der, mit Vanillezucker gesüßt, in Hälften geteilt wird, von denen die eine mit wenig Cochenille rot gefärbt wird. Man formt in einem Eßlöffel Schneeeier von der Masse, kocht erst die weißen, dann die roten in kochender Milch gar und legt sie zum Abtropfen auf ein Sieb. Indes rührt man von 4/10 l Milch, 6 Eigelb, 120 g Zucker eine Creme, unter die man 12 g weiße aufgelöste Gelatine giebt. Beginnt sie zu erstarren, so wird 1/2 l Schlagsahne unter die Creme gezogen. Man füllt die Hälfte in eine Glasschale, giebt die weißen Schneeeier darauf, füllt den Rest ein, legt die roten Eier darüber und bestreut die Oberfläche beim Anrichten, wenn die Speise erstarrt ist, mit gehackten Pistazien. L. H.     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 164_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0164_d.jpg&oldid=- (Version vom 6.6.2020)