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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

 Nach einer Originalzeichnung von R. Püttner.


Ostermorgen.

An den Sträuchern wunderschön
Lichte Blütenflocken –
Wie aus lichten Himmelshöhn
Klang der Osterglocken.

Morgenwind ihn weiter trug,
Mahnend in die Runde –
Und nun wallt der Dörfler Zug
Durch die frühe Stunde.

Vöglein froh am Wiesenrain
Morgengrüße tauschen,
Durch den ernsten Eichenhain
Geht ein heilig Rauschen.

Frühling rings und Auferstehn!
Herz, mein Herz, nun höre:
Laß durch dich auch brausend wehn
Mächt’ge Osterchöre.

 Fritz Döring.



Blätter und Blüthen.


Ein Denkmal für Gustav Freytag. In Wiesbaden, woselbst Gustav Freytag die Muße seines Lebensabends verbrachte, woselbst er am 30. April 1895 verschied, hat sich ein Ausschuß gebildet, der sich die Errichtung eines ihm gewidmeten Denkmals zur Aufgabe stellt. Der Aufruf desselben, der die Unterschriften vieler namhaften Persönlichkeiten aus ganz Deutschland gefunden hat, wird nicht verfehlen, die allgemeinste Teilnahme in der Nation zu wecken. Ist doch Gustav Freytag der eigentliche Klassiker unter den deutschen Dichtern, in deren Werken der nationale Geist lebendig wurde, welcher 1871 in der Gründung des Deutschen Reichs seinen schönsten Triumph erlebte. Aus seinen „Bildern aus deutscher Vergangenheit“ wie aus dem großen Romancyklus „Die Ahnen“ haben zwei Generationen Begeisterung für die Ideale geschöpft, welche der Dichter in beiden Werken als unveräußerliches gemeinsames Gut der Deutschen nachwies. Im Roman „Soll und Haben“ hat er der bürgerlichen Tüchtigkeit ein Ehrenmal errichtet, an dem sich Tausende und aber Tausende erbaut haben und noch erbauen, und sein Lustspiel „Die Journalisten“, das „beste des Jahrhunderts“, hat die Kämpfe, die den politischen Fortschritt bewirken, mit dem versöhnlichen Schimmer eines Humors verklärt, dem sich kein offner Geist verschließen kann. In ganz besonderem Sinne gilt von Gustav Freytag das schöne Wort, das der Stein auf seinem Grabe kündet: „Tüchtiges Leben endet auf Erden nicht mit dem Tode, es dauert im Gemüt und Thun der Freunde wie in den Gedanken und der Arbeit des Volkes.“ Wie Gustav Freytag in den Gedanken des deutschen Volkes kraftvoll weiterlebt, das soll das geplante Denkmal zum Ausdruck bringen. Es soll den kommenden Geschlechtern die lebensvolle Persönlichkeit zeigen, wie sie unter uns wandelte, als ein Wahrzeichen des Dankes, der bewundernden Liebe. Beiträge für das Gustav Freytag-Denkmal in Wiesbaden nehmen an die Deutsche Genossenschaftsbank von Soergel, Parrisius u. Co. in Berlin W., Charlottenstraße 35 a, die Allgemeine Deutsche Creditanstalt in Leipzig, die Deutsche Vereinsbank in Frankfurt a. M.

Eine Heldenthat deutscher Seemannschaft. (Mit den Abbildungen S. 194.) War das eine Freude an der „Wasserkante“ der alten Freien und Hansestadt Hamburg am Freitag, dem 24. Februar dieses Jahres, just zur Mittagszeit, als wie ein Lauffeuer von Mund zu Mund die Kunde ging: „‚Bulgaria‘ in Punta Delgada eingetroffen.“ Nach menschlichem Ermessen war das stolze Schiff bereits als verloren erachtet

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verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0193.jpg&oldid=- (Version vom 31.10.2023)