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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

Die Kunst unter Roms Kaisern.
Nach dem Wandgemälde von Carl Gehrts in der Düsseldorfer Kunsthalle.



hast wohl auch keine? Sechse is’s! Schau, daß in’ Dienst kommst!“

Wortlos erhob sich Mazegger und schob das Glas zusammen.Hastig richtete er sich für den Birschgang und schritt über das Almfeld hinunter. Als er den Wald erreichte, blieb er stehen und blickte nach dem Jagdhaus hinauf, der Hof war leer – der Fürst und seine Gäste waren ins Haus getreten.

Mazegger nahm den Hut ab und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Es schien, als wäre er ein anderer geworden. Sein Gesicht brannte, und er atmete wie einer, dem eine Kette von den Gliedern fiel. Lachend streifte er mit den Augen alle Fenster des Jagdhauses, und während er hineinschritt in den Schatten des Waldes, raunte er vor sich hin: „Die erlöst mich von ihm! Wenn die ihm ihre Augen hinmacht, muß er vergessen …… alles!“ - -

Der Förster war in seine Hütte gegangen und schürte im Herd ein Feuer an. Er schien zu denken, daß man ihn heute nicht zur Tafel rufen würde. „Schad’ um mein’ g’sparten Hunger!“ Aber just, als er die Pfanne von der Wand herunternahm, erschien Martin in seiner schwarzen Gala.

„Durchlaucht lassen den Herrn Förster zur Tafel bitten!“

Während die beiden dann hinaufgingen zum Jagdhaus, sagte der Förster plötzlich: „Sie, Herr Kammerdiener … Ihnen hab’ ich einen ernstlichen Vorhalt zu machen! Wie mich einige Andeutigungen des Herrn Grafen Sternfeldt vermuten lassen, haben Sie mich, wie man zu sagen pflegt, über den Löffel balbiert … mit derselbigen ,Ueberraschung’! Sie verstehen mich schon! Und ich muß mir so was für die Zukunft ganz entschieden verbitten! Solchene Sachen mag ich net!“

Martin biß sich wütend auf die Lippe, doch er erwiderte kein Wort.Er warf nur einen scheuen Blick zu den offenen Fenstern des Speisezimmers hinauf, als hätte er Sorge, daß irgend jemand die geharnischte Erklärung des Försters gehört haben könnte. Es war überhaupt in seinem ganzen Wesen etwas unruhig Aengstliches, als hätte er die Ahnung, daß ihm heute noch irgend eine Unbehaglichkeit bevorstünde.

Sie traten ins Haus.

Nach einer Weile wurden droben im Speisezimmer die Fenster geschlossen. Von den Stimmen bei der Tafel drang nur ein leiser, verschwommener Hall in den Hof herunter. Am deutlichsten unterschied man die Stimme des Edlen von Sensburg, der während des ganzen Diners das große Wort zu führen

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verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0309.jpg&oldid=- (Version vom 15.8.2023)