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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)


Inhalt.
Seite
Nur ein Mensch. Roman von Ida Boy-Ed (2. Fortsetzung) 325
Der Spreetunnel zwischen Stralau und Treptow. Von W. Berdrow. Mit Abbildungen 333
König Ludwig II und die Kunst. Von R. Artaria 334
Der Palmengarten zu Leipzig. Von Max Hartung. Mit Illustrationen von Ernst Kiesling 340
Das Schweigen im Walde. Roman von Ludwig Ganghofer (10. Fortsetzung) 342
Blätter und Blüten: Die Bismarck-Feuersäule. (Zu dem Bilde S. 325.) S. 353. – Lotsenfamilie. (Mit Abbildung.) S. 353. – Ein Jugendbildnis Alexander von Humboldts. (Zu dem Bilde S. 329.) S. 353. – Das neue Bayrische Nationalmuseum in München. (Mit Abbildung.) S. 354. – Der Dichter der „Heinzelmännchen“. (Mit Bildnis.) S. 354. – Die neue Steig- und Rettungsleiter der Berliner Feuerwehr. (Mit Abbildungen.) S. 355. – Der Preisträger. (Zu dem Bilde S. 336 und 337.) S. 355. – Unkraut und Eisenbahn. S.355. – Abgeschlagen. Von Karl Brandt. (Zu dem Bilde S. 345.) S. 356. – Für deutsche Erzieherinnen in England. S. 356. – IV. Quittung für das Rittershaus-Denkmal. S. 356.
Illustrationen: Die Bismarck-Feuersäule der deutschen Studentenschaft. Von W. Kreis. S. 325. – Alexander von Humboldt. Von Georg Friedrich Weitsch. S. 329. – Abbildungen zu dem Artikel „Der Spreetunnel zwischen Stralau und Treptow“. Der westliche Eingang des Tunnels. Das Innere des Tunnels. S. 333. – Der Preisträger. Von Otto Kirberg. S. 336 und 337. – Abbildungen zu dem Artikel „Der Palmengarten zu Leipzig“. Von Ernst Kiesling. Das Gesellschafts- und Palmenhaus. S. 340. Das Innere des Tunnels. Quelle im Palmenhaus. S. 341. – Abgeschlagen. Von I. Schmitzberger. S. 345. – „Juhui!“ Von L. Blume-Siebert. S. 349. – Lotsenfamilie. Von F. Fleury. S. 353. – August Kopisch. Von Wilhelm Hensel. S. 354. – Das neue Bayrische Nationalmuseum in München, erbaut von Gabriel Seidl. S. 354. – Die neue Steig- und Rettungsleiter der Berliner Feuerwehr. Von Ewald Thiel. S. 355. – „Maikäfer flieg I“ Von F. Reiß.


Hierzu Kunstbeilage XI: „Mühle bei Mondenschein". Von J. F. Hennings.




Kleine Mitteilungen.


Eduard v. Simson. In einem Alter, das zu erreichen nur wenigen vergönnt ist, im neunundachtzigsten Lebensjahr, ist am 2. Mai in Berlin der langjährige erste Präsident des Deutschen Reichsgerichts, Eduard v. Simson, gestorben. Bis in sein einundachtzigstes Jahr hatte er sein letztes hohes Amt bekleidet, das er bei Eröffnung des Reichsgerichts in Leipzig, am 1. Oktober 1879, angetreten hatte. Die Berufung an diese höchste und unabhängigste Stelle, welche ein deutscher Richter erreichen kann, krönte die öffentliche Wirksamkeit eines Mannes, der an der Wiederherstellung des Deutschen Reichs und der Herbeiführung der Justizeinheit in demselben einen großen unvergeßlichen Anteil gehabt hat. Eduard Simson war am 10. November 1810 in Königsberg geboren. Seine geistige Begabung entfaltete sich so früh, daß er mit fünfzehn Jahren die Universität beziehen, mit achtzehn die Doktorwürde erwerben konnte. 1831 wurde er in seiner Vaterstadt Privatdocent, 1836, mit sechsundzwanzig Jahren, ordentlicher Professor des römischen Rechts. Als Königsberg im Beginn der vierziger Jahre ein Herd der liberalen Bewegung ward, welche die Durchführung eines Verfassungslebens in Preußen und eine Reform des Deutschen Bundes auf freiheitlicher Grundlage anstrebte, schloß auch Simson sich derselben an; im April 1848 nahm er teil am Frankfurter Vorparlament, und nach seiner Rückkehr wurde er von seinen Mitbürgern in die Deutsche Nationalversammlung gewählt. Wie er in der Paulskirche sich der Gagernschen Partei anschloß, erst Vicepräsident, dann, als Gagern das Reichsministerium übernahm, unter dem Beifall aller Parteien Präsident der Versammlung wurde, darüber ist erst vor einem Jahre gelegentlich des Jubiläums des Frankfurter Parlaments in der „Gartenlaube“ (vgl. „Die Veteranen der Paulskirche“, S. 300) berichtet worden. Seine Redegewandtheit, die maßvolle Würde seines Wesens, die Klarheit seines Denkens und seine Gerechtigkeitsliebe machten ihn zum Muster eines parlamentarischen Präsidenten; im Unionsparlament zu Erfurt 1850, im preußischen Abgeordnetenhaus 1858 bis 1861, im Reichstag des Norddeutschen Bundes 1867 bis 1870, im ersten Deutschen Reichstag 1871 bis 1873 hat Simson als solcher aufs glänzendste diese Eigenschaften bewährt. 1849 und 1870 hat er als Führer und Sprecher von Deputationen – erst der Frankfurter Nationalversammlung, dann des Norddeutschen Reichstags – an den Träger der preußischen Krone die Bitte gerichtet, die Wahl zum Deutschen Kaiser anzunehmen; was 1849 sich gegenüber Friedrich Wilhelm IV als verfrüht erwies, fand am 18. Januar 1871 in Versailles durch König Wilhelm glorreiche Erfüllung. Durch diese zwei Missionen ist Eduard Simsons Name unvergänglich mit der Geschichte der Wiedererrichtung des Deutschen Reiches verknüpft. Seine Laufbahn als Jurist führte ihn 1860 nach Frankfurt a. O., wo er Vicepräsident des Appellationsgerichts wurde; 1869 ward er Präsident desselben, was er bis zu seiner Berufung an die Spitze des Reichsgerichts blieb. Ein Präsidium hat „Präsident“ Simson auch nach seiner Pensionierung bekleidet; bis zu seinem Tode war er Vorsitzender der „Goethe-Gesellschaft“, und dem Ruhme des großen Dichters, dessen ausgeglichenes Wesen, dessen universelle Bildung ihm von Jugend auf als Vorbild vorangeleuchtet, hat sein letztes Wirken gegolten.

„Rad-Rundfahrten in Deutschland“ ist der Titel eines Unternehmens, das gewiß in allen Kreisen, wo der Gruß „All Heil“ ein fröhliches Echo weckt, herzlich willkommen geheißen wird. Nach dem Muster anderer „Reiseführer“ für bestimmte Gegenden geben E. Wegener und J. Grüß im Verlag von Franz Ebhardt & Co. in Berlin handliche Bändchen in rotleinenem Einband heraus, von denen jedes einen anderen deutschen Landschaftsbezirk, der sich zur Bereisung durch den Radfahrer eignet, für dessen besondere Bedürfnisse schildert. Jeder Band enthält ein erklärendes Vorwort über Anlage und Plan des Unternehmens, dann kurze Kapitel mit praktischen Ratschlägen für die Reisevorbereitungen, die passendste Kleidung auf Wanderfahrten, „das Verhalten des Wanderfahrers gegen sich selbst“, „das Radfahren der Damen“, „erste Hilfe in Unglücksfällen“ etc. Dann folgt eine geographische Karte des Rundfahrtgebiets, eine Uebersichtskarte der Touren, eine Reihe von Spezialkarten für die einzelnen Wegstrecken. Daran schließt sich als Hauptteil der eigentliche Reiseführer, dessen Angaben sorgfältige Rücksicht auf die Interessen des Radfahrers nehmen. Diesem beschreibenden Text sind Abbildungen und noch zahlreiche kleinere Wegkarten eingestreut. Von diesen "Rad-Rundfahrten in Deutschland" liegen bisher zehn Hefte vor. In denselben finden sich Thüringen (I. südöstlicher Teil, II. nordwestlicher Teil), der Harz, die sächsisch-böhmische Schweiz, die mecklenburgische Schweiz, die holsteinische Schweiz, Rügen, Weser und Teutoburger Wald, Rhein-Mosel-Eifel und Rhein-Taunus behandelt. Gegenüber verwandten Unternehmungen, welche den Radfahrer nur über das rein Technische einer Wanderfahrt durch bestimmte Landschaften aufklären, ist es das besondere Verdienst dieser „Rad-Rundfahrten“, daß der Text auch Rücksicht auf das Bedürfnis des gebildeten Touristen nimmt, auf einer Reise den Charakter der Landschaft und ihre Schönheit zu würdigen, Land und Leute kennenzulernen, auch wenn er die Straßen auf blankem Stahlroß durcheilt.

Reiseführer durch Skandinavien. Immer größer wird die Zahl der Touristen, welche im Sommer gegen den Norden aufbrechen und die skandinavischen Länder, Dänemark, Schweden und Norwegen, aufsuchen. Je weiter nordwärts sie vordringen, desto großartiger und anziehender werden die Landschaftsansichten, die sich ihrem Auge bieten. Den Glanzpunkt einer nordischen Reise bildet in dieser Hinsicht das westliche Norwegen: hier vereinigen sich Wasser und Berge in glücklichster Weise zu schönsten Landschaftsbildern. Tief in das Hochgebirge einschneidende große Meeresarme, Felsenmauern, die unmittelbar vom Meeresspiegel bis zur Grenze des ewigen Schnees emporsteigen, Gletschermassen, welche fast bis in die See hinabgehen, wird man im übrigen Europa vergeblich suchen. Einen besonderen Reiz bieten im Sommer die hellen nordischen Nächte, sowie das eigenartige Schauspiel der Mitternachtssonne. Die letztere sieht man in Bodö vom 31. Mai bis 12. Juli, in Hammerfest vom 13. Mai bis 29. Juli, am Nordkap vom 11. Mai bis 11. August, während auf Spitzbergen die Sonne vom 18. April bis 24. August ununterbrochen über dem Horizonte steht.

Als ein trefflicher Ratgeber auf Reisen in Skandinavien gilt seit Jahren Meyers Reisebuch „Norwegen, Schweden und Dänemark“ (Bibliographisches Institut, Leipzig), das soeben in einer neuen, siebenten, reich vermehrten Auflage erschienen ist. Dasselbe ist von Dr. Ingvar Nielsen, Professor an der Universität Christiania, herausgegeben. Die Abteilung Norwegen hat Professor Dr. Nielsen selbst bearbeitet, während Dänemark und Schweden von ortsangesessenen Kennern des Landes in Kopenhagen und Stockholm sorgfältig revidiert wurden. Eine Erweiterung hat das Buch diesmal durch Aufnahme der Reise nach Spitzbergen und darüber hinaus ins Eismeer erfahren, da dieselbe in neuerer Zeit gern mit einer Nordlandsreise verbunden wird.

Drei Dampferlinien befördern die Reiselustigen nach diesem nördlichsten Ziel der Touristen.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 324_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0324_d.jpg&oldid=- (Version vom 24.3.2019)