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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

Allerlei Winke für jung und alt.


Besatzbörtchen.

Besatzbörtchen. Die modernen schmalen Besatzbörtchen, welche meistens mehrreihig oder Figuren bildend, arrangiert werden, kann man sich für Waschkleider von Kindern und Erwachsenen, für Schürzen, Kragen und Manschetten u. s. w. sehr hübsch selbst anfertigen, indem man kräftige Spitzenbändchen, beliebig weiß oder getönt, mit farbigen Zierstichen benäht. Natürlich muß die hierfür verwendete Baumwolle durchaus waschecht sein. Als schnell fördernd empfiehlt sich Kreuznaht, die zur reicheren Wirkung mit einem abstechenden Faden durchwunden wird (siehe das erste der drei naturgroß abgebildeten Börtchen). Rote und blaue Stickbaumwolle ist auch für das zweite Börtchen verwendet, dessen kleine Maschen je aus zwei dicht nebeneinander ausgeführten Wickelstichen bestehen, von denen der eine rot, der andere blau ist; beide Farben sind aber stets zu versetzen, damit mehr Abwechselung entsteht. Das dritte Börtchen zieren einzelne Blättchenstiche, welche je durch einen zweiten geraden Stich, entgegengesetzt dem die Schlinge haltenden Stich ausgeführt, vervollständigt wurden. Dieses Börtchen zeigt auch noch reichere Ausstattung durch schmale, ebenfalls mit der farbigen Baumwolle ausgeführte Häkelarbeit, die sich den Picots des Spitzenbändchens direkt anschließt. Je zwei Stäbchenmaschen in jedes zweite Spitzenbandpicot trennt ein Picotzäckchen aus vier Luftmaschen und einer festen Masche in die erste Luftmasche zurück. Außer den genannten Stichen lassen sich noch mit Fischgräten- und Knötchenstichen, mit Kreuz- und Smyrnastichen u. s. w. allerlei Muster arbeiten; gerade das Selbsterfinden wird viele Freude machen.

Billiges und gutes Scheuermittel für blankes Küchengeschirr. Der überall mit Beginn der warmen Jahreszeit erscheinende Sauerampfer, den man nicht nur anbaut, sondern auch wildwachsend auf Wiesen und Feldern in üppiger Fülle findet, ist ein ganz prächtiges Putzmittel unserer blanken Küchengeschirre, welches nichts kostet als die kleine Mühe des Sammelns. Man feuchtet zum Putzen das betreffende Geschirrstück an, nimmt dann eine Handvoll Sauerampferblätter und drückt diese fest auf die blanken Flächen, reibt sie gleichmäßig überall mit den Blättern, die man dabei zerdrücken muß, ab und spült jedes Geschirrstück mit kaltem Wasser ab. Mit einem Wolltuch werden die Geräte danach trocken gerieben, sie strahlen in leuchtendem Glanze wie neu und selbst angerostete und dunkelgefärbte Stellen verschwinden bei der Behandlung mit Sauerampfer.

Visitenkartenschale in Achatimitation.

Visitenkartenschale in Achatimitation. Der Reiz dieses Verfahrens, welches den Charakter von Achat, Rauchtopas und anderen Halbedelsteinen nachahmt, ist leicht herauszubringen, wenn man einigermaßen mit Oelfarbe umgehen kann. Die abgebildete Visitenkartenschale besteht ursprünglich aus ganz dünnem, gewöhnlichem weißen Glas; sie wird umgestülpt auf den Tisch gelegt und nun auf der Außenseite mittels eines breiten weichen Pinsels in wellenförmigen, ungleich großen Streifen bemalt. Neben eine Linie von zartem Grau (gemischt aus Rabenschwarz, Kremserweiß und etwas Englischrot) setzt man eine breite Partie tiefes stumpfes Rot (Kremserweiß, gebrannte Terra di Siena, Zinnober) oder dazwischen ein ganz weißes Aederchen. Alle gelblichen, grünlichen, rötlichen und grauen Nuancen sind anzuwenden, wenn man dabei auf die streifige Maserung des betreffenden Steines achtet; auch muß man, des Glanzes halber, der Oelfarbe ziemlich viel Firnis beimischen. Ist die Bemalung trocken geworden, so läßt man sie, um das Verfahren unkenntlich zu machen, auf der Rückseite verzinnen oder mit einem dünnen, sammetartigen Stoff überkleben; auch Anstreichen mit Silber- oder Goldbronzepulver sieht gut aus. H. R.     




Im Haus- und Zimmergarten.

Gegen den Sperlingsschaden. Es giebt kein probateres Mittel, den Spatz von den Erbsen- und Salatbeeten, von den Knospen der Johannisbeeren und der Kirschen fernzuhalten, als unseren gewöhnlichen Zwirnsfaden, in jeglicher Farbe – am besten in der schwarzen. Für die Erbsen und den Salat spannt man ihn an Stäbchen kreuz und quer über die Beete oder zieht ihn die Reihen der Pflanzen entlang, doch in doppelter oder dreifacher Anzahl, damit die Zwischenräume nicht zu groß werden. Die Fäden dürfen nicht zu weit vom Beete entfernt sein – noch nicht handhoch; aber auch nicht zu tief liegen, sonst helfen sie nichts. Und das kommt einfach daher, daß der Spatz von ihnen dann nicht mehr gehindert wird. Er muß mit Kopf und Rücken an die Fäden stoßen – das bringt den pfiffigen Gesellen auf den Gedanken: er könne ins Garn gehen – er flieht und kommt nie wieder. – Bei den Johannisbeerbüschen werden die Fäden von Spitze zu Spitze gezogen. Für höhere Bäume steckt man die Garnrolle auf eine Stange und macht sich so die Arbeit leicht. – Auch von neu angesäetem Rasen sind die Spatzen durch Zwirnsfaden sicher und für wenige Groschen abzuhalten.

Rosen kann man auch im Frühjahr veredeln, man darf nur nicht auf die übliche Art und Weise veredeln wollen, sondern muß die sogenannte Forkertsche Methode anwenden. Bei derselben schneidet man aus dem Stamm oder dem Zweig des Wildlings einen Rindenteil heraus – von der Größe des Edelauges. Der Schnitt wird von oben nach unten geführt und der Streifen wird nur zur Hälfte entfernt – der andere Teil bleibt unten hängen und dient dem Edelauge als Stützpunkt. Soll die Veredlung gelingen, dann muß die Rinde des Edelauges genau auf der Rinde des Wildlings aufliegen: hat sie eine andere Lage, dann findet das Anwachsen nicht statt. Edelauge und Wildling werden durch Bast verbunden, und durch einen Baumwachsanstrich wird die Veredlung vor dem Luftzutritt bewahrt. – Der Wildling kann schon veredelt werden, wenn seine Knospen schwellen. Als Edelholz verwendet man die beim Schnitt der Edelrosen abfallenden Triebe. Im Frühjahr veredelte Rosen geben im Laufe des Sommers hübsche Krone und blühen noch reichlich.

Zur Berankung von kleinen Gestellen, Unterpartien des Laubengerüstes u. s. w. sind die wohlriechenden Wicken mit ihren prächtigen Blüten vorteilhaft verwendbar. Sie schmücken aber nicht bloß den Garten. Da sie ungemein reich blühen und um so mehr Blüten bringen, je mehr Blumen abgeschnitten werden, so soll man keine Gelegenheit versäumen, die Blüten büschelweis zusammenzustellen und in Blumengläser zu stecken. Eine neue, aus Amerika gekommene ganz niedrige Wicke, die nicht rankt, sondern kompakte Büsche bildet, wird lediglich zur Gewinnung von Blumen für Bouquets und Gläser gezogen und sogar im Winter in Glashäusern getrieben. Diese Wicke heißt Lathrus odoratus Cupido. Von den rankenden Sorten sind besonders empfehlenswert Boreathon, kastanienbraun, Indigo King, dunkelpurpur, Ignea, leuchtend karmin. Die Wicken werden wie Erbsen ausgelegt. Gegen Spatzen muß man sie schützen.

Gartenthermometer.

Gartenthermometer mit Holzgehäuse. Ein hübsches Geschenk für Gartenbesitzer ist der nebenstehend abgebildete Gartenthermometer. Auf einer etwa 132 cm langen und 9 cm breiten Latte, deren zugespitztes unteres Ende tief in den Boden eingerammt wird, erhebt sich eine Holztafel im Längenviereck, die ungefähr 33 cm zu 23 cm mißt und von einem vorspringenden Holzgesims überdacht ist. Letzteres hält Schnee und Regen von dem auf die Holztafel angeschraubten Thermometer ab; man streicht das Holzgehäuse entweder mit Lackfarbe an, auf welche man ein paar Blumen im bäurischen Geschmack malt, oder giebt nur einen leichten Firnis und verziert es mit Holzbrandornament.

H. R.     


Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 356_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0356_a.jpg&oldid=- (Version vom 9.12.2020)