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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)


Inhalt.
Seite
Nur ein Mensch. Roman von Ida Boy-Ed (Schluß) 550
Der neue Dom zu Berlin. Von Gundakkar Klaussen.
 Mit Abbildung 559
Zum Goethe-Gedenktag. Von Johannes Proelß.
 Mit Abbildungen 560
Die Kunst des Fliegens an der Jahrhundertwende. Von Wilhelm Berdrow. Mit Abbildungen 564
Das lebende Bild. Erzählung von Adolf Wilbrandt (1. Fortsetzung) 568
Der Internationale Frauenkongreß in London. Von Dr. F. Müller. Mit Bildnissen 576
Blätter und Blüten: Am Gardasee. (Mit Abbildung.) S. 578. – Orientalischer Hahnenkampf. (Zu dem Bilde S. 552 und 553.) S. 578. – Das Teutsch-Denkmal zu Hermannstadt in Siebenbürgen. (Zu dem Bilde S. 579.) S. 578. – Peter Rosegger und sein Lehrmeister. (Mit Abbildung.) S. 579. – Die „Mühle“. (Zu dem Bilde S. 569.) S. 579. – Holztriften durch die Partnachklamm. (Zu dem Bilde S. 573.) S. 579. – Das Matterhorn. Von J. C. Heer. (Zu unserer Kunstbeilage.) S. 580. – Unsere Goethe-Bildnisse. (Zu den Bildern S. 549 und 560.) S. 580.
Kleiner Briefkasten: S. 580.
Illustrationen: Orientalischer Hahnenkampf. Von J. Gimenez-Martin. S. 552 und 553. – Der Neue Dom zu Berlin. S. 557. – Abbildungen zu dem Artikel „Zum Goethe-Gedenktag“. Goethe. Von J. K. Stieler. 1828. S. 549. Goethe. Von Georg Oswald May. 1779. S. 560. Goethe und Friederike in Sesenheim. Von H. Seeger. S. 561. – Abbildungen zu dem Artikel „Die Kunst des Fliegens an der Jahrhundertwende“. Fig. 1. Lanas Entwurf eines Luftschiffes. 1670. Fig. 2. Erster Versuch mit der Montgolfiere zu Annonay am 5. Juni 1783. Fig. 3. Das lenkbare Luftschiff von Ch. Renard und A. Krebs. S. 564. Fig. 4. Andrées „Adler“ im Aufstieg. Fig. 5. Die Hensonsche Flugmaschine. Fig. 6. Lilienthals Flugapparat. S. 565. Fig. 7. Schematische Darstellung des Zeppelinschen Luftschiffes. S. 567. – Die „Mühle“. Von St. Grocholski. S. 569. – Holztriften in der Partnachklamm. Von R. Reschreiter. S. 573. – Bildnisse zu dem Artikel „Der Internationale Frauenkongreß in London“. Gräfin Ishbel Aberdeen. Fräulein v. Milde. S. 576. Frau Hanna Bieber-Böhm. Fräulein Sophie Christensen. Fräulein Dr. jur. Anita Augspurg. Mrs. May Wright Sewall. S. 577. – Am Gardasee. Von Alfred Enke. S. 578. – Das Teutsch-Denkmal zu Hermannstadt in Siebenbürgen. Von A. v. Donndorf. S. 579. – Peter Rosegger und sein ehemaliger Lehrmeister, der Schneider Ignaz Orthofer. S. 579. – Liebesorakel. Von F. Reiß. S. 580.


Hierzu Kunstbeilage XVIII: „Das Matterhorn!“ Von O. v. Kameke.




Kleine Mitteilungen.


Dr. Versmann, Bürgermeister von Hamburg †. Der greise Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Johannes Georg Andreas Versmann, ist am 28. Juli dieses Jahres gestorben. In ihm ist ein hervorragender Mann dahingeschieden, dessen Name nicht allein in der Geschichte seiner Vaterstadt glänzen, sondern auch in der des Reichs zu allen Zeiten mit hohen Ehren genannt werden wird.

Am 7. Dezember 1820 als Sohn einer schlichten Bürgerfamilie in Hamburg-St. Pauli geboren, trat Versmann, nachdem er in Göttingen, Jena und Heidelberg erst Medizin, dann Rechts- und Staatswissenschaften studiert hatte, im Jahre 1844 als Doktor der Rechte in das öffentliche Leben seiner Vaterstadt ein, die sich damals nach dem großen Brand auch innerlich neuzubauen begann. Das Jahr 1848 rief ihn unter Schleswig-Holsteins Fahnen, und er nahm an dem Gefecht von Bau teil, in dem sein jüngerer Bruder fiel. Nach dem schmählichen Ende von Malmö in die Heimat zurückgekehrt, wirkte der von den Ideen der Zeit durchglühte Mann mehr als ein Jahrzehnt in den Reihen der liberalen Opposition, die in Wort und Schrift für eine Aenderung der veralteten Verfassung und Verwaltung thätig war. Als diese im Jahr 1859 vorläufig zustande gekommen war, trat Dr. Versmann zunächst als Deputierter des Handelsgerichts in die „Bürgerschaft“ ein, die ihn sofort zu ihrem Präsidenten wählte; zwei Jahre später erfolgte seine Wahl in den Senat, dem er somit 38 Jahre lang angehört hat. Ein Mann von ungewöhnlicher Begabung und Willenskraft, dabei von feinen, liebenswürdigen Formen, hat Versmann im Lauf der Jahre auf allen Gebieten des inneren Lebens seiner Vaterstadt eine hervorragende, vielfach im besten Sinn reformatorische Thätigkeit entfaltet. So erschien er als der rechte Mann für die ungemein schwierige Situation, die für Hamburg entstand, als Fürst Bismarck – der Vertröstungen müde – im Frühjahr 1880 den Zollanschluß Hamburgs zu erzwingen sich anschickte. Den entschlossenen Willen des Gewaltigen hat auch Versmann nicht aufzuhalten vermocht, aber er hat sich selbst, hamburgisches Wesen und hamburgische Politik bei dem großen Gegner in Respekt zu setzen gewußt. Es ist wesentlich mit sein Verdienst, wenn die neue Ordnung der Dinge eine Gestalt gewann, mit der jetzt längst alle Gemüter in Hamburg aufrichtig versöhnt sind, und wenn verhältnismäßig bald nach den heißen Kämpfen ein so herzliches Verhältnis zwischen der alten Hansestadt und ihrem großen Nachbarn und Ehrenbürger entstehen konnte. Seit 1880 hat Versmann ununterbrochen dem Bundesrat angehört, von 1887 ab bekleidete er in dem üblichen Turnus das Bürgermeisteramt. Von Kaiser Wilhelm II vielfach ausgezeichnet, mit dem Fürsten Bismarck in dessen letzten Lebensjahren in aufrichtiger Freundschaft verbunden, eine glänzende Verkörperung hanseatischer Tüchtigkeit und republikanischen Gemeinsinnes, dabei dem großen deutschen Vaterland mit ganzem Herzen ergeben, zuletzt ein allverehrter Patriarch, so hat Bürgermeister Dr. Versmann bis zu seinem Ende des höchsten Bürgeramtes, das in deutschen Landen vergeben wird, ehren- und segensvoll gewaltet. H. D.     

Professor Erich v. Drygalski. Im Jahre 1895 hatte der „Geographentag“ in Bremen beschlossen, eine deutsche Südpolarexpedition auszurüsten, falls der im selben Jahre zu London tagende Internationale Geographenkongreß ein internationales Unternehmen in dieser Richtung nicht ins Werk setzen würde. Der Kongreß verhielt sich ablehnend, worauf sich eine Kommission bildete, welche die auf über eine Million Mark geschätzten Kosten der deutschen Expedition zusammenbringen sollte. Jetzt ist das Unternehmen gesichert. Im Hahre 1901 soll die Expedition mit einem Schiff ihre Reise in die antarktischen Gebiete antreten. Zu ihrem Leiter hat man den durch seine Grönlandforschungen wohlbekannten Professor der Geographie von der Berliner Universität Erich v. Drygalski erwählt. Derselbe ist zu Königsberg i. Pr. am 9. Februar 1865 geboren, studierte in Königsberg, Bonn, Leipzig und Berlin Naturwissenschaften und war von 1888 bis 1891 Assistent im Geodätischen Institut und Centralbureau der internationalen Erdmessung in Berlin. In den Jahren 1891 und 1892/93 leitete er die beiden von der Berliner Gesellschaft für Erdkunde ausgerüsteten wissenschaftlichen Expeditionen nach der Westküste Grönlands. Das Ergebnis dieser ebenso erfolgreichen als wichtigen Forschungen legte er in einem ausführlichen, 1898 erschienenen zweibändigen Werk nieder. Die an der geplanten Südpolarexpedition beteiligten wissenschaftlichen und sonstigen Kreise halten die Wahl des jungen und energischen Forschers zum Leiter des Unternehmens für außerordentlich glücklich und Erfolg verheißend.

Vermehrung der Pflanzen im August und September. August und September sind Monate, die bei der Vermehrung unserer Pflanzen reichliche Beschäftigung geben. Es ist die Zeit des Veredelns und Stecklingmachens. Das Veredeln geschieht bei Aepfeln, Birnen, allem Steinobst, vielen Zierbäumen, den Rosen überall durch ????. Durchaus notwendig dabei ist, daß der Wildling im (...???) Edelholz die gehörige Reife besitzt. Ob man mit oder ohne (...???) veredelt, das heißt das Edelauge nur mit der Rinde vom Edelreis losschält, oder ob man es mit einem dünnen Holzstreifen abschneidet, ist dabei ziemlich gleichgültig. Die Veredelungen der Rosen haben im letzten Jahrzehnt vielfach durch ein Insekt, die Okuliermade, zu leiden gehabt, welches die frisch eingesetzten Edelaugen ausfrißt. Wo die Okuliermade auftrat, vermochte man lange Zeit hindurch keine Veredelung groß zu bringen. Neuerdings schützt man sich gegen ihre Vernichtungen, indem man entweder mit starkem Wollfaden die Veredelungen überbindet, oder sie mit Burgunderharz, das in Spiritus flüssig gemacht wurde, dünn überzieht. Letzteres Verfahren ist einfacher und giebt gleichzeitig im Winter einen Schutz gegen Nässe, was sehr vorteilhaft ist.

Die Vermehrung durch Stecklinge geschieht bei allen Teppichbeetpflanzen, den Fuchsien, Pelargonien, Alternantheren, ??? auch bei vielen Gehölzen: Deutzien, Weigelien, Philadelphus etc., deren krautige Spitzen sehr leicht Wurzeln machen, wenn sie in einen Kasten gesteckt werden und hier Schatten und Wärme erhalten. Auffallend rasch geht die Bewurzelung bei warmem Fuß, das heißt dauernd warm gehaltenem Boden, vor sich. Vierzehn Tage sind dann oft zur Bewurzelung hinreichend. Auch durch Aussaat müssen wir auf die Vermehrung vieler Pflanzen im August und September denken: Stiefmütterchen, Vergißmeinnicht, Glockenblume, Rittersporn seien genannt als die bekanntesten aus dieser Gruppe.

Der Schnitt des Formobstes. Während man in früherer Zeit sich hauptsächlich darauf verlegte, den Schnitt des Formobstes im Frühjahr und Spätherbst durchzuführen, wird jetzt mit vollem Recht mehr Wert auf den Schnitt Ende August, Anfang September gelegt. Der Trieb der Bäume hat dann aufgehört. Sie bereiten sich für die nächstjährige Campagne schon vor und bilden ihre Blütenknospen kräftiger aus. Wird zu dieser Zeit nun das überflüssige Holz durch den Schnitt entfernt, dann ziehen die stehenbleibenden Augen daraus natürlich großen Vorteil, schwächer veranlagte können noch kräftiger werden und viele, die bislang noch nicht die Eigenschaften einer Blutenknospe besaßen, diese noch erhalten. Bei senkrechten und wagerechten Schnurenbäumen, Pyramiden und dergleichen bricht man die Seitentriebe über dem zweiten oder dritten Blatte ab, indem man sie einfach über die Klinge biegt. Das Abbrechen soll etwaigen Gelüsten nach neuem Triebe, welchen feuchtwarmes Wetter hervorrufen könnte, entgegentreten, da die Vernarbung und Verschließung der großen Wunde den Zweig längere Zeit beschäftigt als die Vernarbung einer glatten Schnittfläche.

Auch bei Tannen, beim Buchs und beim Lorbeer soll ein Schnitt zu jetziger Zeit, der der Form des Baumes angepaßt ist, die Entwicklung der Augen und damit den nächstjährigen Trieb fördern.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 548_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0548_d.jpg&oldid=- (Version vom 15.2.2022)