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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

errichteten Kochherd mit offenem Feuer, während die gegenüber sichtbare Jagdhütte, ein Erzeugnis der Neuzeit, alle Bequemlichkeiten aufweist, die ein Weidmann für seines Leibes Notdurft nur wünschen mag. Gleich in der Nähe befindet sich das lebensgroße Standbild des Prinzregenten Luitpold im Kostüm eines Hochgebirgsjägers; ein großes Gemälde seitwärts stellt Kaiser Wilhelm II in Jagdgala dar. Reiche Geweihsammlungen und Jagdtrophäen aller Art ergötzen das Auge des Jägers und des Laien; daß hier auch das Beste an Waffen und Jagdgeräten in größter Auswahl vorhanden ist, versteht sich von selbst. Neben der Jagd nimmt die Fischerei einen großen Platz in Ansprucb, um alles in ihrem Gebiete Sehenswerte und Nützliche zu zeigen: das Publikum fühlt sich am meisten angezogen durch eine Anzahl lebender Edelfische, unter denen sich wahrhaft herrliche Exemplare befinden. In der westlichen Ecke der ersten Abteilung hat die Münchener Armbrustschützengesellschaft „Wintzerer Fähndlein“ ausgestellt, die das „Stachelschießen“ nach altem Herkommen betreibt.

Das Panorama.
Aufstieg zum Gebirgspanorama „Die Blaue Gumpe“.

Die zweite große Abteilung füllt der Fahrradsport. In erster Reihe sind es die Maschinen aller Systeme, welche zu Hunderten dem Sportsmann Gelegenheit geben, Konstruktion und Eigenart derselben zu prüfen und auf Grund praktischer Erfahrung zu vergleichen. Aber auch alles andere, was der Radfahrer zu seiner Ausrüstung benötigt, ist in verschiedenster Bearbeitung zu sehen. Den Abschluß dieser Abteilung bildet eine hübsche von unserm Maler nebenstehend wiedergegebene Dekoration, welche die ideale und praktische Seite des Radfahrsportes vergegenwärtigt. Ein Bauernhäuschen, das sich an einen felsigen Hintergrund anlehnt und ein „Bildstöckl“ im Vordergrund deuten wohl auf einen Ausflug in das herrliche Oberland. Verschiedene Radfahrer und Radfahrerinnen, sportsmäßig gekleidete Figuren, geben ihrer durch das Erreichen des Ziels gehobenen Stimmung Ausdruck. Eine reizende Radlerin, ganz in Weiß, steckt eben einen Blumenstrauß an das Bildstöckl, eine andere ist zur Felsplatte aufgestiegen, um dort ihren Namen zu verewigen; ein älterer Radler sitzt mit einer jüngeren Radlerin vor dem Bauernhäuschen und läßt sich ein Schöpplein schmecken, oben auf der Laube bemüht sich ein offenbar nicht so ermüdeter Fahrer um die Gunst einer hübschen Gebirglerin. Die Gruppe bietet ein hübsches, farbenreiches Bild, durch welches der Zweck der Aussteller – Maschinen und Kostüme zu empfehlen und Lust zum Sport zu erwecken – sicher erreicht werden dürfte.

Ein weiteres, man darf sagen großartiges Dekorationsstück befindet sich in der dritten Hauptabteilung, welche dem alpinen Sport überlassen wurde. Es ist dies ein von verschiedenen Künstlern hergestelltes Gebirgspanorama, die sogenannte „Blaue Gumpe“ auf dem Wettersteingebiete. Die Phantasie der Künstler hat als Eingang zu diesem Schaustück einen originellen Aufstieg ersonnen, dessen Anfang unser nebenstehendes Bild unten zeigt.

Dekoration in der Fahrrad-Abteilung.

Zwischen zwei mächtigen Felswänden führt in enger Windung ein sogenannter Prügelweg zur Höhe des Plateaus, von dem aus sich ein Blick auf das Panorama eröffnet. An der linkseitigen Felswand, die in großen Buchstaben die Bezeichnung „Bergsport“ aufweist, ist eine Wegtafel angebracht; sie trägt die Inschrift „Zur Angerhütte – Zur Knorrhütte – Zum Münchnerhaus“ – das sind die Stationen des Weges, welcher zur Zugspitze führt. Oben gelangt der Wanderer zur Aussicht der „Blauen Gumpe“. Es ist das ein kleiner Bergsee von tiefblauer Farbe, der in einem wildromantischen Hochthale gelegen ist, wie es sich im oberen Teile unseres Bildes darstellt. Das herrlich gemalte Panorama wird gegen den Standpunkt des Beschauers zu allmählich plastisch, so daß man ein wirkliches Stück Hochgebirgsromantik vor sich zu haben glaubt, denn hier rieselt das Wasser durch chaotisch angehäuftes Gestein, daneben am seitlichen Hang kriechen verkrüppelte

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 593. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0593.jpg&oldid=- (Version vom 30.7.2021)