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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

wurde er schwer verwundet, später diente er im Westen als Kommandeur einer Brigade, resignierte nach der Schlacht von Chattanooga und zog sich auf seine Farm in Illinois zurück, von wo aus er in der folgenden Zeit auch litterarisch und politisch thätig war. Im Jahre 1873 stattete er der deutschen Heimat einen Besuch ab. Er starb am 24. März 1881 in St. Louis an einem Lungenschlag. Die Deutschen von St. Louis errichteten ihm ein Denkmal.

Mit ganz besonderem Ruhm verzeichnet die Geschichte des Kriegs den Namen Louis Blenkers. Bereits mit zwanzig Jahren war der junge Pfälzer in die Bayrische Legion eingetreten, die den Prinzen Otto nach Griechenland begleitete. 1848 organisierte er in seiner Vaterstadt Worms die Bürgerwehr, deren Oberst er wurde. 1849 stand er in der Pfalz an der Spitze eines Freikorps. Gleich beim Ausbruch des Secessionskriegs organisierte er in New York das 8. Freiwilligen-Regiment, das nach ihm benannt ward. In der ersten Schlacht bei Bull Run im Juli 1861 stand er an der Spitze einer deutschen Brigade, mit der er den Rückzug der übrigen Unionstruppen unter General Mc. Dowell deckte. Danach zum Brigadegeneral ernannt, organisierte er die „Deutsche Division“, die zuerst in dem Sumnerschen Korps Dienste that, dann unter General Fremont in der Schlacht von Croß Keys sich auszeichnete. Durch einen Sturz mit seinem Pferde verletzt, nahm Blenker Urlaub; er kehrte nicht mehr zur l. Armee zurück und starb auf seiner Farm in Rockland County im Staate New York schon im Oktober 1863. Seine Witwe und der eine seiner beiden Söhne leben in Texas, der andere und eine Tochter im Staate New York. Seine ehemaligen Kameraden von der „New York Blenker Association“ haben ihm ein Denkmal gesetzt, das sie jedes Jahr besuchen.

Auch Heckers Genosse im Frankfurter Vorparlament und im badischen Aufstand, Gustav v.Struve, nahm als Offizier am Unionskriege teil. Er trat am 4. Juli 1861 in das 8. Freiwilligenregiment, dem er bis zum November 1862 angehörte. Um diese Zeit war Prinz Felix Salm-Salm dem Regiment als Oberst überwiesen worden, worauf Struve erklärte, er könne nicht unter einem „Prinzen“ dienen. Andere Achtundvierziger, die am ersten badischen Aufstand beteiligt waren und sich dann im Unionsheer bewährten, waren Joseph Fickler und Nep. Katzenmayer von Konstanz. Struve und Fickler kehrten nach dem Unionskriege nach Deutschland zurück, wo dieser 1865 in Konstanz, jener 1870 in Wien starb.

Peter I. Osterhaus, der im Juni 1849 in Mannheim Kommandant der Bürgerwehr war, rückte im Secessionskrieg zum Generalmajor auf. Bei der Einnahme von Camp Jackson, im Treffen von Boonville (Missouri), in der Schlacht von Wilsons Creek und von Pea Ridge in Arkansas, dann unter General Grant bei der Belagerung von Vicksburg zeichnete er sich ebenso aus wie bei Chattanooga, auf Shermans Marsche nach Atlanta und Savannah und als Chef des Stabes von General Canby bei der Einschließung und Uebergabe von Mobile. Er wurde später, während des Deutsch-französischen Krieges, als Konsul nach Lyon gesandt. Jetzt lebt er als Geschäftsmann in Mannheim. Einer seiner Söhne dient als Offizier auf einem Kriegsschiff der Vereinigten Staaten, ein zweiter ist in der preußischen Armee Offizier.

Alexander von Schimmelfennig, der 1848 in Schleswig-Holstein focht, 1849 in der Pfalz und in Baden als militärischer Führer thätig war, stand im amerikanischen Bürgerkrieg anfangs an der Spitze eines Regiments und rückte schnell zum Brigadegeneral auf, als welcher er schließlich eine Division kommandierte. An den Gefechten und Schlachten in Virginien wie von Gettysburg nahm er hervorragend teil. Er war der erste, der mit seinen Truppen Charleston in Südkarolina besetzte. Als er später in Wernersville Pa. gestorben war, haben ihm seine ehemaligen Kameraden ein Ehrendenkmal auf dem Kirchhof in Reading gesetzt.

Zum Brigadegeneral rückte auch Max Weber auf, der schon im Treffen von Waghäusel am 21. Juni 1849 sich ausgezeichnet hatte, wo er ein Bataillon des 2. badischen Infanterieregiments kommandierte, in dem er schon vorher gedient hatte. Als der Unionskrieg ausbrach, stellte der New Yorker deutsche Turnverein ein Freiwilligenregiment, und dies deutsche „Turnerregiment“ wählte Weber zu seinem Obersten. Er war mit seinem Regiment bei der Expedition des General Butler gegen Hatteras und wurde nach der Einnahme von Norfolk General. In der Schlacht am Antietam wurde er am Arm schwer verwundet. Geheilt, blieb er noch längere Zeit im Dienste. Er lebt jetzt in Brooklyn.

Karl Schurz, der sich als Bonner Student an Gottfried Kinkel angeschlossen hatte, mit dem er sich im Frühjahr 1849 am Siegburger Zeughaussturm beteiligte und dann nach der Pfalz ging, wo er unter Oberst Annecke thätig war, führte im Secessionskrieg als Generalmajor zuerst eine Brigade, dann eine Division und in der Schlacht von Gettysburg an Stelle Howards das XI. Korps. Von seinen weltbekannten Verdiensten, die er sich in der Union als Politiker und Staatsmann des weiteren erworben hat, müssen wir hier absehen. Er lebt jetzt in der Nähe von New York-City.

August Willich, bekannt durch den Freischarenzug mit Hecker im April 1848, seinen Anteil am badisch-pfälzischen Aufstand 1849 und die Cernierung von Landau, zeichnete sich im Secessionskrieg rühmlich durch sein tapferes Verhalten als Kommandant eines Indianaregimentes und in der westlichen Armee unter den Generalen Buell und Rosecranz aus. Er starb 1878 in St. Marys, Ohio.

Noch eine ganze Reihe von ehemaligen „Achtundvierzigern“ führt die Chronik des Kriegs auf, die in der Stellung von Obersten sich während desselben hervorthaten. Ein Denkmal in Reading Pa. ist dem Obersten Karl Knoderer geweiht, der an der Spitze eines Pennsylvaniaregiments im Treffen von Suffolk fiel. Er stammte aus Emmendingen in Baden. – Adolph Schwarz, ehemals Artillerieoffizier in Baden, kommandierte unter General Grant in dessen erstem Treffen von Belmont (am 7. November 1861) mit glänzendem Erfolge die Artillerie. In der Schlacht von Shiloh, am 7. April 1862, wurde er schwer verwundet. Nach dem Kriege war er in New York als Architekt thätig, wo er auch starb. – An der Spitze einer Brigade fiel am 30. August 1862 Oberst I. A. Koltes aus Trier in der zweiten Schlacht bei Bull Run; ihm wurde auf dem Kirchhofe nahe Philadelphia ein Denkmal errichtet. – Die Schlacht in der Wilderneß forderte den Obersten Franz Mahler aus Baden als eins ihrer Opfer. Er war vor 1849 Leutnant im 2. badischen Infanterieregiment gewesen. Nach der Uebergabe von Rastatt wurde er gefangen und verurteilt. Er diente unter General Grant in einem Pennsylvaniaregiment, als er fiel. – Der Mainzer Germain Metternich, bekannt durch seine Beteiligung am Frankfurter Septemberaufstand, erhielt auf Tibu Island durch die Unvorsichtigkeit einer Schildwache einen Bajonettstich in den Hals, an welchem er gleich darauf starb.– Elias Peißner, einst in München an der gegen Lola Montez gerichteten Bewegung beteiligt, wurde 1863 in der Schlacht von Chancellorsville tödlich getroffen. – Louis Hoffmann, der 1849 eine Batterie in der badischen Revolutionsarmee kommandierte, flüchtete nach der Schweiz und dann nach Amerika. Er führte mit Auszeichnung eine Batterie in der Schlacht von Pearidge (6. bis 8. April 1862) und that dann noch fernere Dienste. Er lebt jetzt in Cincinnati, Ohio. – Adam Seng, er kommandierte ebenfalls 1849 eine Batterie in Baden, ging über die Schweiz nach Amerika und wurde Oberst eines schweren Artillerieregiments. Er starb vor vier Jahren in New Jork. – Franz Backoff, der 1849 in der Festung Rastatt die leichte Artillerie kommandierte, zeichnete sich jetzt als Kommandant eines Artillerieregiments aus. – Neben den aus der Provinz Sachsen stammenden Brüdern Karl Eberhard Salomon und Friedrich Salomon, von denen der erstere das 5. Missouriregiment im ersten Feldzuge kommandierte, während der letztere an der Spitze des 9. Wisconsinregiments stand, ist auch der dritte Bruder Eduard Salomon zu nennen, der damals Gouverneur von Wisconsin war und in dieser Stellung sehr viel für die Organisation der Unionstruppen that. Das tapfere 26. Wisconsinregiment unter Oberst Jacobi wurde auf Veranlassung des Gouverneurs im Oktober 1862 nach dem Osten beordert, um das XI. Korps zu verstärken.

Frühere „Freiheitskämpfer“ waren auch der Badenser Philipp Betz, später Ehrenkaplan von Post Koltes, gestorben in Brooklyn, N. Y., und Conrad Krez aus Landau, der sich auch als Dichter Ansehen erwarb und später in Wisconsin bis zu

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verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 723. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0723.jpg&oldid=- (Version vom 10.4.2021)