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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

Inhalt.

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Der König der Bernina. Roman von J. C. Heer (5. Fortsetzung) 741
Schwarzwälder Flößer auf dem Neckar bei Tübingen. Mit Abbildungen 752
Müthchen. Bilder aus dem Kinderleben. Von Anna Ritter. II. 754
Galeerensklaven! Ein Mädchenschicksal, erzählt von Hans Arnold (Schluß) 756
Die Telegraphie ohne Draht. Von Franz Bendt. Mit Illustrationen von A. Wald 764
Haus- und Wanderratte. Von Prof. Dr. Kurt Lampert. 766
Villa Falconieri bei Frascati. Von Richard Voß. (Zu unserer Kunstbeilage) 767
Blätter und Blüten: Der Kampf der Burenrepubliken gegen England. (Mit Abbildungen.) S. 769. – Erika Wedekind. Von M. Schramm-Macdonald. (Mit Bildnis.) S. 771. – Glückliche Rettung. Von H. Pichler. (Zu dem Bilde S. 744 und 745.) S. 771. – Der hygieinische Einfluß gestärkter Leibwäsche. S. 772. – Hans Arnold. (Mit Bildnis.) S. 772. – Das Deutsche Repräsentationshaus für die Pariser Weltausstellung. (Zu dem Bilde S. 757.) S. 772. – Der Abschiedskuß. (Zu dem Bilde S. 761.) S. 772. – Edelsteinfarben. S. 772.
Illustrationen: Vergnügte Gesellschaft. Von E. v. Müller. S. 741. – Glückliche Rettung. Von O. Kirberg. S. 744 und 745. – Am Brunnen. Von M. F. Firmin-Girard. S. 749. – Initiale zu dem Artikel „Schwarzwälder Flößer auf dem Neckar bei Tübingen“. S. 752. Schwarzwaldflößer auf dem Neckar bei Tübingen. Von G. Adolf Cloß. S. 753. – Initiale zu der Erzählung „Müthchen“. S. 754. – Das Deutsche Repräsentationshaus für die Pariser Weltausstellung 1900. Von Johannes Radke. S. 757. – Der Abschiedskuß. Von Erdm. Wagner. S. 761. – Abbildungen zu dem Artikel „Die Telegraphie ohne Draht“. Von A. Wald. Fig. 1. Aufgabestation. Fig. 2. Empfangsstation. Fig. 3. Marconi in der Station auf South-Foreland. S. 764. Fig 4. Das Marconihaus und die Station bei Kap South-Foreland. Fig. 5. Die Station in Boulogne. S. 765. – Abbildungen zu dem Artikel „Der Kampf der Burenrepubliken gegen England“. Buren im Kampf. S. 769. General Joubert. Oberst Schiel. Martinus Steijn. General White. Generalleutnant Buller. Burensoldaten. S. 770. – Erika Wedekind als Regimentstochter. S. 771. – B. v. Bülow. (Hans Arnold.) S. 772.
Hierzu Kunstbeilage XXIV: „Im Park der Villa Falconieri.“ Von H. Restel.




Kleine Mitteilungen.

Wilhelm Speidel †. Der Mitgründer des Stuttgarter Konservatoriums und langjährige Dirigent des Stuttgarter „Liederkranzes“ Professor Wilhelm Speidel, der am 13. Oktober d. J. in Stuttgart verstarb, hat als Komponist auf dem Gebiete der volkstümlichen Lyrik seine schönsten Erfolge gewonnen. Mit Liedern von zarter Innigkeit, für die ihm seine schwäbischen Landsleute Eduard Mörike und J. G. Fischer besonders empfindungstiefe Texte boten, mit kraftvoll schönen Chorgesängen voll Naturandacht und patriotischer Begeisterung ist sein Name besonders bekannt geworden. Seine zahlreichen Kompositionen für Orchester und für Klavier sind ausgezeichnet durch anmutige Melodik und reines Ebenmaß. Wilhelm Speidel war am 3. September 1826 zu Ulm als Sohn des Musiklehrers und Sängers Konrad Speidel geboren, von dem er den ersten musikalischen Unterricht erhielt. Seine weitere Ausbildung empfing er in München, wo Ignaz Lachner sein Lehrer in der Komposition wurde, Wänner und W. Kuhe ihn im Klavierspiel unterwiesen. Er erwarb sich früh Anerkennung als feinempfindender Klavierspieler; auf Konzertreisen gewann er das fördernde Interesse von Liszt, Thalberg und Robert Schumann. Von Ulm, wohin er 1855 als Musikdirektor an die Spitze der dortigen Liedertafel berufen worden war, kam er zwei Jahre später nach Stuttgart, um die Direktion des „Liederkranzes“ zu übernehmen. Mit Faißt, Lebert, Stark u. a. gründete er hier die „Musikschule“, das jetzige Konservatorium, an welchem er eine sehr ersprießliche Thätigkeit als Lehrer des Klavierspiels entfaltete. Er rief auch die „Populären Konzerte“ ins Leben, die seitdem einen wesentlichen Bestandteil des Stuttgarter Musiklebens bilden. Bis 1885 blieb er Dirigent des „Liederkranzes“; am Konservatorium hat er, nach einer längeren Unterbrechung in den siebziger Jahren, bis an sein Lebensende gewirkt. Verschiedentlich hat er auch mit schönem Erfolg die musikalische Leitung größerer Liederfeste geführt.

Wild und Eisenbahn. Daß alles Kleingetier vom Licht angezogen wird, hat gewiß jeder schon beobachtet, wenn er an windstillen Sommerabenden !m Garten oder auf einer Veranda bei einer Lampe saß. Bald kamen dann Mücken und Motten herbeigeschwärmt und flatterten mit großer Ausdauer gegen Cylinder und Kuppel. Der Forstmann hat sich sogar diese Sehnsucht der Insekten nach Licht zu nutze gemacht, um die Nonne, die waldverwüstende Motte, unschädlich zu machen. Vor einen elektrischen Scheinwerfer wird ein Drahtnetz gespannt, welches, durch den Strom zum Glühen gebracht, die zum Lichte flatternden Motten verbrennt. – Aber auch die Vögel streben dem Lichte zu und die in der Nähe der Wanderstraßen der Vögel stehenden Leuchttürme, z. B. der auf Helgoland, vernichten Tausende der aus ihrer nordischen Brutheimat in dunklen Nächten nach ihrer südlichen Winterherberge oder aus ihr zurückziehenden Wandervögel. In pfeilschnellem Fluge sausen sie hin zu dem strahlenden Lichte und zerschmettern sich Köpfe und Flügel an den das Licht schützenden dicken Scheiben. Der würde sich ein großes Verdienst um den Vogelschutz erwerben, der eine Vorrichtung erfände, die den Anprall der armen Wanderer der Lüfte derart milderte, daß sie unverletzt blieben und trotz der Schutzwehr der Lichtschein nicht gedämpft würde. – Fische werden ebenfalls durchs Licht angezogen. Deshalb ist auch das Fischen bei Fackelschein verboten und ebenso das Angeln mit künstlichen Ködern, deren gläserne Hülle wie eine elektrische Glühbirne erhellt wird.

Sogar das Säugetier, das Wild, zeigt in einzelnen Fällen eine gewisse Neigung, dem Lichte sich zu nähern, und wenn es auch nur zu den Seltenheiten gehört, daß ein Säugetier direkt aufs Licht zustürmt, so fürchtet es dasselbe doch nicht, und gerade diese Furchtlosigkeit vor dem strahlenden Feuerschein wird auch ihm, wie Insekten und Vögeln, häufig zum Verderben.

Gelegentlich einer sportlichen Veranstaltung kamen wir auch auf Licht und Wild zu sprechen und zwei der anwesenden Herren wußten dann folgende Begebenheiten mitzuteilen: Der eine, ein Förster, kam nachts von einem Kollegen, der mitten im Walde wohnte, und hatte wegen seiner ihn begleitenden Frau eine Laterne angezündet. Plötzlich sprang ein Hase gegen das Licht und nach einigen Minuten zum zweitenmal. Der andere Herr fuhr nachts auf einem Fahrrad durchs Rosenthal bei Leipzig, und bald lief ein Hase im hellsten Lichtkern der Laterne vor dem Rade her, und sobald Meister Lampe einmal durch eine Drehung in den Schatten kam, suchte er sofort wieder die hellste Stelle auf.

Das Vorhergehende habe ich nur erwähnt, um den Beweis zu führen, daß die meisten Lebewesen das Licht – mindestens – nicht fürchten. Alljährlich wird nun aber von den Eisenbahnzügen eine große Menge Wild, vornehmlich des Nachts, getötet, und gewiß ist die Frage, wie das kommt, berechtigt und auch interessant. Ich glaube, daß die beiden Laternen vorn an der Lokomotive der Hauptgrund sind. Das in der Nähe der Bahn „stehende“ (seinen ständigen Aufenthalt habende) Wild fürchtet bekanntlich das Brausen des Zuges nicht, es kennt ihn als ungefährlich und äugt ihn vertraut an, wenn er vorüberfliegt, oder zieht doch nur langsam ein Stück fort, um dann ruhig weiterzuäsen. Wer hat nicht schon vom Zuge aus dicht beim Bahndamme „verhoffendes“ (sicherndes) Rehwild gesehen oder sogar einen Fuchs beim Mausen beobachtet! Ja selbst die Trappe, das scheueste allen Wildes, streicht nur 200 Schritt weit vom fahrenden Zug und fällt dann wieder ein. Also vom Geräusch, das der herandonnernde Zug macht, wird das Wild nicht erschreckt, auch nachts nicht, wenn es auf dem Bahngleise steht. Machen wir uns nun einmal den Vorgang klar, wie z. B. ein Rehbock überfahren oder vom Zuge verletzt wird. Der Bock hört in der Ferne das ihm bekannte Geräusch eines näherkommenden Zuges, durch das er nicht erschreckt wird. Er „wirft aber auf“ und äugt nach der Richtung hin und sieht in der Finsternis nur die beiden hell strahlenden Lichter vor der Lokomotive – aber statt zu fliehen, wird er durch sie angezogen, er fürchtet sie mindestens nicht und starrt nach der wunderbaren, immer größer und heller werdenden Erscheinung hin – der Bock wird durch den Glanz sozusagen hypnotisiert. Er vergißt im Anstarren alles um sich her, und die Gefahr, in der er schwebt, kommt ihm nicht zum Bewußtsein, da seine Empfindungen ganz auf das strahlend glänzende Etwas gerichtet sind – er ist an den Platz gebannt und findet schließlich keine Zeit mehr, sich durch „eine Flucht“ zu retten.

Vielleicht dient folgender Vorfall als Beweis des Gesagten. Ein Freund von mir, Fabrikant B. U. aus Osterode, fuhr neulich einmal auf dem Rade nachts vom Harzdörfchen Riefensbeck nach seiner Villa zurück und hatte der Dunkelheit wegen sein strahlendes Acetylenlicht angezündet. Plötzlich kam er so unmittelbar an einem mitten ans der Chaussee stehenden, ihn oder die Laterne anstarrenden Sprung Rehwild vorüber, daß er fast eine Ricke umgefahren hätte und ihr nur durch eine geschickte Wendung auszuweichen vermochte. Karl Brandt.     

Bäuerliche Hochzeitsgeschenke im 15. Jahrhundert. In einem Gedichte, dem Ringe des Heinrich von Wittenweiler, in welchem das Leben und Treiben der Bauern im 15. Jahrhundert ausführlich geschildert wird, werden die Hochzeitsgeschenke aufgezählt, welche das neuvermählte Paar Bärtschi und Mäzli erhalten hat. Der Schwiegervater Fritz gab einen Hahn und sieben Hennen, eine Decke, einen Strohsack und einen Kittel. Einer spendete einen Haushund, ein anderer eine Katze; dann folgten eine junge Ziege, ein Kalb, eine kranke Ente, ein Stuck Geld. Von einer Frau rührten drei Nadeln, ein Feuerzeug und zwei Windeln her, von einer anderen hänfenes Aermelzeug. Ferner bekamen sie einen Haspel, zwei alte Handschuhe, einen Besenstiel, einen Topf, einen Essigkrug, einen Korb, ein Sieb, den Deckel zu einem Salzfaß, einen alten Hut, Schüsseln, Teller, Leuchter, Gabel, Löffel und Rechen. Wie man sieht, lauter eminent praktische Gegenstände!

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verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 740_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0740_d.jpg&oldid=- (Version vom 7.2.2023)