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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)


Blätter und Blüten.


Die Baumhäuser der Eingeborenen von Britisch-Neu-Guinea. (Mit Abbildung.) Die Insel Neu-Guinea, welche in ihrem nordöstlichen Teil das deutsche Schutzgebiet Kaiser Wilhelmsland umfaßt, das kürzlich der Landeshoheit des Deutschen Reiches unterstellt worden ist, bietet der wissenschaftlichen Forschung noch ein weites Feld. Das Innere dieser nächst Grönland größten Insel der Welt ist noch völlig unbekannt. Dagegen ist es dem Forschungssinn und der unermüdlichen Thätigkeit deutscher und englischer Reisender gelungen, sehr interessante und bemerkenswerte Einzelheiten über das sociale und wirtschaftliche Leben der Küstenstämme zu ermitteln. Aus dem reichen und verschiedenartigen Inhalt derselben sei an dieser Stelle einer Erscheinung im Leben der Bevölkerung von Britisch-Neu-Guinea gedacht, welche die Aufmerksamkeit und das Interesse der Forscher in besonders lebhaftem Grade auf sich gelenkt hat. Es ist dies die Art, wie sich die sonst auf der niedrigsten Stufe der Entwicklung stehenden Stämme jenes Teiles der Insel ihre Wohnstätten gegründet und eingerichtet haben. Aus dem zu einem vollständigen System ausgebildeten Ansiedelungswesen spricht einmal ein großer Sinn für Häuslichkeit, dann aber auch ein solcher für Verteidigung und Selbsterhaltung angesichts der Feindseligkeit, die bisweilen unter nächsten Nachbarn herrscht. Um beiden Forderungen zu genügen, haben viele Stammesgemeinschaften ihre Zuflucht zu den Riesen des Urwaldes genommen und sich unter dem schützenden Blätterdach derselben ein Heim geschaffen. Dabei ist es keine ungewöhnliche Erscheinung, daß ein solcher Riesenstamm mehrere Baumwohnungen in seinen Aesten und Zweigen aufnimmt. Unsere Illustration veranschaulicht einen derartigen luftigen Bau zwischen Himmel und Erde, wie er namentlich bei einem Stamme, den Koiaris, sehr gebräuchlich ist. Die Dielen und Wände dieser menschlichen Vogelnester, die gleichwohl kleine Festungen darstellen, sind aus gespaltenem Bambus hergestellt, als Dachmaterial dient schilfartiges Gras.

Ein Baumhaus auf Neu-Guinea.

Auf Leitern, deren Sprossen jede von der anderen etwa 50 cm entfernt und etwa 35 cm lang ist, erklimmen die Bewohner ihre 30 bis 40 m hoch gelegenen Wohnstätten, die sie beständig bewohnen und nur verlassen, um sich von neuem zu verproviantieren. In allen Häusern findet sich eine einfache Feuerstelle aus Lehm vor, in der Sand und Steine liegen, und in welcher beständig Feuer unterhalten wird. Die Vorräte an Lebensmitteln verwahrt man in großen Thontöpfen, die an den Wänden stehen. Einen eigenartigen Zimmerschmuck dieser luftigen Wohnungen bilden häufig einzelne Blätter aus englischen oder amerikanischen illustrierten Zeitschriften, die aus der Behausung eines Europäers von der Regierungsstation sich durch irgend welchen Zufall hierher verirrt haben. Nach übereinstimmenden Schilderungen der Europäer, welche die Baumhäuser besucht haben, bieten sie weder einen gemütlichen, noch behaglichen Aufenthalt trotz der duftigen Frische des Laubes, das sie umkränzt. Unter dem Titel „Neu-Guinea“ hat Dr. M. Krieger im Verlag von Alfred Schall in Berlin ein Werk erscheinen lassen, das sehr belehrende und interessante Aufschlüsse erteilt. Aus demselben gewinnt man zum erstenmal ein zusammenfassendes klares Bild von den Natur- und Kulturverhältnissen dieses polynesischen Kontinentes.

Der Krieg in Südafrika hat in dem ersten Stadium seines Verlaufs der anfänglichen Siegeszuversicht der Engländer schwere Enttäuschungen bereitet. Die gegen die Drakensberge vorgeschobenen Truppen des Generals White vermochten den Einmarsch der Buren in Natal nicht aufzuhalten und der blutige Scheinsieg der Engländer bei Glencoe am 21. Oktober verhinderte nicht, daß das bei Glencoe und Dundee vereinigte Korps durch die Buren unter dem Oberbefehl Jouberts zu wilder Flucht nach Ladysmith, dem Hauptquartier Whites, genötigt wurde. In jenem ersten Gefecht bei Glencoe hatte sich eine leichte Batterie der Burenartillerie den schweren Geschützen der Engländer nicht gewachsen gezeigt, als aber die Buren am folgenden Tage ihrerseits schwere Geschütze auffuhren, stellte es sich heraus, daß sie sich wie mit dem Gewehr auch mit den Kanonen als Scharfschützen siegreich zu bewähren verstehen. Die Taktik Jouberts, die auf schnelle Umgehung und Umzingelung des Feindes gerichtet ist, hat sich dem strategischen Können des Generals White stark überlegen erwiesen. Dies geschah auch in jenem ersten Treffen bei Glencoe, wo die verfolgende Kavallerie von den Buren gefangen genommen wurde und der tapfere General Symons sein siegreiches Vorgehen mit der tödlichen Wunde büßen mußte, der er am 23. Oktober als Gefangener im Hospital zu Dundee erlag. Der schleunige Rückzug seiner Truppen unter General Yule war inzwischen erfolgt. Einen Verlust ähnlicher Art hatten aber die Buren bei Elandslaagte zu beklagen. Der greise General Kock, der sich schon im Kriege von 1880/81 wie in früheren Kämpfen Ruhm erwarb, und der Führer des deutschen Korps, Oberst Schiel, dessen Biographie und Bild wir auf Seite 770 neben denen von Joubert, Buller und White brachten, gerieten dort als Schwerverwundete in Gefangenschaft. General Kock ist am 30. Oktober im belagerten Ladysmith gestorben. Erfolgreich wie Joubert in Natal, war auch General Cronje mit seinen Operationen auf dem westlichen Kriegsschauplatz, in Betschuana- und Griqualand, wo die festen Plätze Mafeking und Kimberley isoliert und von starken Truppenkontingenten umschlossen wurden. Gleich nach dem ersten Vorstoß gelang es hier einer Burenschar, einen gepanzerten Zug mit Artillerie, der nach Mafeking wollte, zum Entgleisen zu bringen; die Besatzung mit den Kanonen fiel in die Hände der Buren.

General Cronje.

General Kock †.

Generalmajor Symons †.

Aehnliches ist anderen Panzerzügen sowohl auf diesen wie auf anderen von der Küste nach Transvaal führenden Bahnstrecken begegnet. Die Wagen dieser Züge sind ganz mit starken Stahlplatten umlegt und mit Schießscharten versehen. Sie haben den Engländern aber auch gute Dienste gethan, wie die Marinegeschütze, die von Durban nach Ladysmith gelangten, und die Ausfälle von dort und aus Kimberley beweisen. Gekämpft ist auf beiden

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verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 802. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0802.jpg&oldid=- (Version vom 12.5.2023)