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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)



Allerlei Winke für jung und alt.

Eine Puppenstube. In der Zeit vor Weihnachten, wenn alle Leute ihre Geheimnisse haben, giebt es auch eines bei meinen jungen Freunden Fritz und Mariechen. Fritz ist zwölf Jahre alt, die Schwester eben vierzehn, und das Geheimnis ist eine selbstausgedachte Puppenstube für die zwei kleinen Schwesterchen. Alles wird selbst gemacht, ich helfe nur ganz wenig. –

Muster zur Verzierung der Möbel.

Den Rohbau hat der Tischler gemacht, zwei Stuben mit breiter Verbindungsthür, die große Wohnstube mit zwei Fenstern, das Schlafzimmer mit einem. Ein Falz für die Fenster ist vorgesehen, statt der Thüre giebt’s eine Portiere. Die Sparbüchse rappelt ganz befriedigend, also holt man sich ein kleines Töpfchen voll hell- oder auch mahagonibrauner Oelfarbe beim Drogisten und streicht damit den Boden zweimal an. In der nächsten Tapetenhandlung hat die Mutter einen kleinen Rest von einer hübschen einfarbigen Tapete, blaugrau, erhalten. – Es giebt auch sehr nette gemusterte Buchbinderpapiere, farbige und goldbedruckte, zu diesem Zweck. Zum Tapezieren schneidet man sich erst die Stücke für die Wände zurecht, – Fenster und Thüren genau zu bemessen! – streicht dann mit Buchbinderkleister die Rückseite des Papiers mit breitem Pinsel an und drückt sie an den Wänden mit einem Tuche fest; eine schmale dunkle Borte oben herum macht sich fein. Bei diesem Geschäft helfen beide Künstler zusammen – allein geht’s schlecht.

Schrankthüre.

Das Glas für die aus einem Stück bestehenden Fenster hat der Glaser dem Falz entsprechend zugeschnitten; sie werden festgekittet oder mit Hilfe eines schmalen Leinwandstreifens eingeleimt. Fritz schneidet aus dünner Lederpappe schmale Streifen zur Umrahmung der Fenster zurecht und sieht sich ein wirkliches Fenster genau an, ehe er die Streifen festleimt, um es recht wahrscheinlich zu machen; auch ein Kreuzstück kann der Scheibe aufgeklebt werden. Ueber dem Fenster werden, ganz wie für die großen Vorhänge, kleine Ringschrauben und Haken angebracht und eine Querstange darin befestigt, die den oben übergeschlagenen Vorhang hält. Eine Vorhangsgalerie aus Pappe verdeckt die Stange. Wie Fritz das alles befestigt, kann ich nicht genau berichten – er hat lang herumprobiert, bis es hielt. Dann kommt Mariechens Kunst ins Spiel – sie bestickt den überfallenden Rand der Gardine mit einem feinen roten Börtchen – ganz dünner Kongreßstoff ist gut dafür – und franst das letzte Ende aus; der untere Rand wird ebenso verziert.

Die Möbel selbst zu machen, ist eine Kunst für sich. Wir haben sie fertig auf dem Jahrmarkt gekauft, von hellem leichtesten Holz, und schmücken sie nur mit lustigen bunten Blumen aus. Unsere obenstehende Abbildung zeigt ein Musterkärtchen solcher Blumen, sie werden entweder wie bei der Thüre des Schränkchens (s. Abb.) regelmäßig angeordnet oder leicht hingestreut, auf Rückenlehnen der Stühle, Kommodeschiebladen, auf die Seitenteile des Wandbretts, von dem wir später sprechen – nur nicht zu viel! Die Möbel erhalten schmale rote Rändchen oder dunkle Punkte mit dem Brennstift, reihenweise hingesetzt. Da Mariechen seit drei Jahren Zeichenstunde hat, macht das Aufzeichnen der kleinen Blumen keine Schwierigkeiten; ich brenne ihr die Konturen, die aber ebensogut mit Feder und brauner Farbe gezeichnet werden können. Fließt die Farbe auf dem Holz, so streicht man dieses erst mit leichter Gummilösung an, zeichnet die Blumen auf, wenn der Anstrich trocken, malt sie mit Wasserfarben bunt aus und übergeht zuletzt alles mit einem Schellackfirnis.

Verzierter Teller.

Den Teppich giebt ein Restchen von dunklem Plüsch. An die Wand kommt ein stilvolles Schüsselbrett, mit einigen Querleisten, wie man es für Puppenküchen hat. Wir verzieren es auch mit roten Rändchen und stellen einige gebrannte Holzteller darauf (s. Abb.) und ein paar Zinnteller, die wir aus gewöhnlichen Holztellerchen herstellen, welche ganz glatt mit dünnem Stanniol, aus einer ehemaligen Bonbonniere, überzogen werden. Kleine Töpfchen und Krüglein sind billig zu kaufen, die hängen und stellen wir zierlich auf. – Mariechen stickt Tisch- und Büffettdecken, die sie mit selbstgehäkelten Spitzchen besetzt, und ich steuere noch einige Bilder an die Wand bei – Schiefertäfelchen von kleinstem Format, bemalt und mit vergoldeten Rahmen.

Vorhang.

Das Schlafzimmer wird ganz licht tapeziert, Betten, Waschtisch, Schrank etc. hellresedagrün angestrichen, und zwar mit Email- oder Oelfarbe, und sehr vorsichtig, damit das Geheimnis sich nicht an den Kleidern verrät; die Vorhänge von gelblichem Rosa mit kleinen Rüschen von Seideband besetzt. Wir können noch für einen alten Taschenspiegel einen Rahmen aus Pappe verfertigen und diesen vergolden, und können Erfindungen machen, so viel wir wollen.

So sieht unsre Puppenstube aus. Ich möchte meinen unbekannten jungen Freunden in der weiten Welt auch so ein „Geheimnis“ wünschen, das für Geber und Empfänger gleichviel Freude in sich schließt. J.     


Allerlei Kurzweil.


 Silbenrätsel.
Die Erste und Zweite vom Himmelszelt
Verbreiten Segen in Flur und Feld;
Auch schenkt in ihnen man guten Wein
In manchem Städtchen dem Zecher ein.

Wer in der Schweiz die Dritte erklimmt,
Fest in die Hand den Alpenstock nimmt;
Als Ort sie auch an den Neckar sich schmiegt,
Als Schloß an herrlichem See sie liegt.

Das Ganze ist in dem fernsten Land
Als fleißige deutsche Stadt bekannt:
Man sieht ihre Waren in jedem Raum,
Wo Kinder umjubeln den Weihnachtsbaum.
 F. Müller-Saalfeld.


Verschiebungsaufgabe.

Nachstehende elf Titel dramatischer Werke sind untereinander zu schreiben und alsdann so lange seitlich zu verschieben, bis zwei in gleichen Abständen voneinander befindliche senkrechte Buchstabenreihen wiederum den Titel einer (deutschen) dramatischen Dichtung namhaft machen.

DIE LAUNE DES VERLIEBTEN, DIE JUNGFRAU VON ORLEANS. MINNA VON BARNHELM, MISS SARA SAMPSON, DER NACHWAECHTER, DIE HERMANNSSCHLACHT, DIE GESCHWISTER, DER SCHATZ DES RHAMPSINIT, GOETZ VON BERLICHINGEN, DER SOHN DER WILDNISS, GYGES UND SEIN RING.


 Wechselrätsel.
Mit D steht es voll Blüten
Am trocknen Wegesrand.
Mit F ist es dem Sänger
Und auch dem Arzt bekannt.
Mit M wird es in England
Zu holdem Spiel verwandt.


 Logogriph.
Herr X von der Oper, ein schrecklicher Prasser,
Der singt es mit B. hat’s mit H gegen Wasser
Und freut sich. wie jeglicher durstige Zecher,
Strömt’s feurig mit N aus dem F in den Becher.


 Initialaufgabe.
Man suche die Gegensätze nachfolgender zwölf Wörter. Bei richtiger
Lösung nennen alsdann die Initialen der gefundenen Gegensätze, in
der hier gegebenen Reihenfolge gelesen, eine überaus nützliche Erfindung
des 19. Jahrhunderts.

1. streitsüchtig, 2. heiter, 3. hinfällig, 4. vorteilhaft,
5. verschwenderisch, 6. säumig, 7. knapp, 8. falsch, 9. heidnisch,
10. öffentlich, 11. rund, 12. schweigsam.
  Oscar Leede.




Die Auflösungen der Rätsel und Aufgaben auf dem Umschlag von Halbheft 25 erscheinen im nächsten Halbheft.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 836_e. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0836_e.jpg&oldid=- (Version vom 4.6.2023)