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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

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Die Buren in Südafrika.

Von G. Egelhaaf.
IV.
Verträge von Pretoria und London 1881 und 1884. Cecil Rhodes. Jamesons Ueberfall 1896. Ausbruch des Kriegs 1899.

Am 23. März 1881 wurde ein vorläufiger, am 3. August in Pretoria der endgültige Friede unterzeichnet, die sogenannte „Pretoria-Konvention“. Gemäß dieser stellte Transvaal seine auswärtigen Angelegenheiten, einschließlich des Abschlusses von Verträgen und der Pflege diplomatischer Beziehungen, unter englische Aufsicht, erkannte also Englands Oberhoheit (Suzeränität) an und gab die Anwesenheit eines englischen „Residenten“ (d. h. Aufsehers) in Pretoria zu, der namentlich über die Verhältnisse der Eingeborenen ein Aufsichtsrecht haben sollte. Auch behielt sich England für Kriegsfälle das Durchzugsrecht für seine Truppen durch Transvaal vor. Dafür aber sollte dieses Land sich im Innern völliger Selbständigkeit erfreuen, soweit nicht eben durch den Vertrag den Eingeborenen und den Uitlanders (= Ausländern) besondere Rechte gewährleistet wurden: jenen die Fähigkeit zu Landerwerb und zur Freizügigkeit sowie der Genuß von „reservierten Lokationen“, d. h. ihnen vorbehaltenen Gegenden; diesen das Recht, sich überall niederzulassen, Eigentum zu erwerben und Handel zu treiben; politische Rechte ihnen zu erteilen, blieb der freien Entschließung Transvaals anheimgestellt. Auch allgemeine Religionsfreiheit wurde jetzt eingeführt. Am 8. August 1881 erklärte der englische Statthalter im Kapland, Sir Herkules Robinson, in feierlicher Handlung zu Pretoria im Namen der Königin die Einverleibung von 1877 für null und nichtig und ermahnte alle Unterthanen Transvaals zum Gehorsam gegen die wieder hergestellte Regierung. Im Oktober trat sodann der neu gewählte Volksrat wieder zusammen und nahm den von dem „Triumvirat“ Pretorius, Krüger und Joubert geschlossenen Vertrag, wenn auch nicht ohne entschiedene Einsprache gegen einzelne Punkte, an. Zum Präsidenten der „Südafrikanischen Republik“, wie sie sich sofort wieder nannte, wurde 1882, nach dem Rücktritt des hochbetagten Pretorius, Paul Krüger gewählt.

Die Lage der Republik war zunächst wenig günstig; die Finanzen waren noch sehr ungeordnet, und mit den Eingeborenen gab es allerlei Schwierigkeiten: aus ihren Felsnestern und Höhlen hervorbrechend, verwüsteten die Häuptlinge Mampur und Mapoch, die Vasallen des von England wieder eingesetzten, aber dann von ihnen ermordeten Sekokuni, das Land, und nur mit großer Mühe wurden sie endlich bewältigt; der erste ward gehenkt, dem zweiten ein Wohnort bestimmt. Aus Anlaß ähnlicher Kämpfe im Westen der Republik „trekten“ Abteilungen von Buren erobernd über die Grenzen und gründeten in Betschuanaland die neuen Republiken Stellaland und Gosen. Darüber mischte sich England, dem diese Erweiterung der Republik Besorgnisse erregte, ein, und im Verlauf der Unterhandlungen begab sich Krüger 1883 nach London. Hier brachte er am 27. Februar 1884 einen neuen Vertrag, die Londoner Konvention, zu stande, welche – mögen auch die Engländer dagegen sagen, was sie wollen – den Vertrag von 1881 nicht etwa bloß ergänzte, sondern ihn thatsächlich beseitigte. Die Aufsicht Englands über die auswärtigen Verhältnisse der Republik ward darauf eingeschränkt, daß diese ohne die Genehmigung der Königin mit keinem fremden Staat und mit keinem Eingeborenenstamm einen Vertrag sollte abschließen dürfen, es sei denn mit dem Oranjefreistaat. Die Aufsicht über den Verkehr der Republik mit dem Ausland aber hatte England eben durch Annahme dieser Beschränkung aufgegeben, und von Suzeränität über die Republik schlechtweg kann seit 1884 nicht mehr gesprochen werden; es ist nur noch ein letzter Rest englischer Oberhoheit, mit ganz genauer Umgrenzung seiner Tragweite, übrig geblieben. Die Anwesenheit eines englischen „Residenten“ in Pretoria kam folgerichtig in Fortfall; es gab fortan nur einen englischen Generalkonsul, der keine weitergehenden Befugnisse hatte als die Generalkonsuln der anderen Mächte. Auch das Truppendurchzugsrecht erscheint in der Londoner Konvention nicht wieder. Für diese Zugeständnisse willigte die Südafrikanische Republik in eine genaue Festsetzung ihrer Grenzen und verzichtete auf jeden künftigen „trek“ jenseit dieser Grenzen; Stellaland und Gosen wurden infolgedessen wieder geräumt und

Präsident Paul Krüger und seine Frau.

Der Van Reenen-Paß in den Drakensbergen.

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verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 836_k_1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0836_k_1.jpg&oldid=- (Version vom 27.11.2021)