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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)


Allerlei Winke für jung und alt.

Poetische Prosa zum Weihnachtsfest. „Schenkt mir nur nichts Unpraktisches!“ Diesen Ausspruch hört man vom Hausherrn und von der Hausfrau des öfteren vor Weihnachten und „ein Paar Hausschuh und Strümpfe, ein solider Schinken oder dergleichen sind mir lieber als allerlei hübsche, aber unnütze Sachen“ lautet der Schluß des Satzes. In solchen Fällen die geäußerten Wünsche unberücksichtigt zu lassen, wäre sehr unrichtig, denn es gilt doch vor allem, Freude zu bereiten. Wo man aber solche prosaische Liebesgaben auf den Weihnachtstisch legen muß, da sollte es nur in anmutiger Umhüllung, mit reizvollem, weihnachtlichem Ausputz geschehen, am Christfest soll auch die Prosa poetisch geschmückt werden. Kleine Anregungen zu solchem Ausputz wollen die folgenden Zeilen geben:

Ein Paar Hausschuhe lassen sich zum allerliebsten Zwillingspärchen ausputzen, wobei man auf jedes Schuhblatt erst ein zusammengefaltetes rauhes Waschläppchen als Kopfkissen heftet und hierauf einen Puppenkopf befestigt. In jeden Puppenkopf steckt man ein längliches Stück Seife, legt nun mehrere Waschläppchen bis zum Hals der Puppenköpfe als Wickelkissen herum und umbindet das Ganze kreuzweise mit dunkelrotem fingerbreiten Atlasband. Oben und unten werden zwei Schleifen als Schmuck befestigt, die so ausstaffierten Schuhe dann nebeneinander auf einen passenden, mit Tannenzweigen dicht besteckten Pappdeckel gelegt und zuletzt um diesen nochmals ein rotes Seidenband geschlungen.

Zwei Schneemänner lassen sich aus allerhand praktischen Sachen bilden. Ein dicker, allerdings ein wenig plumper Schneemann hat einen Rumpf aus dicht zusammengelegten selbstgestrickten Strümpfen, die erst in Seidenpapier gewickelt und mit farbigem Band umwunden werden, bevor sie die Watteumhülluug erhalten. Die Beine werden aus zwei länglichen Pergamentpapiertüten mit Thee gebildet, der Kopf aber aus einem dicken Knäuel Bindfaden und die Arme aus eingehüllten Cervelatwürsten hergestellt. Man nimmt nun ein Brettchen, durchbohrt es zweimal und zieht ein Stück dicken Draht durch die Löcher, mit beiden Enden nach oben gerichtet. Hieran wird der Schneemann gut befestigt, wobei jedes einzelne Glied mit loser Watte gut umwickelt wird. Der Kopf wird mit Augen, Mund, Nase und Bart angemalt und ein Cylinderhütchen ihm recht schief aufgestülpt, während noch ein Bund Stricknadeln, die gut mit silberner Schnur zusammengebunden werden, ihm als Stock in den einen Arm geschoben wird. Der ganze Schneemann kann zuletzt mit Christbaumschnee bestreut werden. Schlanker wird der zweite Schneemann gehalten, der ebenfalls auf einem dünnen Brettchen befestigt wird. Hier aber bohrt man die beiden Löcher nicht ganz durch und steckt zwei dicke Stricknadeln recht fest hinein. Man steckt auf die Nadeln je zwei Rollen Maschinengarn und bindet nun eine Flasche Tokayer mit dem Hals fest an die Nadeln, die dabei oben zusammengefaßt werden. Der Kopf wird aus einer runden Schachtel, die mit allerhand Nähsachen gefüllt wird, gebildet und die Arme aus mit Draht umwundenen Taillenstäben hergestellt. Ist alles so weit hergerichtet, so wird jeder Körperteil mit Watte umwickelt und der Kopf angemalt. Eine Stange Siegellack bildet den Spazierstock, die Bretter werden, wo sie sichtbar sind, mit Leim bestrichen und mit Tannengrün dicht belegt.

Ein alter, hübsch ausgeschmückter Spankorb mit Henkel giebt einen echt weihnachtlich ausschauenden Behälter für eine ganze Menge einfacher Putz- und Staubtücher, die man sogar aus alten Stoffresten herstellen kann, wenn man sie mit farbigem Garn umsticht und sonstwie mit einfachen Zierstichen versieht. Auch allerhand zum Putzen und Scheuern nötige Geräte: Bürsten, Staubwedel, Pinsel und dergleichen, birgt der Korb, dessen Inhalt für eine praktische Hausmutter eitel Wonne ist. Der glatte Korb wird innen mit Krepppapier ausgelegt, dagegen außen mit rosafarbigem Tüll bauschig bekleidet und an den Ecken mit rosa Bandschleifen verziert. Der Inhalt wird mit einem rosafarbigen Deckchen verhüllt und weiße und lichtgelbe Papierrosen auf dem Deckchen wie an den Außenwänden des Korbes hin und wieder befestigt. Der Henkel des Korbes wird mit rosa Tüllstreifen umwunden und mit einer Rosenguirlande verziert. Zuletzt malt man auf ein breites weißes Seidenband mit Goldbronze einen Weihnachtsspruch und spannt dies Band glatt von einer Seite des Korbes schräg bis zum entgegengesetzten Ende des Henkels aus, wo man es zu einer vollen Schleife bindet.



Zwei Festgerichte für die Weihnachtstafel.

„Etwas Besonderes“ verlangt gerade an Festtagen der allen kulinarischen Genüssen wohlgeneigte Eheherr von seiner Eheliebsten, die seufzend die Erfüllung dieses Wunsches zusichert, auch wenn er ihr zu aller Weihnachtsarbeit noch neue Last bringt, aber sie weiß es nur zu wohl: die Liebe des Mannes geht durch den Magen. So wird unsere geplagte Hausmutter es hoffentlich mit besonderer Freude begrüßen, wenn die beiden folgenden „besonderen“ Festgerichte rasch und leicht herzustellen sind.

Schweriner Rindslende. Die gehäutete und gespickte Rindslende, welche auf gewöhnliche Art gebraten wird, richtet man auf folgender Unterlage an. Drei geschälte und zerschnittene Knollen Sellerie schwitzt man mit etwas zerschnittenem rohen Schinken und Pfefferkörnern und einer Zwiebel durch, giebt einige Löffel Fleischbrühe hinzu und dämpft ihn weich. Der Sellerie wird dann durchgestrichen, in Butter etwas Mehl geschwitzt und dann die Mehlschwitze mit dem Sellerie und einem Löffel Tomatenbrei sowie einer Messerspitze Liebigs Fleischextrakt zu dickem Brei gekocht. Die zerschnittene Rindslende wird auf dem Brei angerichtet und mit Häufchen junger, in Butter geschwenkter Büchsenerbsen und gerösteten Kartoffeln garniert. Diese Rindslende ist als Gericht für den Abend des ersten Weihnachtstages sehr empfehlenswert.

Französischer Käseauflauf, als appetitanregendes leichtes Gericht für den zweiten Weihnachtstag zu empfehlen. Man rührt zu ihm 120 g Mehl in 1/3 l Sahne glatt, giebt 60 g Butter, 6 Eigelb, Salz und eine Prise Pfeffer dazu und rührt die Masse auf gelindem Feuer zu einer feinen Creme. Man läßt sie kalt werden, schlägt noch 2 Eigelb dazu, mischt 125 g geriebenen Parmesankäse darunter und zieht den steifen Schnee von 6 Eiweiß darunter. In einen großen oder mehrere kleinere Papierkästchen, die man fertig kaufen kann und vor dem Einfüllen mit Butter bestreicht, füllt man die Masse, die im Ofen eine Viertelstunde gebacken wird und dann sofort angerichtet werden muß. L. H.     


Allerlei Kurzweil.

Rösselsprung.

Zusammensetzungsaufgabe.
Aus den Buchstaben je zweier der nachstehenden Wörter ist immer ein drittes neues Wort zu bilden. Sind alle neuen Wörter richtig gefunden, so nennen deren Anfangsbuchstaben, von oben nach unten gelesen, den Titel einer beliebten Oper. Man bilde also aus:

1. Tisch und Aden einen Berg der oberösterreichischen Alpen,
2. Reh und Barde einen württembergischen Herzog,
3. Aar und Silbe einen französischen Satiriker,
4. Dorn und Wahl ein Blasinstrument,
5. Laie und Saturn einen Erdteil,
6. 6olf und Main einen Vogel,
7. Ebro und Falun einen Minnesänger,
8. Stein und Rabe einen vielverspotteten Kurpfuscher,
9. Talg und China einen Afrikareisenden,
10. Rolle und Atlas einen italienischen Volkstanz,
11. Inn und Esche einen Volksstamm in Asien,
12. Nerv und Noah eine preußische Provinz,
13. Grad und Lima eine Dichtungform,
14. Seil und Alba eine spanische Königin,
15. Rhein und Speer eine Pflanze,
16. Rang und Oder eine Truppengattung.


Umstellrätsel.
Mandel, Ostern, Ikarus, Goslar, Pansen, Ostsee, Athene, Martin, Riesen, Odense, Lauban.

Durch Umstellung der Buchstaben ist unter Hinzufügen je eines Buchstabens aus jedem dieser Wörter ein neues Wort zu bilden, so daß die mittelsten Buchstaben der neuen Wörter einen Roman von W. Heimburg nennen. Die Wörter bezeichnen: 1. ein Bergwerk in Spanien, 2. einen Fluß in Syrien, 3. eine Stadt in der Türkei, 4. eine Landschaft auf dem Peloponnes, 5. ein europäisches Reich, 6. eine Person aus Goethes „Iphigenie“, 7. eine Stadt in Persien, 8. ein Metall, 9. ein europäisches Königreich, 10. ein Nordseebad, 11. eine Stadt in Sibirien. A. 8t.     


Anagramm.

Wenn es getrennt der Frau gebricht,
Ist dies ein Mangel, den man gern verzeiht,
Besitzt vereint sie’s aber nicht,
Fehlt ihr der Zauber echter Weiblichkeit.
  Oscar Leede.


Silbenrätsel.
a an ar ben er is ker ker la mi ne pen sa sen sor spei ton.

Aus diesen 17 Silben sind 8 Wörter von der Bedeutung unter a. zu bilden; dann füge man zu jedem Wort einen passenden Buchstaben hinzu und bilde durch Umstellen der Buchstaben aus dem Worte unter a. ein anderes von der Bedeutung unter b. Beispiel: a. Nestor, b. Orontes. – Die Anfangsbuchstaben der b–Reihe müssen einen griechischen Dichter nennen. Die Bedeutung der Wörter ist folgende: 1. a. eine Stadt in Rußland, b. ein Schlachtfeld bei Wien; 2. a. ein Gefäß. b. ein englischer Physiker und Mathematiker; 3. a. eine Stadt in Thessalien, b. eine Stadt am Golf von Salerno; 4. a. ein Nebenfluß der Donau, b. ein Titel; 5. a. ein Metall, b. eine Stadt in der Nähe des Vesuv; 6. a. eine Stadt in der Rheinpfalz, b. eine Stadt in Ungarn; 7. a. ein slavischer Volksstamm, b. ein Schloß der Königin Viktoria von England; 8. a. ein Sinnbild der Hoffnung, b. ein Nebenfluß des Rhein. A. 8t.     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 868_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0868_a.jpg&oldid=- (Version vom 25.12.2023)