Seite:Die Geschichte der Herrschaft Eisenburg Ludwig Mayr 049.jpg

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Marstetten ohne männlichen Nachkommen stirbt, erbt der Gemahl seiner einzigen Tochter Juta, Berthold von Neifen, der schon am 2. II. 1239 sich als Graf von Marstetten unterzeichnete, die Hauptmasse des Nachlasses, während Marstetten selbst als erledigtes Reichslehen 1281 an Kempten vergabt wird (s. o.). Das neue Grafengeschlecht von Marstetten, die Herren von Neifen, erlosch 1342, und der gesamte Besitzstand (?) kam mit des letzten Berthold einziger Tochter Anna an den Herzog Friedrich von Bayern-Landshut († 1393). Doch können es nurmehr kärgliche Reste der einstmaligen Grafschaft gewesen sein, das Landgericht und zerstreute Mannlehen wie Eschach, Rotis, Witzenberg. Die Marstettener treten von nun an als einfache „Herren“ auf. – Wo sind die Grafenrechte hingekommen?

Das Zollrecht „von der Bruck zu Kempten bis zu Jener zu Kellmünz, schon 1397 von Wenzel konfirmirt“ wird mit andern Gerechtsamen der Herrschaft Marstetten 1406, 1413, 1446 von den Kaisern Ruprecht, Sigmund und Friedrich bestätigt. Auch die Reichsstadt Memmingen verglich sich mit den Freiherrn von Marstetten wegen des Zolls zu Lautrach, Arlach und Egelsee. Desungeachtet muß es hiewegen damals mancherlei Streitigkeiten gegeben haben. Denn G. J., der dies entnommen ist, berichtet S. 311, daß ein Herr von Marstetten einen Ritter von Eisenburg gefänglich eingezogen und in seine Burg gelegt habe, bis Auslösung erfolgte (leider ohne Angabe des Jahres).

Das Jagdrecht

(der Wildbann) ging im größten Teil der Grafschaft an die eingesessenen Grundherrn und reichsfreien Stadtbürger über, und so entstand

„die freie Pirs aus dem Booser Hart“,

die anfangs von Aitrach bis gen Kirchberg, von Wolfertschwenden bis gen Illereichen, von Haslach bis gen Sontheim sich erstreckte, im Laufe des 15. Jahrhunderts aber einen bedeutenden Teil ihres Gebietes nach und nach verlor und seitdem als scharf begrenzte „freie Birsch auf dem Booser Hart“ nördlich bis gegen Babenhausen, östlich bis an die Günz, westlich bis an die Iller, gegen Süden aber bis an die St. Nikolauskapelle bei Sontheim, an die dortige Bildsäule an der Schwelk, bis Gottenau, Hawangen, Aymühle, Herbishofen, Hetzlinshofen, Dietrichsried, die äußerste Woringer Einöde, die Kardorfer Felder und an die Iller bei Kardorf reichte (G. A. II. 124). Dieses „Boßerhard" wird uns noch beschäftigen. Solcher Freiharte, freier Pirschen gab es nach Gr. B. im alten Schwaben 13. Die uns berührende

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Ludwig Mayr: Geschichte der Herrschaft Eisenburg. Selbstverlag, Steinbach bei Memmingen 1914–1918, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Geschichte_der_Herrschaft_Eisenburg_Ludwig_Mayr_049.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)