Seite:Die Geschichte der Herrschaft Eisenburg Ludwig Mayr 110.jpg

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2. Teil. Die Sippe der Setteline.

Jahren haben die Eigentümer von Eisenburg dem Schottenabt Thaddäus von St. Jakob zu Regensburg und dem Probst Schreiber zu St. Nikolaus, vor der Stadt Memmingen gelegen, auf deren Bitten hin auf ihr Lebtag vergönnt ihr eigen Vieh auf dem Schottenanger und im Schottenholz tratten, auch ein Viehhaus in besagtes Holz setzen zu lassen, wogegen jährlich 3 Hühner nach Eisenburg zu entrichten waren. Nun aber wollen die Augustiner diese Hühner als Herbsthühner erklären, sich das Eigentum über das Schottenholz anmassen, und haben statt des Viehhauses eine gemauerte Wohnung darin erbaut und diese trotz Aufforderung nicht geräumt. Gegen solches müsse er feierlich protestieren. – Die Sache sieht gefährlich aus. Doch ist die Fehde nicht mehr im Schwang. Man hat andere Besänftigungsmittelchen, und das Schenkbüchlein der Stadt verrät sie (Stb.): „In der Frauen Huß von Eißenburg hat man 10 Kanten Wein geschenkt und 4 in das Augustinerkloster dem Vogt von Otibeuren wegen des spans des Geißhof halb. Im Jenner 1564.“ Und so folgt denn im März 1566 (w. v. Sta. 363.7) der Vergleich: Die Augustiner zahlen dem Sebastian Reichlin von Meldegg für seine Ansprüche und Forderungen 250 fl, wofür der benannte Geishof aber ihr unbestrittenes Eigentum werde. Wollen sie denselben verkaufen, so haben sie ihn zuerst dem Rat der Stadt anzubieten; ebenso bleiben sie im Besitze des Gütleins zu Amendingen, haben aber 12 Pfennig Fallzins, die sie letztlich versäumten, an Eisenburg zu entrichten. Damit ist die welterschütternde Irrung und Verwirrung glücklich abgetan.

In U. u. Scho. H. findet sich im Jahre 1567 die gleichlautende Vormerkung, daß Sebastian v. Reichlin die Eisenburg neu aufgebaut habe, wobei Scho. H. ausdrücklich hervorhebt, daß er „welsche Maurer emplojiret“ habe. Dieser zweite Bau dürfte notwendig geworden sein, nicht bloß wegen mangelhafter Beschaffenheit des ersten infolge des Zahns der Zeit, der nun daran genagt, sondern wohl mehr noch wegen der Zeitgemäßheit. Wir können uns den ersten Bau nicht viel anders vorstellen, als ein turmähnliches Gebäude mit meterdicken Mauern, geschaffen mehr zu Trutz und Wehr als ritterlichem Minnedienst mit Vorwerk: „Vestin und Purg“, während der zweite Bau in Urbarien und reichsritterschaftlichen Matrikeln als Feste, Burg und Schloß auftritt, sogar mit landwirtschaftlichem Bauhof davor. Leider ist von beiden Anlagen, soweit bis jetzt bekannt, keine Ansicht vorhanden. Am 4. Aug. 1567 ist „heiratsabrede“ zwischen Reichlin und Wolf Dietrich Luwin, B. z. M., wegen „beider Kinder“ Christoph Eberhard und Justina, welche auch zum Ziele führt (Sta. 50.1).

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Ludwig Mayr: Geschichte der Herrschaft Eisenburg. Selbstverlag, Steinbach bei Memmingen 1914–1918, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Geschichte_der_Herrschaft_Eisenburg_Ludwig_Mayr_110.jpg&oldid=- (Version vom 9.10.2022)