Seite:Die Geschichte der Herrschaft Eisenburg Ludwig Mayr 271.jpg

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werden konnte. Der sog. „Wilde Hirtenstand“ wurde rücksichtslos eingeengt, die Gemeinschaftsabteilungen (Vereinödungen) auf alle Weise gefördert (und hier am 2. Mai 1807 durch den Kgl. bayr. Geometer Ferdinand Bleicher vollendet).

Über die Vereinödungsverhandlungen gibt uns eine Lupin’sche Aufzeichnung im Auszug trefflichen Bescheid (Prot. S. 206 vom 2.11.1803): Da die Eisenburger Gemeinde bis auf 4 Gemeindsmänner Baron Hermannscher Untertanen sich untereinander fest entschlossen haben ihren Gemeindsboden zu verteilen, so brachten sie ihren Entschluß dem Herrn Administrator und jeder seinem Herrn gesondert geziemend vor, welche alle damit zufrieden waren bis auf Herrn v. Hermann. Zu einer diesfallsigen Konferenz vom 26. 8 br d. J. erschien Herr v. Hermann auffallender Weise nicht, sondern bat, man möge die Gründe schriftlich mitteilen, was Herr v. Lupin wie folgt unternimmt. Die tägliche Erfahrung zeige, daß das Vereinöden von ungemeinem Nutzen sei, den Wohlstand besonders der Kleinbegüterten sehr fördere. Vor allem leiden bei bisherigem Weidebetrieb die Bauern, die Mähder haben, durch das immerwährende Hintreiben. Die Mähder würden ruiniert, tragen kein Heu. Dazu sei der Trieb in Eisenburg durch die Vereinödung in Amendingen (1802) sehr geschwächt. Sodann würden die Mähder, Felder und der übrige Teil der Gemeindsböden durch Verleihung des Gartenrechts besser gehalten. Seien Heu, Grummet und Feldfrüchte eingeheimst, so könne der Einzelne seinem gesamten Vieh auf seinem Grund viel bessere und auskömmlichere „Frazzung“ gewähren. Die Eisenburger hätten so wie so schon Mangel an Dünger, der bei der ständigen Weide vertragen würde. Durch die Vereinödung aber verbleibe er dem Eigentümer. Daß gerade 3 Söldner sich gegen die Vereinödung stemmen, habe seinen Grund darin, daß ihre zerstreuten Felder durch den Trieb nicht so leiden wie die zusammenliegenden Gründe der Bauern. Schließlich würden durch die Vereinödung die endlosen Streitigkeiten wegen des Weidgangs endlich aufhören. Lupin führt folgendes Beispiel an: Im Frühling und Herbst soll der Hirt jeden andern Tag das Vieh auf den Bauhofer Berg treiben. Der Anton Frehner aber gebe dem Hirten Speise, daß er seine brachte Plätze schone, auch gebrauche er die feine List, hinten und vornen auf seinen Feldern Klee anzubauen, nebenzu Flachs, daß der Hirt nicht hineinkönne, der Nutzen also seinem eigenen Vieh verbleibe und die andern den Schaden hätten, die dann umso mehr durch den Trieb mitgenommen würden. – Solchem Fürhalten hielt auch das v. Hermannsche Eis nicht stand und die Vereinödung ward Tatsache.

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Ludwig Mayr: Geschichte der Herrschaft Eisenburg. Selbstverlag, Steinbach bei Memmingen 1914–1918, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Geschichte_der_Herrschaft_Eisenburg_Ludwig_Mayr_271.jpg&oldid=- (Version vom 19.7.2023)