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Walther Kabel: Die Geschichte des ersten Panzerschiffes. In: Die Burg, 2. Jahrgang, S. 293–296

unterbreitete ihm die Pläne für ein Schiff, das mit Bleiplatten gepanzert werden und daher für Kanonenkugeln undurchdringlich sein sollte.

Der erfahrene Seeheld wollte jedoch von den Vorschlägen Toscios nichts wissen, da er fürchtete, das Fahrzeug würde durch den Bleipanzer zu schwerfällig werden.

Schließlich einigte man sich dahin, daß Toscio das Schiff auf seine eigenen Kosten bauen und daß es von Andrea Doria für die Expedition erst angekauft werden solle, wenn es sich als seetüchtig bewährt habe.

Der Schiffsbaumeister machte sich sofort ans Werk und vollendete das Schiff auf seiner Werft in Nizza in nicht ganz sechs Monaten. Ende des Jahres 1534 wurde es vom Stapel gelassen und begann Mitte Dezember seine Probefahrten, denen Andrea Doria sowie ein Abgesandter Karls V. beiwohnten. Das Fahrzeug, das auf den Namen „Santa Anna“ getauft worden war, erwies sich in jeder Hinsicht als brauchbar. Kanonenschüsse, die man auf seinen Panzer abfeuerte, hatten keine Wirkung.

Die „Santa Anna“ wird von dem erwähnten Geschichtsschreiber folgendermaßen beschrieben: Bei einer Länge von 56 Meter hatte das mit zwei Masten versehene Schiff eine größte Breite von 18 Meter. Die Bordhöhe betrug 6 Meter. Zu Wasser gelassen, völlig ausgerüstet und mit einer Besatzung von 300 Mann versehen, hatte es trotz des Bleipanzers einen Tiefgang von nur 3 Meter.

Vierundzwanzig Kanonen verschiedenen Kalibers waren in dem Batteriedeck und oben auf Deck verteilt.

Die aus Bleiplatten von 8 Zentimeter Dicke bestehende Panzerung zog sich um das ganze Schiff in einer Breite von 13/4 Meter herum und zwar dergestalt, daß der Panzer sich einen halben Meter unter die Wasserlinie erstreckte und auch das Batteriedeck durch ihn völlig geschützt wurde. Die verwendeten Bleiplatten hatten eine durchschnittliche Größe von 1 Quadratmeter und waren auf der Schiffswand mit großen Nägeln befestigt. Als Zwischenschicht zwischen Panzer und Schiffswand hatte man eine dicke Lage Pech angebracht, während die Fugen zwischen den einzelnen Platten mit Blei ausgegossen waren, so daß der Panzer eine zusammenhängende Masse darstellte.

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Geschichte des ersten Panzerschiffes. In: Die Burg, 2. Jahrgang, S. 293–296. Verlag der Paulinus Druckerei, Trier 1914, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Geschichte_des_ersten_Panzerschiffes.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)