Seite:Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit 2 Bd. 35 (1891) 05.jpg

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die Mareella und Melania, die Fabiola und Blesilla, die Laeta und Demetrias und jene siebenmal Durchbohrte[1] in Büchern und Briefen zu verherrlichen, er hätte auch dem Preise dieser nicht wenige Bände gewidmet. Da nun kein Mann wie Hieronymus und auch kein anderer da ist, den seine Kenntnisse in den edlen Wissenschaften zur Lebens- und Sitten-Schilderung einer solchen Frau befähigten, so lasset uns Ungelehrte mit Gottes Hilfe nach unserem Vermögen aus Werk gehen.

2. Von königlichem und gottesfürchtigem Stamm[2] entsprossen, gelangte sie durch Gottes Gnade schon in früher Jugend und kaum sechzehn Jahre alt zu einem königlichen Ehebündniß. Sie wurde nämlich dem Könige Lothar vermählt, dem Sohne Hugos, des reichen Königs von Italien. Aus dieser Ehe hatte sie eine Tochter[3], mit der Lothar, der König der Franken, den König Ludowich[4] zeugte, welcher kinderlos verstarb und nach königlichem Brauch bekanntlich in Compendium bestattet wurde. Da aber besagter Lothar ungefähr drei Jahre nach seiner Vermählung mit der Frau Adalheida verstorben war[5], blieb sie zurück, verwittwet, des Reiches beraubt und des ehelichen Trostes verlustig. Eine schwere Verfolgung stand ihr bevor, welche die Auserwählten zu läutern pflegt, wie das Gold der Ofen. In Wahrheit stand ihr nach Gottes Fügung von Außen eine leibliche Trübsal bevor, auf daß nicht im Innern strafbare Fleischeslust das noch jugendliche Weib durchglühe. Gott wollte sie durch so viele Schläge züchtigen, auf daß sie nicht nach den Worten des Apostels Paulus als Wittwe lebendig in Lüsten erstürbe[6]. Er wollte sie aus väterlicher Neigung so viele Gefahren bestehen lassen, daß sie nicht unwürdig sei jener Kindschaft Gottes, von der die Schrift sagt: „Den Sohn, den----

  1. Ein Weib aus Vercelli; vergl. Hieron. ep. 49 ad Innocent. Lib. III. ep. VII.
  2. Aus dem Stamme der burgundischen Welfen, Tochter des Königs Rudolf II.
  3. Emma.
  4. Ludwig V, st. 21. Mai 987, der letzte Karolinger.
  5. Am 22. Nov. 950.
  6. 1. Tim. 5, 6.