Seite:Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit 2 Bd. 35 (1891) 13.jpg

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göttlicher Weisheit erfahren, wie sie ihn denn selbst in heiligen Wissenschaften fortwährend zum Lehrer haben wollte.

Das Kloster selbst aber stattete sie mit Grundbesitz, Baulichkeiten, Gold, Edelsteinen und köstlichen Gewändern und anderen mannigfachen Schmucksachen so reich und ehrenvoll aus, daß es den Dienern Gottes daselbst an nichts fehlte. Während der noch übrigen vier Jahre ihres Lebens weihte sie ihrem Schöpfer sich und ihr Vermögen und machte dadurch die Armen in Christo und seine Knechte zu ihren Freunden, damit, wenn die irdischen Zelte dahinschwänden, sie in den ewigen von ihnen aufgenommen würde.

11. Während sie also durch die Verwicklungen der höchsten Staatsgeschäfte in Anspruch genommen wurde, verschmähte sie nicht, den mannigfachen Bedrängnissen der Armen und Nothleidenden abzuhelfen. Und da sie doch, wie es der kaiserlichen Würde zustand, ihren Leib mit prächtigen Gewändern hätte schmücken und ihr Haupt mit kostbaren Edelsteinen hätte umgeben können, so wollte sie mit dergleichen unnützen Dingen sich nicht beschweren, sondern beschloß, damit die Armen zu unterstützen oder das Kreuz des Herrn und das Evangelium Christi auszuzieren. So eiferte sie dem Erlöser nach, der, obgleich der Höchste von allen, es doch nicht verschmähte, die Niedrigkeit der menschlichen Natur auf sich zu nehmen. Häufige Wohlthaten erzeigte sie außerdem zahllosen Klöstern von Chorherren, Mönchen und Nonnen, die weit umher in verschiedenen Ländern gegründet waren, damit die Schaaren der Diener Gottes, durch ihre Freigebigkeit gekräftigt, mit um so freierem Herzen für sie und das Reich Gottes Beistand erflehen möchten.

12. Denn in allem, was sie that, hielt sie fest an der Gerechtigkeit und übte Freigebigkeit gegen alle; wohl wissend, daß der einst richten werde, dem das Verborgene nicht entgeht, dem das Böse mißfällt und die Tugend Freude macht. So