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über dem die eingeschaltete elektrische Glühbirne hing, saß ein Fremder und nicht der Holländer, – ein Fremder, der gerade dabei war, auf einer großen Landkarte mit einem Zirkel irgendwelche Entfernungen abzumessen.

Seltsam! Ein Unbekannter dort drüben?! – Ich überlegte mir die Sache, kam dann auf einen besonderen Gedanken, der in mir deshalb so schnell aufgestiegen war, weil Zuitenbrooks blondes, starkes Kopfhaar und sein dichter, langer Vollbart auf mich gleich einen merkwürdigen Eindruck gemacht hatten, nämlich den, als ob sie falsch wären.

Wenn man Schriftsteller ist und hauptsächlich die dunklen Seiten des menschlichen Seelenlebens in Kriminalromanen tiefer zu beleuchten pflegt, gewähnt man sich unwillkürlich so etwas wie Detektivaugen an.

Nun – mein erster Schreck beim Anblick des Fremden verwandelte sich plötzlich in Argwohn. Ich sagte mir, daß ein Mensch, der sein Äußeres durch falschen Bart und Perücke zu verändern sucht und der nur allein in seiner Kabine bei (sicherlich!) verschlossener Tür zu später Abendstunde diese Verkleidung ablegt, ein schlechtes Gewissen haben muß.

Gewiß: dieser Holländer konnte ja auch ein Polizeibeamter oder dergleichen sein, der hinter einem Gesetzesverächter her war. Dagegen sprach nun jedoch die Tatsache, daß es hier auf dem Frachtdampfer nur ganz harmlose Leute gab und daß ein Kriminalbeamter, der etwa anderswo als hier an Bord der Algier jemand beobachten wollte, nicht wie ich zum Beispiel aus Sparsamkeit gezwungen gewesen wäre, gerade dieses doch recht langsame und nur geringe Bequemlichkeiten bietende Schiff zu benutzen.

Nein – dieser Zuitenbrook (natürlich auch ein falscher Name) wanderte sehr wahrscheinlich auf faulen

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)