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erste Trupp, der der drei Sonntagsjäger, der ja den Weg für Ulmed Rischa und auch für uns bestimmte, sich stets abseits der Karawanenstraßen und der Beduinendörfer gehalten hatte und daß Ibrahim die Channeks uns als berüchtigtes Diebesgesindel geschildert hatte, was auch Augustus nicht unbekannt war. Wenn wir bisher die als nächste vor uns befindlichen Berber noch nicht eingeholt hatten, so lag dies daran, weil wir viel Zeit einbüßten durch einen bösen Rückfall des Augenleidens Ibrahims, das wir zuletzt wohl etwas zu leicht genommen hatten. Erst in Kersas hatte ich das Augenwasser erneuern und mir auch eine Salbe besorgen können, die dann vorzüglich halfen. –

Die Sonne war im Untergehen begriffen. Der westliche Horizont erstrahlte in jenem wunderbar klaren Farbenspiel, das nur die reine Wüstenluft zur Entstehung gelangen läßt. Ein so zartes Rot, so eigenartige Farbenübergänge zu dem intensiven Gelb der höheren Schichten gibt es nur in den ungeheuren, öden Länderstrecken, die uns unter dem Namen Sahara, Libysche und Arabische Wüste bekannt sind.

Wir hatten soeben die Vorbereitungen zu einer kurzen Rast getroffen. Ibrahim als strenggläubiger Muslim kniete auf seinem kleinen Gebetteppich und verrichtete die vorgeschriebenen Abendgebete und Waschungen – hier mit Sand in Ermanglung einer genügenden Menge Wasser. Augustus war mit seiner Kinderbüchse, vor der ich inzwischen jedoch einen gehörigen Respekt bekommen hatte, in dem Tale, wo wir uns hinter Tamarisken-Sträuchern gelagert hatten, zu Fuß weiter nach Westen gegangen, um vielleicht etwas Jagdbares aufzustöbern, denn wir waren mit unseren Vorräten so ziemlich zu Ende. Unsere Pferde rupften das spärliche Gras ab, das immerhin zeigte, daß der Boden hier einige Feuchtigkeit enthalten mußte.

Ich hatte soeben Barbier gespielt, das heißt mir

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/107&oldid=- (Version vom 31.7.2018)