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mit einer kleinen Klappschere Bart und Kopfhaar gestutzt, und wollte nun an meinem Lederanzug eine Kleinigkeit flicken, als ich einen schwachen Knall von dort etwa herüberklingen hörte, wo Augustus sich befinden mußte.

Die Schüsse aus seinem Tesching klangen so dünn und hell, daß sie unverkennbar waren. Augustus schien also als Jäger Glück gehabt zu haben. Bemerkt sei hier, daß er die Patronen seiner Kinderflinte mit einem Gemenge von Pulver und einem Sprengstoff nachgeladen hatte, den auch die Bahnarbeiter in Algerien beim Sprengen von Felsen benutzen. So harmlos die kleine Waffe also aussah, – ihre Kugeln trafen stets und hatten eine Durchschlagskraft, die den Geschossen meines Stutzens gleichkam.

Da – abermals derselbe dünne Knall! Und gleich darauf zwei – drei Rvolverschüsse, ganz schwach nur zu hören.

Ich sprang auf. Ein Griff nach dem Stutzen ein paar schnelle Schritte zu meinem Pferde, und ich ritt im Galopp davon, nachdem ich Ibrahim noch zugerufen hatte: „Vorsicht – Augustus scheint in Bedrängnis zu sein!“

Die Fußtapfen unseres kleinen Gefährten, der während dieser zwei Wochen unser gewissenhafter Lehrer auf allen Gebieten „praktischer Wüstenkunde“ gewesen, waren in dem feinen Sande als flache Vertiefungen deutlich zu sehen. Das von sehr hohen Dünen umgebene Tal machte sehr bald eine Krümmung nach Norden, lag nun wenigstens 500 Meter weit, übergossen von der feurigen Röte des Sonnenuntergangs, bequem zu übersehen da.

Von Augustus nirgends etwas zu bemerken – nirgends! Und dabei konnten die Schüsse nur hier gefallen sein, niemals in noch größerer Entfernung! Ich jagte weiter. Hinter einer niedrigen Sandaufhäufung

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/108&oldid=- (Version vom 31.7.2018)