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Der vordere Tuareg stürze. Ich hatte auf das linke Bein gezielt.

Der nächste flog kopfüber hin. Auch mit Beinschuß. Da stutzten die anderen. Aber – hier zeigte sich, daß es keine feigen Gegner waren, mit denen ich’s zu tun hatte. Einer warf sich lang hin, die anderen verschwanden nach rechts in den Sträuchern.

Der liegende Kerl feuerte jetzt. Haarscharf ging mir die Kugel am linken Ohr vorbei, so daß ich unwillkürlich zur Seite fuhr. Dann – wieder die Beine in die Hand – weiter Ibrahim nach, dessen hellen Burnus ich gerade zwischen den Pferden verschwinden sah.

Zu spät – man hatte mir schon den Weg abgeschnitten. Ich mußte nach links ausweichen, hinaus aus dem Gebüsch. Schüsse knallten hinter mir drein. Die Verfolger riefen einander verschiedenes zu. Es mußten noch ein paar mehr geworden sein. Ich blickte nicht zurück, rannte über mageren Grasboden dahin, jetzt immer geradeaus, um den kleinen Vorsprung nicht einzubüßen.

Es war ein Wettlauf ums Leben! Nun ging’s eine Düne empor, hinab in eine Mulde, wieder aufwärts durch losen Sand. Da wagte ich zurückzuschaun – und neu belebt lief ich weiter, denn ich hatte ja gesehen, daß die Entfernung sich vergrößerte, daß ich schneller als die Tuareg war.

Noch eine Düne; dahinter ein Streifen Gestrüpp. Ich duckte mich, rannte nach rechts an der natürlichen Hecke entlang, kam in eine tiefe Mulde zwischen kahle Dünen, spürte plötzlich festeren Boden, fraglos getrockneten Schlamm, befand mich also in einem Flußbett, jagte nun nicht mehr wie gehetzt weiter, sondern schonte meine Kräfte, frohlockte bereits über die gelungene Flucht, als – unter mir die Erde nachgab und ich in die Tiefe stürzte – in eine Grube – ein Loch.

Ich prallte auf irgend etwas auf – ja, es war ein Tier, spürte sofort den scharfen Raubtiergeruch, fühlte

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/134&oldid=- (Version vom 31.7.2018)