Seite:Die Goldkarawane.pdf/144

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beschien, sah ich sofort, daß auf der einen Seite eine grobe Zeichnung mit dicken schwarzen Strichen (Holzkohle und Fett stellte ich als „Tusche“ fest!) stand. So kunstlos die Skizze nun auch war, ebenso übersichtlich hatte der „Künstler“ sie angelegt. Links unten war die Oase mit den Bäumen, den Reisighütten und dem Buschstreifen angedeutet. Von hier lief eine punktierte Linie etwa genau so, wie ich damals auf der Flucht vor den Tuaregs weitergeeilt war. Selbst das ausgetrocknete Flußbett war zu erkennen, und – da – wahrhafttig, das sollte die Fanggrube sein mit einem darin hockenden Ungeheuer von Hyäne! Die Punktlinie folgte den schraffierten Schlangenwindungen des Flußtales weiter bis zu einer Menge kleiner Vierecke und Dreiecke, die fraglos Felsen vorstellen sollten. Über diesen Felsen schwebte etwas wie die Figur eines Klowns mit spitzer hoher Mütze. Und hier hörte auch die punktierte Linie auf.

Der Klown – das war natürlich der Komiker, Hofschauspieler a. D. Augustus Wruke! Und die Skizze war eine Nachricht für mich, die mir angeben sollte, wo ich ihn finden könnte. Die Fahne hatte ja an meinem Baume gesteckt. Augustus war auf die Idee wohl deshalb gekommen, weil er in der Oase zu bleiben und auf mein Erscheinen zu warten nicht gewagt hatte. – Jedenfalls war’s ein sehr glücklicher Gedanke von ihm gewesen. Freilich, ob ich die Fahne hier finden würde, konnte er nicht voraussehen. Und ich hätte sie auch nicht entdeckt, wenn nicht die Dankbarkeit gegen die Hyäne als meine Lebensretterin mich hierher geführt hätte, um die Stricke zu suchen. Man sieht, eine gute Absicht hat zuweilen die besten Folgen.

Nachdem ich sämtliche Riemenenden gesammelt hatte, machte ich mich schleunigst auf den vorgezeichneten Weg. Die Hyäne wollte ich nachher zusammen mit Augustus

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/144&oldid=- (Version vom 31.7.2018)