Seite:Die Goldkarawane.pdf/146

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Wrukes seltsame Kopfbedeckung hatte ja am Sattel meines Falben gehangen.

Als ich nun bei Augustus auf der Plattform des mächtigen Felsens anlangte, die sich nach der Mitte zu kraterartig vertiefte, war Ibrahim nirgends zu erblicken. Kaum hatte ich dem wackeren Kerlchen daher kräftig die Hände geschüttelt, als ich auch schon nach Ibrahims Verbleib fragte.

Da veränderte sich Augustus Wrukes Gesicht von Kugel- zur Eiform, ward lang und länger. Kleinlaut berichtete er, Ibrahim sei gefangen genommen, und es sei ganz unmöglich gewesen, ihm zu helfen.

Ich mußte mich mit dieser Enttäuschung abfinden. Darauf ließ ich mir von ihm erzählen, was er seit dem Augenblick erlebt hatte, wo ich bei unserer gemeinsamen Flucht gezwungen wurde, nach links abzubiegen und wir uns aus dem Gesicht verloren hatten.

Er war mit meinem Falben und seiner Flora vor den nachsetzenden Feinden das Flußbett entlang geflüchtet, wo der harte Lehmboden keinerlei Spuren annehmen konnte. Hier in den Felsen fand er sowohl für sich als auch für die Tiere ein gutes Versteck, pirschte sich dann aber doch wieder an die Oase heran, um zu versuchen, unser Sattelzeug und auch seine Kinderflinte zu holen, denn Flora und mein Falber hatte natürlich ungesattelt auf dem Weideplatze gegrast. So wurde er Zeuge, wie meine Verfolger die brennenden Grasbüschel in die Fanggrube hinabwarfen, ahnte nicht im entferntesten, daß ich gleichfalls in dem Loche steckte, und wollte mir dies jetzt zuerst gar nicht glauben. Es war ihm dann geglückt, nicht nur unsere Sättel und Zaumzeuge, sondern auch seine geliebte kleine Büchse und zwei Revolver aus demselben Zelte mitzunehmen, dem ich gleichfalls einen Besuch meines Stutzens wegen abgestattet hatte. – Mir erschien dies als eine so glänzende Leistung im Anschleichen, daß ich ihn nach den näheren Umständen befragte.

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/146&oldid=- (Version vom 31.7.2018)