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mit genannte Dschebel el Tit bekannt sei. Augustus hatte sich ja nach seinen eigenen Angaben viele Jahre in den Randgebieten der Sahara und in dieser selbst in allen möglichen Stellungen, bald als Kameltreiber, bald als Begleiter einer Maultierkarawane, dann wieder als Jäger oder als Führer von Touristen umhergetrieben. Vielleicht war ihm also dieser Berg der Quellen nichts Neues mehr, dessen Name doch auf einen für die Sahara ganz ungewöhnlichen Wasserreichtum schließen ließ.

Ich muß noch nachholen, daß Augustus inzwischen ein Feuer angezündet und eine Lammkeule darüber am Spieße befestigt hatte, deren appetitlicher Duft meiner Nase sehr wohltat und in meinem Magen schon wieder ein sanftes Knurren hervorrief.

Ganz ahnungslos sagte ich nun zu dem kleinen Käppiträger:

„Lieber Augustus, ich will Ihnen gleich nachher ein großes Geheimnis verraten. Zunächst aber noch eine Frage. Der Straußenfarmbesitzer, Sklavenhändler und Oberhalunke Ulmed Rischa gab als sein nächstes Ziel einen Ort an, den er Dschebel el Tit nannte. Wissen Sie als alter Saharaläufer –“

Da stockte ich. Augustus hatte nämlich die schöne Lammkeule in die Glut fallen lassen, hatte die Hände wie abwehrend gegen mich erhoben und stierte mich nun wie versteinert aus leichenblassem Gesicht mit so wilden Augen an, daß ich im ersten Moment annahm, er sei plötzlich – wahnsinnig geworden.

Dann aber erkannte ich, daß der Ausdruck in seinen Augen eine bis zum äußersten gesteigerte Mischung von Schreck, Entsetzen, Erstaunen und Angst war. Zunächst rettete ich die Keule, fragte dann kopfschüttelnd:

„Aber Augustus, – weshalb nur dieses Gesicht? Sie sehen ja aus, als sei Ihnen der leibhaftige Gottseibeiuns erschienen. Was gibt’s denn? Ich kann nur vermuten, daß vielleicht jener Dschebel für Sie mit wenig

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/148&oldid=- (Version vom 31.7.2018)