Seite:Die Goldkarawane.pdf/15

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Der angebliche Holländer starrte nun genau so nachdenklich und regungslos auf das halb zerfetzte, vergilbte Blatt wie vorhin ins Leere. Seine Augen ruhten besonders dort sehr lange, wo die rechte Ecke des Papiers fehlte und mit ihr ein Teil der Schrift.

Gut eine Viertelstunde hielt er so das Blatt in Händen. Dann schloß er es wieder weg und fing an sich zu entkleiden.

Da es nun nichts weiter zu beobachten geben würde, hob ich den Astpflock auf, wollte ihn in das Loch ganz behutsam zurückdrücken. Aber – er glitt wieder heraus. Ich suchte ihn aufzufangen, stieß dabei mit den Fingerknöcheln an die Wand, bekam ihn aber noch zu packen und schob ihn schnell in die runde Öffnung hinein, indem ich gleichzeitig die Schlipsnadel aus meiner Krawatte mit der Spitze der Nadel mit festklemmte, so daß das Aststück nun genügend festgekeilt war.

Auch ich ging nun zu Bett. Ich konnte nicht einschlafen. Ich hatte heute ja das erste wirkliche Abenteuer meines bisher recht alltäglichen Daseins erlebt! Ein Abenteuer war’s, sogar eines, das alle möglichen Mutmaßungen zuließ.

Wer war Anton Rastra? Weshalb trug er eine Verkleidung? Wie war er seiner Ohren verlustig gegangen, falls deren Fehlen eben nicht eine harmlose Ursache hatte? Was bedeuteten seine Worte: „Sie sollen sich mir nur nochmals in den Weg stellen –“ und so weiter? Und schließlich – was hatte es mit der Goldkarawane, der Karte von Afrika und dem vergilbten Blatt auf sich?

Ich träumte dann wirres Zeug, durchlebte im Traum blutige Kämpfe mit Kamelreitern, mit weißem Gesindel, wurde von Zuitenbrook-Rastra an einen Baum gebunden, mit dem Revolver bedroht.

In Schweiß gebadet erwachte ich, als die Sonne bereits hell durch die kleinen runden Fenster schien. Ich

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)